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Schweinehunde / Roman

Schweinehunde / Roman

Titel: Schweinehunde / Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lotte & Søren HAMMER
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Berg ergänzte betont optimistisch: »Mit dem Presseecho, das wir zur Zeit haben, kriegen wir sein Bild sicher in die Nachrichten!«
    »Das stimmt. Seine Wege sind ziemlich eingeengt, wenn wir die Fluggesellschaften und die größeren Bahnhöfe überwachen. Nach Hause zurückkommen wird er ja wohl nicht mehr.«
    Die Comtesse hob die Hände.
    »Einen Augenblick. Ich habe leider noch mehr.«
    Sie schwiegen, bereit für die nächste schlechte Nachricht.
    »Er hat uns eine Botschaft hinterlassen. Im Kinderwagen, für dich, Konrad.«
    Der Briefumschlag war klein wie für einen Blumengruß, auf der Vorderseite stand ganz einfach
Konrad.
Simonsen zog die weiße, schmucklose Karte heraus und las vor:
»Morgensonne, bringe Licht, weck die Hoffnung in den Meinen, dass sie jubeln, statt zu weinen!«
    »Und was soll das jetzt wieder bedeuten?«
    Die Comtesse antwortete resigniert: »Ich bin mir nicht ganz sicher, aber ich habe eine bange Ahnung.«
    »Und die wäre?«
    »Die Strophe stammt aus einem Grundtvig-Psalm, mit dem Namen
Abendseufzer, nächtlich Weinen …
«
    Konrad Simonsen warf die Nachricht wie ein Verliererblatt, das sich einem Trumpf beugen musste, flach auf den Tisch und schloss sich damit dem Pessimismus der Comtesse an, noch bevor sie mit ihrer Erklärung fertig war.
    »Das ist ein Beerdigungspsalm. Ich glaube nicht, dass wir noch einmal mit Per Clausen reden werden.«

[home]
19
    P er Clausen vergrub sich tief in die Kissen und lächelte wehmütig in Richtung Decke, während er es genoss, wie sich die Ruhe langsam in seinem Körper breitmachte. Es war ein wunderbarer Tag gewesen, wenn dieser auch anfangs mit etwas mehr Aufwand verbunden gewesen war, als er ursprünglich geplant hatte.
    Warum Konrad Simonsen tags zuvor eine junge Frau statt einem erfahrenen Mitarbeiter zu seinem Verhör mitgenommen hatte, war leicht zu durchschauen gewesen, und er hatte vor, es ihm mit gleicher Münze heimzuzahlen. Er hatte sich eine Kamera gekauft und das Glück gehabt, sein Motiv ohne lange Wartezeit zu finden. In einer Bibliothek druckte er die Bilder aus und schickte sie mit seinen Anweisungen an
Kletterer
. Danach hatte er sich den Rest des Tages freinehmen können.
    Er war sogar zu Hause gewesen, war zum letzten Mal in seine Kindheit eingetaucht.
    Viel hatte sich verändert, aber mit dem richtigen Blick war die Straße noch immer wie vor fünfzig Jahren. Der Asphalt war unverändert eben und von einer etwas feineren Textur als irgendwo sonst auf der Welt. Nur deshalb war die Straße über Jahrzehnte der beliebteste Treffpunkt zum Murmelspielen gewesen. Kinder jeden Alters waren von nah und fern in ihre Straße gepilgert, so dass es in den hellen Sommernächten vor Leben nur so gebrodelt hatte. Eine Heerschar von Kindern rief und johlte, verlor und gewann, lachte und weinte, während sie sich über die Regeln stritten oder flüchtige Allianzen schlossen. Jungs in Bundhosen und mit langen, harlekinartig gemusterten Kniestrümpfen, andere kahl geschoren und mit dreckigen Ohren und beständig laufenden Nasen. Mädchen in karierten, elastischen Röcken, die man nach unten ziehen konnte, so dass man ihre rosafarbenen Unterhosen sah.
    Er hatte sich hingekniet, das linke Knie auf der Erde, das rechte Bein nach hinten ausgestreckt, und war ein letztes Mal mit einer weit ausholenden hastigen Bewegung mit den Fingern über den Asphalt gefahren.
    Einen Moment lang hatte er nach einer Katze Ausschau gehalten, einem kleinen, zottigen Kätzchen, um die Zeit wieder aufleben zu lassen, hatte aber keine zu Gesicht bekommen. Damals hatte es hier von Katzen nur so gewimmelt. Tagsüber hatten sie auf den Mülleimern oder den Treppenstufen gelegen, sich gesonnt und geduldig auf ihr Frauchen gewartet, das dreimal die Woche mit Leckereien und Fischabfällen gekommen war. Nachts wurde die Stille von ihren Paarungsrufen und ewigen Kämpfen um ihr Territorium zerrissen. Kam der Katzenfänger in die Straße, war alle Feindschaft zwischen den Kindern aufgehoben. Dann kannte jeder seine Rolle. Die Mädchen schlossen sich in kleinen Gruppen zusammen und jagten die Katzen weg, während die Jungs mit Blasrohren und Zwillen zum Angriff übergingen. Die Kleinen liefen von Wohnung zu Wohnung und holten Verstärkung, während wieder andere das Lenkerband von ihren Fahrradlenkern wickelten und mit ihren Brenngläsern stinkende Feuer unter dem Katzenfängerwagen entzündeten. In der Regel musste er ohne Katzen wütend und fluchend wieder das Weite suchen, und

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