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Schweinehunde / Roman

Schweinehunde / Roman

Titel: Schweinehunde / Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lotte & Søren HAMMER
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sortieren, weil sie nicht schnell genug das Weite gesucht haben.«
    Das half.
    Konrad Simonsen teilte die Barmherzigkeit der Comtesse ganz und gar nicht, und seine Begeisterung darüber, sich mit Informationen aus zweiter Hand begnügen zu müssen, statt die Erklärung direkt aus den Mündern dieser Trottel zu hören, hielt sich in Grenzen. Aus Mangel an Alternativen ließ er sich schließlich aber doch auf einen Stuhl fallen und hörte ihr zu.
    Die Comtesse warf einen Blick auf ihre Notizen und verkündete dann die traurigen Neuigkeiten.
    »Etwa gegen zwölf Uhr Mittag verschwindet Per Clausen in dem lokalen Supermarkt und lädt seinen Einkaufswagen mit alltäglichen Sachen und Wein voll. An der Kasse legt er alles wieder zurück in den Wagen und schiebt diesen hinunter zur Hauptstraße von Bagsværd. Beim Metzger kauft er vier Sandwichs und zwei Bier, die er auch in den Wagen stellt, und im Kiosk besorgt er sich noch eine Stange Zigaretten. Bevor er in die Läden geht, deckt er seinen Wagen immer sorgsam mit seiner Regenjacke ab, damit die Passanten nicht einfach zugreifen können. Der nächste Stopp ist der Eisenwarenladen in der Bagsværd Hovedgade 266 A. Das Geschäft liegt im Erdgeschoss eines dreistöckigen Wohnhauses mit acht Eingängen. Er wird zu diesem Zeitpunkt von fünf Männern überwacht, zusätzlich sitzen noch zwei zur Reserve in einem Wagen.«
    Als Arne Pedersen und Pauline Berg in den Raum kamen, warf Konrad Simonsen ihnen einen mürrischen Blick zu. In weiser Voraussicht vermieden sie jeden Augenkontakt. Wenn ihr Chef in dieser Stimmung war, war es besser, sich zurückzuhalten. Die Comtesse fasste kurz für sie alles zusammen, bevor sie fortfuhr.
    »Im Eisenwarenladen studiert er die Waren im hintersten Regal, bevor er plötzlich in einem Hinterzimmer verschwindet und die Tür zuschlägt, nachdem er zuvor einen Zahnstocher im Schloss abgebrochen hat. Das Hinterzimmer hat einen direkten Zugang zu dem Parkplatz hinter dem Supermarkt, überdies führt eine Treppe nach unten zu einem Kellerlager. Bevor er nach unten geht, blockiert er die Tür mit einem Keil. Der Lagerraum ist mit einer Brandschutztür vom übrigen Keller getrennt, der sich wie gesagt über acht Treppenhäuser erstreckt. Am Ende des Kellers hat er in einem Fahrradraum einen Kinderwagen mit Kleidern zum Wechseln versteckt – ein schwarzes, muslimisches Ganzkörpergewand, das er einfach über seine anderen Kleider ziehen konnte.«
    »Oh, nein.« Konrad Simonsen seufzte.
    »Oh, doch, simpel und effektiv. Mit dem Kinderwagen und seinem neuen Äußeren – dieses Ding nennt man wohl Niqab oder Tschador – geht er am Gebäude und an all seinen Aufpassern vorbei. Danach spaziert er seelenruhig die Hauptstraße entlang und verschwindet schließlich in Richtung Bahnhof. Dort besteigt er mitsamt dem Kinderwagen um 12.39 Uhr die S-Bahn nach Kopenhagen, die er aber bereits an der Haltestelle Buddinge wieder verlässt. Das Gewand und den Kinderwagen lässt er im Aufzug des Bahnhofs zurück. Vom Taxistand des Bahnhofs fährt er schließlich mit einem Wagen zum Einkaufszentrum in Ballerup, wo wir seine Spur verlieren.«
    Konrad Simonsen schlug wütend mit der flachen Hand an die Wand und sagte: »Ich hätte ihn gestern nicht gehen lassen dürfen, so auffällig, wie der sich verhalten hat! Das war wirklich eine Riesendummheit von mir! Außerdem, wie konnte ich ihn diesen Idioten überlassen, die verstehen doch nichts von ihrer Arbeit!«
    Die Comtesse, die ihm das Schlimmste noch nicht einmal mitgeteilt hatte, betrachtete ihn besorgt.
    Arne Pedersen versuchte, konstruktiv zu sein: »Wir sollten uns einen Durchsuchungsbeschluss für sein Haus besorgen.«
    Der Gedanke weckte bei seinem Chef wieder ein bisschen Hoffnung.
    »Das stimmt, die Pizzen und sein Verschwinden reichen sicher. Kümmere dich drum, Arne! Jetzt gleich!«
    Die Comtesse schaltete das Licht aus.
    »Tut mir leid. Sein Haus steht in Flammen. Die Feuerwehr ist da, kann aber nichts mehr machen. Ich habe das auch erst vor zehn Minuten erfahren. Das Feuer ist vom Fenster aus zu sehen, wenn jemand mal schauen möchte.«
    Niemand wollte es sehen. Die Niedergeschlagenheit war fast mit der Hand zu greifen, Konrad Simonsen wirkte desillusioniert und fertig, und das betretene Schweigen zog sich endlos in die Länge, bis Arne Pedersen sich als Erster wieder fing und das wenige, das sie hatten, zusammenzufassen versuchte: »Jetzt können wir ihn wenigstens wegen Brandstiftung suchen.«
    Pauline

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