Schweinehunde / Roman
gesagt hatte, saß allem Anschein nach noch immer zwischen seinen Beinen. In gewisser Weise würde sie wohl so zu liegen kommen, wie sie sich gebettet hatte, dachte sie und gab seinen aufdringlichen Annäherungsversuchen nach.
»Dann lass uns aber wenigstens in das Betreuungszimmer der vierten Klasse mit den Kissen gehen.«
Ihr Vorschlag stieß auf Gegenliebe.
Hand in Hand gingen sie über den Flur auf das Klassenzimmer zu. Der Herbstwind pfiff draußen so laut um die Ecken, dass sie etwas lauter sprechen mussten. Arne Pedersen fragte: »Wie sah das Haus aus?«
Pauline Berg schüttelte irritiert den Kopf. Wie konnte er in so einem Moment eine solche Frage stellen? Es gab doch wirklich romantischere Gesprächsthemen. Das abgebrannte Haus hatte schrecklich ausgesehen. Nur die Grundmauern standen noch, das Dach war eingestürzt, und einzelne verkohlte Balken ragten wie bei einem überdimensionalen Mikadospiel kreuz und quer aus den Trümmern. Der beißende Geruch von Feuer, Ruß und Rauch hatte wie ein schwerer Teppich über dem Ort des Geschehens gelegen und sie immer wieder zum Husten gereizt. Sie antwortete etwas beklommen: »Schrecklich, kaum auszuhalten. Die Löscharbeiten waren noch nicht abgeschlossen, und immer wieder zerbarsten Wände, und das knallt wie ein Pistolenschuss. Es war echt fürchterlich.«
»Was haben die Brandtechniker gesagt?«
»Brandstiftung, aber ohne Verletzte oder Tote. Der Täter hat in allen Räumen Petroleum vergossen, dann einen Kanister auf die Herdplatte gestellt und den Timer eingeschaltet. Glaubst du, dass wir ihn finden?«
»Tja, ich weiß nicht, wir haben auf jeden Fall alle verfügbaren Leute draußen. Ich habe mit der Comtesse gesprochen. Sie leitet die Ermittlungen vom HS aus, Clausen hat heute Abend und Nacht bei allen Streifenwagen erste Priorität. Sogar der Friedhof, auf dem seine Tochter liegt, wird überwacht, ganz zu schweigen von dem Strand, an dem sie ertrunken ist. Außerdem haben wir ja auch in den Fernsehnachrichten die Fahndung rausgegeben, mit Bild und allem, aber ob das was nützt, wer weiß?«
»Wo ist Konrad?«
»Bei Kasper Planck.«
»Hat er angerufen?«
»Ja, ich habe mit ihm gesprochen, bevor du gekommen bist.«
»Und, hat er etwas Interessantes gesagt?«
Arne Pedersen schwieg. Das Gespräch hatte sich vorwiegend um Anni Staal gedreht und ihn mehr als verblüfft. Außerdem war es um sein Privatleben gegangen, wenn Konrad Simonsen diesen Teil auch mit diplomatischer Vorsicht angesprochen hatte. Etwas kryptisch antwortete er: »Er hat mir Grüße von Kasper Planck ausgerichtet. Sag mal, warst du die ganzen drei Stunden bei dem Haus?«
»Nein, zum Glück nicht, nur eine Viertelstunde, aber es gibt vielleicht Zeugen. Zwei kleine Jungs waren am Mittwoch in der Nähe der Schule. Die haben diese Dosenringe gesammelt, mit denen Bier- und Coladosen verschlossen sind. Ich weiß nicht, wie die Jungen heißen, aber einer von ihnen geht auf jeden Fall hier in die Vorschulklasse. Er ist aber leider etwas zurückgeblieben, so dass er uns nicht sonderlich weiterhelfen kann. Sein Kamerad hingegen, im Übrigen sein Vetter, scheint ganz normal zu sein. Er ist fünf und wohnt in Roskilde. Ich treffe ihn morgen.«
»Das klingt vielversprechender als mein Tag. Konrad will, dass ich nach Schweden fahre.«
»Wegen Per Clausens Tochter?«
»Ja, vermutlich ist es richtig, sich die mal genauer anzuschauen, aber warum ich das nicht telefonisch machen kann, geht mir nicht in den Kopf. Das ist eine von Konrads Schwächen – er schickt uns weiß Gott wohin, ohne dass es wirklich nötig ist. Also, wenn du mich fragst.«
Pauline Berg nahm seine Hand.
»Hast du etwas über dieses Podium herausgefunden?«
»Die Schule hat eins für verschiedene Auftritte. Das soll ganz leicht auf- und abzubauen sein. Und dieses Ding ist verschwunden, wir können also davon ausgehen, dass es dafür benutzt worden ist, aber das wissen wir ja schon eine ganze Weile.«
»Und was machst du sonst so?«
»Zeit vergeuden. Also bis jetzt.«
»Das ist Teil unserer Arbeit. Weißt du eigentlich, wie oft ich von dir diesen Satz schon gehört habe? Aber vielleicht gilt das ja nur für die Zeit der anderen.«
»Ja, natürlich, das ist doch klar. Diese Schule hängt mir inzwischen wirklich zum Hals heraus. Sollte Per Clausen Falltüren in dieses Podium gezimmert haben, hat er anschließend gut aufgeräumt. Ich bin nur froh, dass wir ab morgen wieder vorwiegend im HS sind, der heutige Tag war wirklich
Weitere Kostenlose Bücher