Schweinehunde / Roman
auch wenn Kasper Plancks Beteiligung kein Geheimnis darstellte. Er sagte säuerlich: »Sie hat auf jeden Fall gute Quellen, diese Staal-Frau.«
»Ja, und sie arbeitet mit Nachdruck daran, diese Quellen zu erweitern.«
»Wie meinst du das denn?«
»Anita hat mir erzählt, dass sie ein Angebot für den jungen Pedersen zurechtschneidert. Ein paar steuerfreie Extrakronen gegen die eine oder andere Titelstory.«
»Redest du von Arne Pedersen?«
»Ja, Arne Pedersen. Die Gerüchte besagen schließlich, dass er eine zusätzliche Einnahmequelle durchaus gebrauchen kann.«
Konrad Simonsen schüttelte den Kopf. »Daraus wird nichts.«
»Jetzt warte doch mal ab.«
»Du irrst dich. Arne ist nicht so. Aber worüber habt ihr noch geredet, du und diese Volontärin?«
»Über Gott und die Welt. Es hat ihr hier offensichtlich gefallen.«
»Wie kommst du darauf?«
»Ich habe das deutlich gespürt.«
Konrad Simonsen sah ihn skeptisch an. Kasper Planck zog seine Kunstpause gründlich in die Länge, bevor er fortfuhr: »Und gesagt hat sie es auch. Sie will mich übrigens in ein paar Tagen noch einmal besuchen.«
Er grinste von einem Ohr zum anderen, und sein Gegenüber brummte: »Jetzt zieh schon, du eitler alter Schlingel.«
Im Endspiel kamen die Türme zum Einsatz. Konrad Simonsen hatte einen Bauern weniger, verbesserte seine Stellung aber Zug um Zug, glich die Figuren aus, provozierte Reaktionen und wies jeden Remisvorschlag schlichtweg zurück.
Kasper Planck ließ das Spiel für einen Moment Spiel sein.
»Ich habe inzwischen einiges gelesen, mir Bilder angesehen und mit Arthur Elvang gesprochen. Eine Sache scheint mir ziemlich klar zu sein. Wer immer hinter dieser Hinrichtung steht, hat es auf die Presseöffentlichkeit abgesehen. Früher haben wir diese Leute Spaltenstreber genannt, heute würde man aber wohl eher von einem Drang zur Selbstexponierung sprechen. Die Essenz ist aber die gleiche. Sie wollen uns eine Geschichte erzählen. Eine Geschichte, die im gleichen Maße kalt und heiß ist. Logik und Passion.«
»Dann hast du deine kleine Journalistin ja am richtigen Ort platziert, Mister Spaßvogel?«
»Sie ist zu mir gekommen, nicht umgekehrt, aber man sollte die Chancen nutzen, die sich einem bieten, und das solltest du auch tun.«
»Wie meinst du das?«
»Überrede diesen Arne Pedersen doch, etwas weniger standhaft zu sein.«
Konrad Simonsens Antwort kam zögerlich: »Auf den ersten Blick keine gute Idee.«
»Ich sehe das etwas anders.«
Plancks Argument war nicht schlecht.
»Ich muss darüber nachdenken. Du wolltest aber auch noch etwas anderes sagen.«
»Ich sagte ja schon, dass diese Leute eine Geschichte erzählen wollen. Und du übersiehst das Offensichtliche, Konrad.«
Konrad Simonsen dachte nach. Er hasste die Leidenschaft seines Ex-Chefs für Rätsel.
»Ich kann dir helfen. Aus was bestehen diese Geschichten?«
Er verbarg seinen Ärger und machte einen Zug.
»Aus Wörtern.«
»Genau. Wörter sind wichtig. Und bist du nicht über ein Wort gestolpert? Das hättest du nämlich tun sollen. Es fiel heute bei der Pressekonferenz, ohne dass dies jemandem aufgefallen ist. Sogar zweimal, und auch die Medien verwenden es ständig. Ich glaube, die Täter haben es genau darauf abgesehen, dieses Wort könnte also ein Schlüssel sein. Vergiss die Identitäten, den Transport oder das Podium, das alles wirst du früher oder später rauskriegen, denk über die Wörter nach. Ich habe das Wort heute Abend oft benutzt, ohne dass du protestiert hast. Und neulich auch schon mal.«
Kasper Plancks Augen strahlten. Konrad Simonsen war in der Defensive, machte einen Zug und beging einen Fehler. Sein Gegner schlug wie eine Schlange zu: Ein Abzugsangriff, und sein Bauer war erledigt, die Partie verloren. Resigniert gab er auf.
»Alter Teufel. Jetzt sag schon, welches Wort meinst du?«
»Denk nach! Ihr Jungen denkt immer, dass alles im Leben gratis ist. Willst du eine Revanche?«
»Nein danke. Ein einfaches Wort, sagst du, denkst du an
Hinrichtung?
«
»Gut, Konrad, ein bisschen langsam, aber ganz gut. Auch wenn dich das eine Partie Schach gekostet hat.«
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22
D er Werkraum der Langebæk-Schule war nicht gerade romantisch, und Pauline Berg schaute skeptisch von einer Hobelbank zur anderen, bevor ihr Blick auf eine Bandsäge ganz hinten im Raum fiel. Sie schüttelte entschieden den Kopf und schob Arne Pedersen weg, doch kurz darauf waren die Finger ihres Kollegen schon wieder auf Abwegen. Was sie ihm im Auto
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