Schweinehunde / Roman
Lohnerhöhung. Bei Ihnen auch?«
»Nein, auf diesem Ohr bin ich taub. Sagen Sie mir jetzt endlich, warum Sie gezögert haben?«
»Eigentlich habe ich keinen konkreten Grund dafür. Ich finde nur, dass dieses Treffen ein bisschen zu schnell geht. Unterschätzen Sie diesen Helmer Hammer nicht, der hat mächtige Freunde. Sehr mächtige.«
»Wie meinen Sie das? Ich verstehe den Zusammenhang nicht ganz.«
»Vielleicht gibt es ja keinen, aber wir dürfen die Augen nicht davor verschließen, dass die – nennen wir es – Strömungen der öffentlichen Meinung, die wir in den letzten paar Tagen erlebt haben, dem einen oder anderen auch empfindlich gegen den Strich gehen. Manche Stimmen fordern bereits, Reiseveranstalter ökonomisch zur Verantwortung zu ziehen, wenn ihre Gäste den Kindern vor Ort zu nah kommen.«
Der Direktor war unbeeindruckt.
»Die Reisebranche, ach, hören Sie doch auf.«
»Oder die Banken für die Internet-Überweisungen für Kinderpornos. Auch diese Idee floriert und findet immer mehr Anhänger, aber wie ich sehe, kommen jetzt Ihre Gäste.«
Anni Staal zeigte auf ein Taxi, das gerade um die Ecke bog. Sie musste ihm einen leichten Stoß geben, damit er in die richtige Richtung sah.
Auch Helmer Hammer teilte aus, indem er Poul Troulsen wegen seiner harschen Worte über ein zweifelhaftes Empfangskomitee zurechtwies. Dann beugte der Staatssekretär sich vor und konstatierte durch die Windschutzscheibe des Taxis, dass sein Mitfahrer eigentlich recht hatte. Wenn man denn zwei Menschen als Komitee bezeichnen konnte. Er rieb sich die Augen und unterdrückte ein Gähnen. Der Sonntag hatte noch kaum angefangen, trotzdem war er schon seit fünf Stunden auf den Beinen.
Um halb vier war er von dem Anruf einer Frau geweckt worden, die um keinen Preis bei ihm zu Hause anrufen sollte, so dass er gleich hellwach gewesen war. Eine Frau mit vielen Namen. Einen benutzte sie bei ihrer hochqualifizierten Arbeit an der Börse, der andere war den etwas geselligeren Anlässen vorbehalten. Helmer Hammer gehörte zu den wenigen, die beide Namen kannten. Überdies wusste er, dass man sie, hatte man ein gewisses Vermögen und die richtigen Verbindungen, tageweise buchen konnte und sie jede Krone wert war. Er hörte ihr zu und flehte dabei zum Himmel, dass es eine natürliche Erklärung für ihren Anruf gab, der allen Geschäftsbedingungen widersprach. Sein Flehen wurde erhört. Sie wollte ihm lediglich eine Zeitung geben. Da ihre Penthousewohnung nicht weit entfernt war, trafen sie sich auf halbem Weg. Er bekam seine Zeitung und noch einen Kuss auf die Wange, und sie war klug genug, nicht zu erwähnen, dass er ihr dafür einen großen Gefallen schuldete.
Das Motto der nächsten Stunden hieß »damage control«, und es war ihm nur ein schwacher Trost, dass er bei dieser Gelegenheit nun auch das Recht hatte, ein paar Leute aus dem Schlaf zu reißen, doch nach und nach bekam er die Situation halbwegs in den Griff.
Als er Poul Troulsen mit dem Taxi abholte, hatte sich seine Laune bereits wieder so gebessert, dass er die wilden Drohungen, mit denen der Kommissar ihn empfing, einigermaßen gut wegsteckte.
»Eines muss ich Ihnen gleich sagen. Sie können nicht mit mir rechnen, wenn Sie Konrad absägen wollen, wie sehr Sie es auch probieren und wie viel Macht Sie auch haben mögen.«
Der Mann scheute vor Autoritäten offensichtlich nicht zurück. Helmer Hammer antwortete ruhig: »Das will ich doch gar nicht. Im Gegenteil, aber das haben ich Ihnen ja schon am Telefon gesagt.«
»Ich hasse mich selbst dafür, dass ich etwas hinter seinem Rücken unternehme. Ist diese Heimlichtuerei wirklich notwendig?«
»Ihr Chef ist ein phantastischer Ermittler, aber mit der Presse kann er nicht umgehen. Wenn man ihn in der jetzigen Situation auf das
Dagbladet
loslässt, wird alles nur noch schlimmer, und das kann ich ganz und gar nicht gebrauchen. Außerdem reicht für den Pressekontakt auch ein Mitarbeiter, in diesem Fall also Sie.«
Poul Troulsen war ihm für die Direktheit dankbar und entspannte sich etwas.
»Was macht Konrad jetzt? Wo ist er?«
»Er liegt in seinem Bett und schläft. Das hat er sich mehr als verdient. Er braucht wirklich mal wieder Schlaf.«
Poul Troulsen nickte. Man musste diesen Mann einfach mögen.
»Wie haben Sie das hingekriegt?«
»Ich hatte Glück.«
Sie fuhren schweigend weiter. Dann fragte Poul Troulsen: »Warum ich? Ich kann diese Dreckschleuder doch auch nicht ausstehen.«
»Weil Sie bellen,
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