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Schweinskopf al dente - Falk, R: Schweinskopf al dente

Schweinskopf al dente - Falk, R: Schweinskopf al dente

Titel: Schweinskopf al dente - Falk, R: Schweinskopf al dente Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rita Falk
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saugemütlich am Tisch beim kulinarischen Morgenschmaus. Bei der zweiten Tasse Kaffee sagt der Papa mit einem süffisanten Grinsen:
    »Wieso bist denn gestern eigentlich nicht mehr reingekommen zu uns? Hast Angst gehabt vor unseren Waffen?«
    Ich weiß nicht, wovon er spricht.
    »Erstens hab ich überhaupt keine Angst vor irgendwelchen Waffen, und am wenigsten vor den euren. Und zweitens, wo hätt ich denn bitte schön reinkommen sollen? Ich war ja noch nicht einmal irgendwo draußen.«
    Die Pfannkuchen von der Oma sind ein Gedicht. Gefüllt mit selbst gemachter Brombeermarmelade, obendrauf ein bisschen Puderzucker   – perfekt.
    »Du bist doch heut Nacht vor unserm Fenster gestanden. Wir haben dich ganz genau gesehen.«
    »Wenn ich nicht urplötzlich zur Minderheit der Schlafwandler gehöre, hab ich heut Nacht mein Bett nicht verlassen. Da hast wohl einen Joint zu viel geraucht.«
    »Moratschek, reden S’! War der Franz heut Nacht vor dem Fenster oder nicht? Sie haben ihn doch auch gesehen, oder?«
    Der Moratschek schneidet seinen Pfannkuchen in ganz dünne Streifen.
    |79| »Ja, gesehen   … was heißt da gesehen   … ich glaub schon, dass er es war. Zumindest war da jemand vorm Fenster.«
    »Ich war ja noch nicht einmal beim Bieseln, geschweige denn vor eurem blöden Fenster«, sag ich.
    Der Papa wirft mir einen verächtlichen Blick zu und steht auf. Er geht durch die Tür raus ins Freie und schreit dann nach mir. Ich stopf mir einen halben Pfannkuchen in den Schlund und folge ihm genervt.
    »Und was ist das da?«, sagt er und deutet auf nagelneue Fußspuren direkt vor unserem Wohnzimmerfenster. Die schau ich mir genauer an.
    »Das weiß ich auch nicht. Jedenfalls sind es nicht meine«, sag ich. »Solche Schuhe hab ich überhaupt nicht. Schau dir doch einmal die schmalen Rillen an. Und die sind ganz eng nebeneinander. Und dann das Format, direkt zierlich. Irgendein eleganter Schuh vermutlich. Allerdings keiner von meinen«, sag ich kauenderweise.
    »Der Küstner!«, sagt der Moratschek jetzt, der urplötzlich hinter uns steht und mich zu Tode erschreckt. Der Pfannkuchen hüpft in meiner Gurgel rum, bis ich röchle und mir der Papa auf den Buckel haut.
    Dem Moratschek sein Gesicht ist jenseits irgendeiner Hautfarbe. Quasi blass wie ein Winterkartoffelknödel.
    »Gehen S’, Moratschek«, sagt der Papa ganz mitfühlend und klopft jetzt ihm auf den Buckel. »Die Fußabdrücke könnten von jedermann sein. Die müssen doch nicht zwingend vom Küstner stammen.«
    »Aber möglich ist es schon«, sag ich so, und der alte Schulterklopfer schaut mich postwendend bösartig an.
    »Ich kenn diese Schuhe«, sagt der Moratschek leise. »Die hat er schon im Gerichtssaal immer getragen. Immer diese feinen dünnen Schuhe. Alle anderen waren in Winterschuhen da. Nur nicht der werte Dr.   Küstner. So viel Noblesse |80| musste schon noch sein. Sogar, wie er wegen Mordes verurteilt worden ist.«
    »Das ist ja wunderbar«, sag ich. »Dann brauchen wir uns jetzt gar nicht lang das Hirn zermartern, wer hier nachts vor unseren Fenstern rumhängt, sondern wissen schon Bescheid.«
    Der Papa und der Moratschek senden Blicke in meine Richtung. Und völlig ohne irgendeine Absprache sind diese Blicke von der exakt gleichen Sorte.
    »Ja, gut«, sag ich, um aus der Nummer rauszukommen. »Dann wollen wir doch gleich mal die Kollegen rufen, weil   …«
    »Nein, auf gar keinen Fall, Eberhofer. Eine Nachricht auf der Windschutzscheibe, die verschwunden ist. Ein Schweinskopf, der verschwunden ist. Und dann Fußabdrücke, die von jedermann hätten stammen können und womöglich auch noch verschwinden, bis die Kollegen eintreffen. Nein, da machen wir uns nur lächerlich«, unterbricht mich der Richter jetzt.
    »Plan B?«, frag ich.
    »Plan B   … ja, Plan B ist, dass ich mich da oben in meine Kammer einsperr, und Sie suchen den Küstner und knallen ihn ab«, sagt er, und plötzlich kriegen seine Wangen wieder Farbe.
    »Prima«, sagt der Papa und dreht sich weg. »Genau so machen wir’s!«
    Die Senioren entfernen sich einträchtig vom Ort des Geschehens und lassen mich mit der zentnerschweren Verantwortung alleine zurück. Der Ludwig drückt mir den Kopf gegen den Schenkel.
     
    Wie ich in mein Büro komm, steht der Bürgermeister drin und hält meine Uniform auf einem Kleiderbügel in die |81| Höhe. Sie sieht fabelhaft aus. Er muss sie gedämpft haben.
    »Ah, einen wunderschönen guten Morgen, lieber Herr Eberhofer«, zwitschert er mir

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