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Schweinskopf al dente - Falk, R: Schweinskopf al dente

Schweinskopf al dente - Falk, R: Schweinskopf al dente

Titel: Schweinskopf al dente - Falk, R: Schweinskopf al dente Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rita Falk
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so einem dahergelaufenen Italiener, der ausschaut wie der Luca Toni für Arme. Und jetzt kann sie sich abrackern, die arme Susi. Und der Luca Toni kommt vermutlich längst schon woanders zum Schuss. Ja, das sind so meine Gedanken im Zug. Zumindest, bis mich die Realität einholt. Die Realität in Form einer unerträglichen Duftwolke, die direkt aus meinem Schoß emporsteigt. Ich drück der Oma den Zwerg Nase in den Arm, und sie fängt an zu wickeln.
     
    Wir kommen also heim, und der Papa kriegt das Lachen, so was kann man gar nicht erzählen. Die Frisur muss weg, sagt er. Die schaut ja Scheiße aus. Nix, sagt die Oma. Die Frisur bleibt. Sie war billig, und sie ist wunderbar. Und aus!
    |75| Wie ich später den Moratschek von meinem Vorhaben unterrichte, fällt er erwartungsgemäß in die Froas. Also epileptische Anfälle Scheißdreck dagegen. Und so mitten in dem Moratschek seine Weinkrämpfe hinein, kommt auch noch der Leopold samt Gattin, um seine kleine Familie zu komplettieren.
    Großartig.
    Er nimmt die Kleine vorsichtig von der Couch hoch, wo sie grad so rotbackig und friedlich vor sich hin schlummert. Dann küsst er sie auf die Stirn.
    Sie grunzt.
    »Kann es sein, dass sie nach Alkohol riecht?«, fragt der besorgte Vater jetzt.
    Ich zuck mit den Schultern.
    Der Papa und die Oma tun es mir gleich.
    Der Moratschek verlässt weinend das Zimmer.
    »Also?«, hakt der Leopold nach.
    »Sie hat ein Tiramisu gegessen. Oder anderthalb. Das zweite hat sie nicht mehr ganz geschafft. Da hab ich den Rest gegessen«, sag ich so.
    »Sie hat ein Tiramisu gegessen?«, keift er mir her. »Ja, aber da ist doch Alkohol drin!«
    Ich zuck wieder mit den Schultern und bin ziemlich froh, nichts von dem Wein erwähnt zu haben. Dann schnapp ich mir den Ludwig, und wir drehen unsere Runde.
     
    Es hat angefangen zu tauen, und die Temperaturen wandern allmählich in erträgliche Zonen. Mitten in unserem wunderbaren Wald treffen wir auf den Simmerl. Ich lehn da grad so gemütlich am Baum und warte, bis der Ludwig seinen Darminhalt preisgibt, da schnauft er durch die Bäume, der schwere Metzger. Dank erstklassiger Stöcke kann er sich tatsächlich auch bergauf bewegen.
    |76| »Servus, Eberhofer«, sagt er vornübergebeugt.
    »Servus, Simmerl. Bist wieder schwer im Training«, sag ich so.
    Er nickt. Eine Zeit lang sagt er nichts, weil er erst einmal zu einer regelmäßigen Atmung zurückfinden muss. Aber dann: »Ja, ich muss wieder ein bisschen was für die Gesundheit tun. Und für mein Gewicht.«
    »Für dein Gewicht hast du schon genug getan. Probier’s mal mit dagegen.«
    »Haha!«
    »Und freilich die ganzen Drogen, gell. Die machen dem Körper auch schwer zu schaffen.«
    »Wenn du auf den blöden Joint anspielst, der ist von deinem Vater gekommen.«
    Da erzählt er mir ja ganz was Neues.
    »Da erzählst du mir ja ganz was Neues. Wo ist denn dein Trainingspartner heut?«, frag ich, weil: wenn der Simmerl seine seltenen Körperertüchtigungsmomente hat, ist normalerweise der Flötzinger im Schlepptau. Aber vermutlich hat der momentan eine ganz andere Art von Körperertüchtigung.
    Der Simmerl grinst. Schnauft, grinst und sagt nichts.
    Wir verabschieden uns, und ich mach mich mit dem Ludwig auf den Heimweg. Dieses Zusammentreffen hat unsere Rundenzeit auf eins-vierundzwanzig hochgeschraubt.
     
    Beim Eintreffen in die heimatlichen Sphären sitzt der Moratschek am Küchentisch und ist noch immer ganz außer sich. Nie im Leben wird er sich als Köder zur Verfügung stellen. Lieber bringt er sich gleich um. Ihm haben ja schon die Verhandlungstage gereicht. Und erst recht die furchtbare Nachricht auf seiner Windschutzscheibe. Vom Schweinskopf mag er gar nicht erst reden. Nein, lieber schmeißt er |77| sich gleich vor den Zug als die Mausefalle für den Küstner zu spielen, sagt er.
    »Die Mausefalle müssen S’ ja auch nicht spielen, Moratschek. Das macht schon der Franz. Sie müssen bloß den Speckstreifen spielen«, sagt der Papa.
    Auf Speckstreifen hat er aber auch keine Lust, sagt der Moratschek und legt sich beleidigt auf die Couch. Der Papa nähert sich der erstklassigen Hi-Fi-Kompaktanlage. Und ich nähere mich meinem Saustall. Stopf mir die Plastikstöpsel ins Ohr und hau mich aufs Kanapee.

|78| Kapitel 9
    Wie sich am nächsten Tag herausstellt, waren dem Moratschek seine ganzen Depressionen völlig für ’n Arsch. Aber alles der Reihe nach.
    Die Oma hat ein hammermäßiges Frühstück gezaubert, und so sitzen wir alle vier

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