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Schweinskopf al dente - Falk, R: Schweinskopf al dente

Schweinskopf al dente - Falk, R: Schweinskopf al dente

Titel: Schweinskopf al dente - Falk, R: Schweinskopf al dente Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rita Falk
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nicht ihren Job riskiert, bloß weil sie mir eine Auskunft erteilt. Dann legt sie auf, die dämliche Kuh.
    Außer Lebensgefahr also. Heißt das womöglich, dass sie zuvor drin waren? In der Lebensgefahr, mein ich. Es hilft alles nix, ich muss da hin. Muss mir vor Ort ein Bild davon machen. Ein Bild von den zwei alten Datterern außer Lebensgefahr. Also fahr ich halt. Die Oma will nicht mit, sagt sie. Weil sie erst einmal den Verhau hier aufräumen und hernach noch einen Kuchen backen will. Für morgen, wenn die Wallfahrer heimkommen. Quasi zur Begrüßung. Außerdem tut ihr der Hintern weh. Darum fahr ich eben allein los.

|87| Kapitel 10
    Die zwei Senioren teilen sich ein Krankenzimmer und flacken wie verreckt in ihren Kissen. Zuerst geh ich zum Bett vom Papa. Der schaut vielleicht schlecht aus, mein lieber Schwan. Ich nehm seine Hand. Er schaut mich kurz an und drückt zu. Ganz leicht nur, aber er drückt. Dann senkt er seine Lider und schläft ein. Und ich geh rüber zum Moratschek. Der reißt sofort seine Augen auf und starrt mich an. Direkt panisch, könnte man sagen. Gleich wie er mich erkennt, schnauft er aber tief durch und macht sie sichtlich erleichtert wieder zu. Dann hock ich eine Weile ziemlich konfus zwischen den zwei Schnarchern. Nach einer schieren Ewigkeit bequemt sich endlich ein Arzt zu mir rein und erteilt mir eine Audienz.
    »Erbrechen, Durchfall, Kreislauf«, sagt er. »Vielleicht eine Lebensmittelvergiftung. Vielleicht auch ein Virus. Sie kriegen Kohle und Kalium, das hilft. In ein, zwei Tagen sind sie wieder die alten.«
    Dann geht er.
    Kohle und Kalium, ja, das wird ihnen schmecken, den beiden Junkies. Weil es hier heut eh nix mehr zu tun gibt, mach ich mich vom Acker. Ich tausch in der PI noch schnell die Maschine gegen den Streifenwagen und fahr heim.
     
    Da heute tatsächlich mal ein überwachungsfreier Tag ist, geh ich abends zum Wolfi und fröne dem Bier. Der Flötzinger hockt bereits drin und frönt ebenfalls dem Bier. |88| Das heißt: Eigentlich dürfte er schon zuvor tüchtig gefrönt haben, weil er bereits ziemlich voll ist, wie ich komm.
    »Hast einen rechten Durst heut, gell, Flötzinger«, sag ich, wie ich mich neben ihn setz.
    Der Flötzinger sagt nichts. Zuckt nur mit den Schultern.
    »Die Beischl-Brüder werden morgen entlassen«, sagt der Wolfi und zapft mir eine Halbe.
    »Und da hat er jetzt Herzschmerzen?«, frag ich so und muss grinsen.
    »Depp!«, sagt der Flötzinger in meine Richtung.
    »Nein, eher die Hosen voll. Gestrichen voll, würd ich sagen. Gell, Flötzinger?«, sagt der Wolfi.
    »Depp!«, sagt der Flötzinger in die Richtung vom Wolfi.
    »Du kennst doch die Beischl-Brüder beruflich, Franz. Wie muss man die denn so einschätzen?«, will der Wolfi dann wissen.
    »Oh, leck   …!« Mehr fällt mir dazu so spontan nicht ein.
    »Ja, wie sollen die denn überhaupt was davon erfahren, ha?«, fragt der Flötzinger dann. Seine Stimmlage schwingt zwischen weinerlich und aggressiv.
    »Ja, weil Niederkaltenkirchen halt ein verdammtes Dorf ist, gell. Und weil zum Beispiel der Jüngere von den Beischls mit dem Apotheker in der gleichen Klasse war. Und weil die Mutter vom Apotheker zufällig die beste Freundin von der Mooshammerin ist. Und die ist deine Nachbarin, wenn du dich recht erinnerst. Oder vielleicht, weil der Zeitungsbub mit deinem Ignatz-Fynn im Karatekurs ist. Und weil dein Auto jetzt nächtelang vor dem Beischl-Haus gestanden hat. Willst du noch mehr hören?«, sagt der Wolfi gläserpolierenderweise.
    Aber der Flötzinger mag nicht. Stattdessen schaut er verwirrt in sein Glas, trinkt aus und geht.
     
    |89| Tags darauf bei meiner Visite geht’s den Patienten schon wieder deutlich besser. Jeder von ihnen wird grad liebevoll und aufopfernd von einer jeweils sehr attraktiven Schwester mit Schleim gefüttert. Trotz der miesen Verpflegung machen beide ein zufriedenes Gesicht.
    »Na, was habt ihr denn getrieben, dass es euch gleich so weggeblasen hat?«, will ich wissen, nachdem die zwei Grazien ausgeschleimt haben.
    »Nix«, sagt der Papa. »Es war alles wie immer. Wir haben gegessen, ein bisschen Wein getrunken und Musik gehört.«
    »Und halt ein bisschen gekifft«, sag ich der Vollständigkeit halber.
    »Psst, wir sind doch hier nicht daheim!«, hechelt er aus seinen Federn.
    »Was bin ich froh, dass Sie wieder da sind, Eberhofer«, wimmert jetzt der Moratschek. Er hat auch schon wieder mehr Farbe um den juristischen Zinken als wie noch gestern. »Bleiben Sie

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