Schweinskopf al dente - Falk, R: Schweinskopf al dente
der Papa sitzt mit der Schleimsau auf der Couch und berichtet von den fürchterlichen und qualvollen Stunden im Krankenhaus.
|95| Der Leopold massiert ihm die Hand.
Die Sushi rülpst.
Und mir ist auch schon ganz schlecht.
Grad will ich mich mit dem Ludwig auf den Weg machen, da schreit mir die Panida noch hinterher:
»Du, Franz, warte bitte einen Moment. Wenn du mit dem Ludwig gehst, kannst du vielleicht die Sushi mitnehmen? Sie muss ganz dringend mal an die frische Luft.«
Ihr Deutsch ist mittlerweile einwandfrei, wenn auch das »R« noch nicht richtig rollen mag.
»Kein Problem«, sag ich. Und bis ich schau, hat sie mir den Zwerg Nase in einem praktischen Gepäckträger auf den Rücken gebunden. So wandern wir los.
Nach zwanzig Minuten kann die Sushi schon hervorragend »Hund« sagen, wobei es bei ihr vielleicht eher wie »und« klingt. Nach weiteren zwanzig Minuten kann sie »Franz« sagen, was zwar mehr ein »Wans« ist, aber wurst. Wenn man bedenkt, dass sie Papa noch überhaupt nicht sagen kann, ist das schon klasse. Der Ludwig ist ganz aus dem Häuschen wegen Begleitung und versucht ständig, an mir hochzuspringen. Das gefällt der Sushi natürlich. Die Runde ist kurzweilig wie nie, und wir brauchen einszwanzig dafür.
Daheim freuen sich dann alle über die verbalen Fortschritte unseres jüngsten Familienmitglieds. Alle außer dem Leopold logischerweise. Er behauptet, das Wort »und« hätte sie vorher schon öfters gesagt, und einen »Franz« kann er überhaupt nicht erkennen. Beim besten Willen nicht. Die Panida zeigt ihm hinter seinem Rücken den Vogel. Ich mag die Panida. Die ist nett. Der Papa freut sich wie ein Schnitzel, besonders über den »Wans«. Er kann gar nicht genug bekommen und deutet immer wieder auf meine Person. Dann sagt die Sushi »Wans«. Und der Papa lacht. Die |96| alte Schleimsau macht ein finsteres Gesicht und will auch ziemlich schnell nach Hause. Wirklich schade. Grad jetzt, wo es so gemütlich ist.
|97| Kapitel 11
Dann kommt der Moratschek rein und wirkt ein bisschen bedrückt. Er sagt, er probiert jetzt schon über eine Stunde, die werte Gattin telefonisch zu erreichen. Vergeblich. Zuerst war immer belegt, sagt er. Irgendwann war zwar frei, aber sie ging nicht mehr dran. Zu guter Letzt hat er in der Vermittlung angerufen, und da hieß es, die Frau Moratschek sei spazieren. Was durchaus noch kein Problem wär. Ist sie halt spazieren, die arme, kranke Frau. Immerhin ist sie ja zur Kur dort. Nein, das tatsächliche Problem ist die Tussi am Telefon. Weil die nämlich behauptet, die Frau Moratschek sei mit ihrem Cousin unterwegs. Mit ihrem Cousin!
Nein, was ich eigentlich sagen wollte, die Frau Moratschek hat überhaupt keinen Cousin. Zumindest sagt das ihr Gatte. Und der sollte es ja wissen. Immerhin ist er seit hundert Jahren mit ihr verheiratet.
»Ich würd da lieber mal nachschauen, Richter«, sag ich so und muss an den Flötzinger denken. »Irgendwas stimmt da nicht. Womöglich hat sie einen Kurschatten.«
»Jetzt machen Sie sich doch nicht lächerlich«, sagt der Moratschek.
Ich zuck nur mit den Schultern.
»Und wie, bitte, soll ich da nachschauen, Sie Klugscheißer?«
»Ja, hinfahren halt. Hinfahren und hinter einer Hecke lauern. Und dann – zack – zuschlagen im richtigen Moment«, sag ich und mach eine entsprechende Handbewegung.
|98| »Oder abknallen«, sagt der Papa.
»Nie im Leben fahr ich da hin, Eberhofer«, sagt der Richter zu mir her. »Bevor der Küstner nicht verräumt ist, fahr ich überhaupt nirgends mehr hin. Verstanden?«
Ja, da kann ich ihm aber leider auch nicht helfen, weil ich nämlich jetzt ins Bett muss. Weil ich morgen einen wahnsinnig anstrengenden Tag vor mir hab. Ein Treffen mit dem Birkenberger und ein Treffen mit dem Leichenfledderer stehen auf dem Plan. Und da muss man halt fit sein, versteht sich.
Wie ich am nächsten Tag in die Küche komm, sitzen die Oma und der Moratschek schon beim Frühstück. Naturgemäß schweigsam.
»Zehn Minuten nach Mitternacht, stellen Sie sich das einmal vor!«, sagt der Richter und beißt in eine Honigsemmel.
Ich weiß nicht, wovon er spricht.
Die Oma schenkt mir einen Kaffee ein, und ich setz mich nieder.
»So was hat sie vorher noch niemals gemacht«, sagt er weiter und schlürft an seiner Tasse.
Ich vermute mal, dass er von seinem Weib spricht.
»Gehe ich recht in der Annahme, dass Sie von der werten Gattin reden und Sie diese erst um zehn nach zwölf telefonisch erreichen
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