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Schweinskopf al dente - Falk, R: Schweinskopf al dente

Schweinskopf al dente - Falk, R: Schweinskopf al dente

Titel: Schweinskopf al dente - Falk, R: Schweinskopf al dente Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rita Falk
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ums Hauseck wohnt, geh ich da einmal hin. Einfach um nachzuschauen, wie so ein mieser Betrüger seinen Alltag bewältigt.
     
    Die Mary macht mir die Tür auf.
    »Hallo, Franz«, sagt sie, dann fliegt ihr ein Ball an den Schädel. »Jetzt ist aber Schluss, Ignatz-Fynn. Der Ball bleibt draußen, verdammt!«, schreit sie über die Schulter hinweg. »Entschuldige«, sagt sie weiter zu mir. Sie muss sich nicht entschuldigen. Schließlich hab ich ja keinen Ball an den Schädel bekommen.
    Mir fliegt ein Ball an den Schädel.
    Ich schubs die Mary zur Seite und schnapp mir den Bastard. Er schreit wie am Spieß. Ich zerschneide den Ball in zwei Teile. Da lob ich mir mein Schweizer Taschenmesser, das ich seit meiner Firmung nicht mehr abgelegt habe.
    »Er hat meinen Ball aufgeschlitzt!«, schreit der hysterische Balg.
    Seine kleine Schwester kommt dazu und möchte von der Mutter auf den Arm genommen werden. Die gehorcht. Der Bub hängt kreischend an dem anderen. Es ist die Ausgeburt der Hölle.
    »Wo ist dein Gatte?«, ruf ich ihr zu.
    »Beim Teufel«, ruft sie zurück.
    Ich verstehe kein Wort und bin kurz davor, meine Waffe |93| zu zücken. Allein schon, um dem Knirps die Lichter auszulöschen. Wahrscheinlich ahnt die Mary meine Gedanken, und so fügt sie hinzu: »Ich hab ihm gesagt, er soll zum Teufel gehen, und er ist gegangen. Das war vor ein paar Tagen. Mehr weiß ich auch nicht.«
    Sie wendet sich ab, schließt die Tür und im Nullkommanix kehrt Ruhe ein. Sollte ich jemals dem Wahnsinn verfallen und eigene Kinder haben wollen, ist ein Besuch bei den Flötzingers jedenfalls das Vorprogramm zur Abstinenz.
    Den Heizungs-Pfuscher find ich schließlich in seiner Firma. Zwischen Werkzeug, Ersatzteilen und Regalen voller Ordner lungert er herum   – unrasiert und fern der Heimat quasi.
    »Was ist denn mit dir los?«, frag ich, schieb ein paar Pizzaschachteln zur Seite und setz mich auf seinen Schreibtisch.
    »Es ist zum Wahnsinnigwerden, Franz«, sagt er, und sein Atem wirft mich fast um. Vermutlich hat er keine Zahnbürste hier bei der Arbeit.
    »Was ist zum Wahnsinnigwerden?«, frag ich und hol mir ein Tempo aus der Hosentasche. Dann tu ich minutenlang so, als würd ich mich schnäuzen, nur um ihn nicht riechen zu müssen. Aber immerhin erfahr ich, dass seine Mary Wind bekommen hat von seinen amourösen Gepflogenheiten. Und weil es natürlich nicht das erste Mal war, hat sie ihn halt jetzt vor die Tür gesetzt. Außerdem sind die Beischls wieder auf freiem Fuß, sagt er. Und drum bricht ihm jetzt ständig der kalte Schweiß aus, unserem alten Schürzenjäger. Mein Mitleid hält sich aber in Grenzen, muss ich schon sagen. Und wenn ich an die Susi denke, kann er direkt von Glück reden, dass ich den Beischl-Brüdern nicht noch einen wertvollen Hinweis geb.
     
    |94| Am nächsten Tag werden unsere zwei Invaliden aus dem Krankenhaus entlassen, und es ist meine ruhmreiche Aufgabe, sie von dort abzuholen. Die Oma kocht zur Feier des Tages ein Rahmgulasch mit Spätzle, Preiselbeerkompott und Buttergemüse. Alles mit Ausnahme des Rindviehs aus eigener Herstellung freilich. Der Leopold hat samt Mischpoke seinen Besuch angedroht, und alle sind ganz aufgeregt. So, als wär jetzt wunder was passiert. Dabei waren die zwei Alten doch grad mal ein paar Tage lang weg. Unglaublich.
    Wie ich zum Krankenhauseingang vorfahr, kann ich sie schon sehen. Sie sitzen tatsächlich in Rollstühlen und lassen sich grinsenderweise von ihren leibeigenen Schwestern bis ans Auto karren. Es gibt ein Mords-Händeschütteln, und schließlich steigen sie ein. Der Moratschek hockt hinten auf der Rückbank, genauer gesagt liegt er. Er macht sich flach wie ein Palatschinken, um nur ja keine Zielscheibe abzugeben. Und der Papa sitzt auf dem Beifahrersitz und winkt seinen Zofen gönnerhaft zum Abschied nach. Ich kann es kaum fassen. Aber wie dem auch sei, wir fahren gen Heimat und freuen uns auf das göttliche Mahl.
    Unsere Mitesser sind schon vor Ort, wie wir kommen, und stehen im Geschwader vor der Haustür. Empfangskomitee vom Feinsten. Staatsbesuch Scheißdreck dagegen. Der Leopold eilt heran und geleitet zuerst den Papa, dann den Moratschek mit bekümmerter Miene den Gaumenfreuden entgegen. Beim Essen ist es relativ still. Weil jeder gänzlich damit beschäftigt ist, sich den Ranzen vollzuhauen. Danach gibt’s noch ein Schnapserl für den Magen, und die Panida hilft der Oma beim Abwasch. Der Moratschek versucht derweil, sein Weib auf der Kur anzurufen. Und

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