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Schweinskopf al dente - Falk, R: Schweinskopf al dente

Schweinskopf al dente - Falk, R: Schweinskopf al dente

Titel: Schweinskopf al dente - Falk, R: Schweinskopf al dente Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rita Falk
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heut Nacht bei uns hier?«
    »Ja, klar«, sag ich. »Ich frag gleich mal eure beiden Schwestern, ob sie mir ein Bett dazwischenschieben können.«
    Der Richter scheint erleichtert. Leider muss ich seine Illusionen gleich wieder zerstören, indem ich den Spaß als solchen entlarve.
    »Kopf hoch, Richter!«, sag ich. »Morgen, spätestens übermorgen sind Sie wieder draußen. Und Sie sind ja auch nicht allein da, gell. Der Papa passt schon auf Sie auf, gell.«
    »Warum werd ich nicht informiert, wenn der Papa in Lebensgefahr schwebt?«, tönt es plötzlich von der Tür her. Auch ohne Umdrehen kann ich den Leopold klar identifizieren.
    »Papa!«, eilt er durchs Zimmer und erstickt den schwachen alten Mann unter Tonnen von Blumen.
    |90| »Leopold!«, flüstert der Papa.
    Ich muss gleich kotzen.
    »Hol mal eine Vase«, schnaubt die alte Schleimsau zu mir rüber und beugt sich dann tief zum Papa runter.
    »Hol deine Scheißvase gefälligst selber. Und pass bloß auf, dass nicht irgendein giftiges Gras da drunter ist. Das könnte ihn nämlich töten«, sag ich und dreh mich zum Gehen ab. Der Leopold öffnet das Fenster, und bis ich schau, verlässt der Strauß für immer das Zimmer.
    Die Oma freut sich, wie ich ihr später Blumen bring. Gut, ein paar sind vielleicht abgebrochen. Aber ein Großteil ist noch tipptopp. Und sie schauen gut aus auf unserem Küchentisch. Gar keine Frage.
     
    Die Mooshammer Liesl ist es, die am nächsten Tag die frohe Botschaft verkündet. Ja, gut, froh ist jetzt vielleicht verkehrt, aber eine Botschaft ist es allemal. Sie sagt, das halbe Dorf liegt flach. Genauer eigentlich, die Pilger. Noch genauer, nur die, wo den Kuchen von der Oma gegessen haben. Die liegen jetzt alle flach und haben es hinten und vorne, sagt sie. Durchfall und Erbrechen praktisch bis zum Gehtnichtmehr. Wunderbar.
    Die Oma muss sich erst einmal setzen. Die Liesl auch.
    »Was genau war das für ein Kuchen?«, muss ich jetzt wissen.
    »Ein Rotweinkuchen«, sagt die Liesl. »Den macht sie doch immer so gut, gell, Lenerl?«
    Die Oma nickt. Ich weiß nicht, wie, aber alles, was die Liesl sagt, kann die Oma großartig verstehen. Und zwar ohne dass die Liesl erst Hände und Füße verrenken muss.
    Ein Rotweinkuchen also.
    Ich überlege. Bring quasi meine Gehirnzellen in Wallung, dass der Birkenberger stolz auf mich wär.
    |91| »Wo hast du den Rotwein her?«, frag ich die Oma.
    »Da war noch überall ein bisschen was in den Flaschen von deinem Vater. Die hab ich alle zusammengeschüttet. Das hat gelangt«, sagt sie und deutet rüber zum Altglas. Da hätt ich auch selber draufkommen können. Bevor die Oma was wegkippt, vergiftet sie lieber die ganze Nation. Ich schau mir mal die Flaschen an, kann aber nix Ungewöhnliches finden. Auch die Geruchsprobe bleibt völlig ergebnislos.
    »Die Flaschen nehm ich mit«, sag ich. »Die sind quasi beschlagnahmt.«
    Dann brechen sie auf, die zwei alten Mädchen. Schließlich muss ja gut Wetter gemacht werden bei den Opfern von der Oma. Und zwar hurtig. Und da bietet sich so ein Krankenbettbesuch doch direkt an. Die Oma nimmt den Riesenstrauß vom Leopold und zerpflückt ihn in viele kleine. Man kann ja schließlich nicht mit leeren Händen erscheinen.
     
    Ich ruf erst mal den Birkenberger Rudi an und informier ihn über den Verlauf der letzten Tage. Der Rudi ist gleich einig mit meinem ersten Verdacht und tippt auf den Rotwein als mutmaßliche Giftquelle. Immerhin haben die Kuchenesser die gleichen Symptome wie der Papa und der Moratschek, wenn auch in abgeschwächter Form. Wir verabreden uns auf ein Treffen. Zuvor versuch ich noch, einen Termin zu erhaschen bei meinem alten Freund, dem Günter. Der ist ein Leichenfledderer in der Gerichtsmedizin München und kann in Sachen Rotweinflaschen sicherlich sachdienliche Hinweise geben.
    Nach so ereignisreichen Tagen wie heute beschwingt mich die Runde mit dem Ludwig gleich doppelt und haucht mir neues Leben ein. Dabei muss ich irgendwie an die |92| Susi denken. Nicht, dass sie mir jetzt so brutal fehlen tät, das nicht. Aber wir kennen uns halt schon so unglaublich lange, und da würd ich freilich gern wissen, wie’s ihr halt so geht, gell. Und bei dem Gedanken an die Susi fällt mir postwendend der Flötzinger ein. Weil die zwei schließlich eine Gemeinsamkeit haben. Eine grauenvolle sogar. Beide haben ihren treuen Partner schändlich und sträflich betrogen. Diese Gratler. Und weil die Susi jetzt Lichtjahre entfernt ist und der Flötzinger grad mal

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