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Schweinskopf al dente - Falk, R: Schweinskopf al dente

Schweinskopf al dente - Falk, R: Schweinskopf al dente

Titel: Schweinskopf al dente - Falk, R: Schweinskopf al dente Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rita Falk
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entgegen.
    Das riecht nach Arbeit. Oder Nötigung. Oder: egal. Ist ja eh dasselbe.
    Ich setz mich erst einmal an meinen Schreibtisch und lehn mich zurück. »Einen wunderschönen guten Morgen, lieber Herr Bürgermeister. Was kann ich für Sie tun? Soll ich den Verkehr regeln oder ein paar Scheine zwicken? Vielleicht einen lieben ausländischen Mitbürger bewachen oder einen Veranstaltungsschutz machen? Soll ich dabei unsere wunderbare bayerische Uniform tragen, oder hätten sie mich lieber wieder nackt?«
    »Was ist denn um Gottes willen in Sie gefahren?«, will er jetzt wissen und hängt den Kleiderbügel mit allem Drum und Dran an die Zimmertür.
    »Bürgermeister«, sag ich und geh zum Fenster. Verschränke die Arme im Rücken und sehe hinaus. Er ist gleich ziemlich irritiert, dass ich seinen Part übernehme.
    »Ja?«, fragt er leicht verunsichert.
    »Bürgermeister«, wiederhole ich, um die Lage mit Dramatik aufzuwerten. »Ich muss mich augenblicklich um einen wirklich dringlichen Fall kümmern. Ein Fall von nationaler Brisanz, quasi. Oberste Geheimhaltung, verstehen Sie?«
    »Jetzt machen Sie aber mal einen Punkt, Eberhofer. Hier bei uns in Niederkaltenkirchen   … Was soll da schon von nationaler Brisanz sein, bitte schön?«
    Ich dreh mich langsam zu ihm um. James Bond ein Dreck dagegen. Um nicht zu überheblich zu wirken, lenk ich kurz ein.
    »Was hätten S’ denn Schönes gehabt für mich?«
    |82| Er schnauft tief durch, und ein Funke Hoffnung schimmert in seinen trüben Augen.
    »Die jährliche Wallfahrt nach Altötting wär halt fällig, gell. Und Sie wissen’s ja selber, ohne polizeiliche Begleitung geht da gar nix«, sagt er.
    »Die Wallfahrt nach Altötting, also. Ja, ein Jammer, lieber Herr Bürgermeister. Aber Sie verstehen das schon, gell, die nationale Brisanz   …«
    »Ich werd mich informieren, Eberhofer!«, schreit er noch beim Rausgehen. »Und wehe Ihnen, es existiert gar keine nationale Brisanz!«
    Zack   – Tür zu.
    Im Nullkommanix ruf ich den Moratschek an und informier ihn über unsere nationale Brisanz.
    Und im Nullkommanix ruft der Moratschek den Bürgermeister an und scheißt ihn so dermaßen zusammen, dass der umgehend zu mir reinkommt und sich entschuldigt.
    Ja, wo kämen wir denn da hin! Wallfahrt nach Altötting! Und das genau zu einem Zeitpunkt, wo einer unserer verdientesten Mitbürger in akuter Lebensgefahr schwebt.
     
    Die nächsten Tage entfern ich mich keine Handbreit vom ehrenwerten Richter Moratschek. Sogar, wie er aufs Klo geht und seinen Haufen setzt, besteht er auf meine Anwesenheit direkt vor der Tür. Ich persönlich geh derweil überhaupt nicht aufs Klo. Weil ich mich ums Verrecken nicht entspannen kann, wenn jemand mit seinen Lauschlappen an der Klotür klebt.
    Passieren tut aber nix. Rein gar nix.
    Dann aber kommt die Oma ins Spiel. Weil sie von einer ihrer blöden Landfrauen erfahren hat, dass die Wallfahrt nach Altötting heuer ausfällt. Weil es eben keinen Polizeischutz gibt. Und wie wir bereits wissen: kein Polizeischutz   – |83| keine Wallfahrt. Und da versteht die Oma jetzt keinen Spaß. Sie zetert mir derartig her, dass ich zum Moratschek sag, es ist mir vollkommen wurst, wer ihn bewacht, ich jedenfalls nicht. Weil ich jetzt nach Altötting muss. Für drei lange Tage. Und aus. Sollte ich das überleben, werd ich ihn hinterher selbstverständlich wieder behüten wie meinen Augapfel. Vorausgesetzt, der überlebt die drei Tage auch. Der Moratschek kriegt die Zuckungen, das kann man gar nicht erzählen, aber es hilft ihm alles nix. Der Papa sagt, er passt schon auf ihn auf, und immerhin hätten sie auch noch den Ludwig. Darauf legt der Moratschek dem Ludwig die Leine um und bindet sie um seinen Bauch.
    Jesus Christus!
    Der Bürgermeister freut sich, wie er mich sieht und von meiner Sinneswandlung hört.
    »Sie schickt der Himmel, Eberhofer«, sagt er dankbar.
    »Nein«, sag ich. »Mich schickt die Oma.«
    Ich krieg die Daten für Abfahrt, Route, Pipapo, und anschließend fahr ich in die PI Landshut, um mir ein Dienstmotorrad zu organisieren. Am nächsten Tag geht’s los. In aller Herrgottsfrüh steht der Bürgermeister pünktlich am Rathaus, damit er all seine gottesfürchtigen Bürger verabschieden kann, so, wie es sich gehört. Und der Pfarrer in Jeans und Wanderschuhen schaut heut gar nicht aus wie ein Pfarrer und lässt wohl dadurch die Anzahl der weiblichen Pilger immens in die Höhe schnalzen.
    Dann wandern wir los. Das heißt natürlich: Die

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