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Schweinskopf al dente - Falk, R: Schweinskopf al dente

Schweinskopf al dente - Falk, R: Schweinskopf al dente

Titel: Schweinskopf al dente - Falk, R: Schweinskopf al dente Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rita Falk
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ich meinen Arsch verwette, dass er was weiß. Wozu sonst die Frage von eben nach ihrer Person?
    Volltreffer.
    Er lehnt sich selbstgefällig zurück und foltert mich mit Schweigen. Grinsen und Schweigen, um genau zu sein. Typisch Birkenberger.
    »Also?«, frag ich nach zwei der fünf Hauptgänge. Er hält noch immer beharrlich den Mund, obwohl ich längst merk, wie’s ihm die Informationen nach außen drängt.
    »Also gut«, sagt er endlich und tupft sich mit der Serviette über die Lippen. »Ich glaub, da ist der Teufel los bei |102| den beiden. Letzte Woche war ich für drei, vier Tage dort in Assenza, weißt du. Ich observier da grad eine Frau vom Vorstandsvorsitzenden von   … na ja, einer großen Autofirma, sagen wir mal. Und dieses Weib treibt’s doch tatsächlich wie verrückt mit seinem   …«
    »Rudi!«
    »Schon gut. Also, bei der Susi und ihrem italienischen Hengst jedenfalls ist richtig dicke Luft, glaub ich. Die zwei streiten jeden Tag, dass das ganze Dorf in Achtung steht. Am Schluss knallt er die Tür hinter sich zu und geht weg. Sie schreit ihm dann noch was durchs Fenster nach, und es ist nichts Freundliches, kannst du mir glauben.«
    Mein viertes Essen ist eine Kalbshaxe, und mir ist schon ganz schlecht. Aber nur, damit der Rudi keinen blöden Kommentar abtreten kann, stopf ich sie rein. Genauso wie hernach das Schwabentöpfchen. Ich kann noch nicht mal aufstoßen, weil nullkommanull Luft mehr in mir drin ist.
    »Dessert?«, fragt der Birkenberger dann hämisch.
    Ich leg mich auf der Eckbank nieder. Mein Magen rumort. Alles um mich herum dreht sich im Kreis. Dann schlaf ich ein.
     
    Aufwachen tu ich, weil plötzlich der Schnauzbart direkt über mir schwebt und was in mein Ohr hinein keift. Ich erschrecke zu Tode. Es ist spät am Abend, und der Rudi ist schon lang weg. Bezahlt ist bereits alles, sagt die haarige Oberlippe, und so mach ich mich endlich auch auf den Heimweg.
     
    Der Moratschek ist noch wach, wie ich ankomm. Ist noch wach und hält den Telefonhörer im Arm, grad als tät er ein Baby wiegen.
    »Sie hat den Kuraufenthalt um eine Woche verlängert«, |103| sagt er, ohne mich anzuschauen. Ich nehm ihm den Hörer aus der Hand, leg auf und bring das traurige Männlein ins Bett. Danach muss ich mich übergeben. Mehrmals sogar. Der Rudi ist ein Arschloch.
     
    Der Anruf beim Günter tags drauf bringt tatsächlich Licht ins Dunkel.
    »Weißer Germer, auch unter den Namen Nieswurz oder Lauskraut bekannt. Symptome: Erbrechen, Durchfall, Muskelkrämpfe, Atemnot und so weiter und so fort. In gewissen Dosen absolut tödlich. Ansonsten gern als homöopathisches Kreislaufmittel verwendet. In der Variante, die mir allerdings vorliegt, eher tödlich. Da hatten die Herrschaften wohl direkt ein Glück, nicht zu viel von dem Wein gesüffelt zu haben.«
    »Wo kriegt man das Zeug her?«, frag ich.
    Der Günter lacht.
    »Im Frühtau zu Berge, würd ich mal sagen. Nein, im Ernst, das kannst du auf jeder Wiese pflücken. Wächst wie Unkraut, bevorzugt in der Alpengegend. Keine große Sache, da ranzukommen, glaub mir.«
    Ich glaube ihm und beende das Gespräch.
    Danke für die Hilfe, sag ich. Und, dass ich mich sicherlich wieder mal melde.
    Davon geht er aus, sagt der Leichenfledderer und lacht.
     
    Wenn man also mal davon ausgeht, dass der Wein vergiftet war, stellt sich natürlich anschließend die unvermeidbare Frage: Wer tut so was? Und wenn es, wie ich stark vermute (erinnern wir uns an die zierlichen Fußspuren, die definitiv nicht von unsresgleichen stammen) der Küstner war, um den Moratschek abzuschmirgeln, dann hat er zumindest billigend in Kauf genommen, dass noch weitere |104| Personen im besten Falle geschädigt werden. Wie geschehen. Ja, letztlich hätte er tatsächlich den Tod des einen oder anderen Mitmenschen hingenommen. Kollateralschaden sozusagen. Und weil es sich hier nun in erster Linie um meine bucklige Familie handelt, die er mit ausgerottet hätte, muss ich das schon ziemlich persönlich nehmen. Wär ich selber ein leidenschaftlicher Weintrinker, hätte es gut auch mich selber treffen können. Also muss ich es sogar ausgesprochen persönlich nehmen. Und seien wir doch einmal ehrlich: Hätten die zwei alten Junkies nicht so ausgiebig dem Rauschgift gefrönt, wär doch deutlich mehr Wein geflossen, gell. Und dann? Was wär dann passiert? Ja, das sind so meine Gedanken nach dem aufschlussreichen Gespräch mit dem Günter.

|105| Kapitel 12
    Endlich ist Ostern, was natürlich auch das

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