Schweinskopf al dente - Falk, R: Schweinskopf al dente
Richter jetzt einen Schwächeanfall kriegt, der sich gewaschen hat. Hängt hier zitternd und mit verdrehten Augen auf dem Beifahrersitz rum und ist zu keiner Handlung mehr fähig. Das hat uns grade noch gefehlt.
Also fahr ich ihn erst mal mit Höchstgeschwindigkeit ins nächste Krankenhaus und erfahr dort eineinhalb Stunden später, dass eine stationäre Behandlung unumgänglich ist. Für mindestens zwei bis drei Tage muss der Patient wohl bleiben, wo er ist, heißt es.
Mittlerweile muss ich zugeben, dass ich deutlich lieber das Lamperl von der Oma gegessen hätte, auch wenn es noch so greislich ist.
Weil ich jetzt auch nicht recht weiß, was ich machen |111| soll und der Tag ohnehin schon versaut ist, ruf ich mal den Birkenberger an. Vielleicht kann mir der einen von seinen superschlauen Sprüchen aufs Aug drücken.
Ja, sagt er, das ist direkt ein Riesenglück. Ein Riesenglück, dass er ausgerechnet gestern seinen letzten Fall abgeschlossen hat. Und die nächste dringende Observierung hat er erst übermorgen. Das ist wunderbar, sagt er weiter, ich soll mal schön den Moratschek bewachen, und er selber ist in einer guten Stunde hier. Ja, da kann man nichts sagen. Auf den Rudi ist halt Verlass.
Also setz ich mich vor das Krankenzimmer vom Moratschek und harre der Dinge, die da kommen. Zunächst kommt die Stationsschwester. Sie heißt Heidi und sagt, der Ludwig muss raus aus der Klinik. Wegen hygienischen Gründen und Pipapo. Weil ich ihr aber meinen Dienstausweis und mein sympathisches Lächeln zeige, kann er dableiben. Außerdem krieg ich einen erstklassigen Kaffee und der Ludwig eine Schale voll Wasser. Die Heidi ist ein heißer Feger und trägt nichts unter ihrem weißen Kittelchen. Rein gar nichts.
Dann kommt der Rudi und macht ein besserwisserisches Gesicht. Schon rein prophylaktisch.
»Wo ist der Küstner derzeit?«, will er zuerst wissen.
»Bin ich ein Hellseher, oder was? Wenn ich das wüsste, hätt ich ihn längst abgeknallt und müsste mir hier nicht den Arsch wund sitzen«, geb ich zurück.
»Dann werd ich ihn jetzt wohl gleich einmal aufsuchen müssen.« Die Betonung schwerlastig auf dem Ich.
»Bist du vielleicht ein Hellseher?«
»In gewissem Maße schon. Lass mich nur machen«, sagt er, nimmt mir die Kaffeetasse aus der Hand und leert sie auf Ex.
»Und was soll ich derweil tun?«, frag ich, weil’s mir |112| schon langsam fad wird mit der ganzen Bewacherei. Und weil ich heim will. Und weil ich Hunger hab.
»Du bleibst schön da sitzen und bewachst den Moratschek. Ich komm zurück, sobald ich was hab«, sagt er und entschwebt dann durch die Glastür. Die schwingt hinter ihm her, grade so, als tät sie mir winken.
Dann ruf ich mal den Papa an. Schließlich muss der über die ganzen Vorkommnisse informiert werden. Erwartungsgemäß regt er sich furchtbar auf darüber.
»Schade, dass ihr nicht kommen könnt«, sagt er, nachdem er sich wieder beruhigt hat. »Die Oma hat extra für dich was vom Lamperl zur Seite gelegt.«
»Ja, so traurig das ist, aber ich kann hier nicht weg. Beim besten Willen nicht. Auch wenn mich der Hunger fast umbringt«, sag ich und häng auf.
»Ich bestell mir grad eine Pizza. Möchtest du auch was?«, sagt dann die Heidi und streichelt dem Ludwig über den Kopf.
Der Franz möchte. Und wie der möchte.
Nach der Pizza möchte ich dann noch mit ihr schmusen.
Nach dem Schmusen möchte sie ins Schwesternzimmer. Ich folge ihr wortlos, obwohl mich schon ein bisschen das Gewissen plagt, weil ja der Moratschek jetzt so völlig hilflos ist. Aber es gibt im Leben eines Mannes Momente, da muss er Entscheidungen treffen. Und das tu ich.
Nach dem Schwesternzimmer möchte ich sie heiraten, die Heidi.
Leider kommt dann der Chefarzt vorbei. Sie nennt ihn Schatz. Und er legt ihr die Hand auf den Hintern.
»Wie war deine Nachtschicht?«, fragt er sie dann.
»Ach, ging so«, haucht sie ihn an.
Ging so!
Also, ich persönlich sehe das ganz anders. Aber klar, |113| Dinge, die man nicht ändern kann, muss man akzeptieren. Drum sitz ich halt weiter vor dem Moratschek seinem blöden Krankenzimmer rum und warte auf den Rudi.
Die Frühschwester hat überhaupt keine Ähnlichkeit mit der Heidi. Nicht die geringste. Sie trägt eine Brille mit riesigen Gläsern und Unterwäsche in mehreren Lagen unter dem Kittel. Womöglich sogar die von der Heidi auch noch, wer weiß. Wobei ihr die freilich noch nicht mal ansatzweise passen tät. Aber wurst. Was mich viel mehr beschäftigt, ist, dass sie
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