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Schweinskopf al dente - Falk, R: Schweinskopf al dente

Schweinskopf al dente - Falk, R: Schweinskopf al dente

Titel: Schweinskopf al dente - Falk, R: Schweinskopf al dente Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rita Falk
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Ich schnapp mir ihren Koffer und bringe auch den aus dem Schussfeld. Ein bisschen außer Atem und von dem ganzen Geäst zerzaust, steh ich schließlich vor ihr und mach wohl keinen sehr vertrauenswürdigen Eindruck. Der Rudi mit seinem Fernglas vermutlich noch viel weniger. Sie fängt an zu schreien. Das hat grade noch gefehlt. Ich halt ihr den Mund zu und öffne die Autotür. Schubs sie auf die Rückbank und hock mich daneben.
    »Ich nehm jetzt die Hand wieder weg«, sag ich. »Und Sie hören auf zu schreien, verstanden! Es geht um Leben und Tod. Ihr Gatte ist vermutlich in größter Gefahr.«
    Sie reißt die Augen auf und nickt ganz zaghaft. Ich entlass ihre Schnute wieder in die Freiheit, und sie schweigt. |182| Na gut, so richtig schweigen tut sie nicht, aber jedenfalls schreit sie auch nicht mehr. Es ist mehr ein Wimmern, das ihrer Kehle entweicht.
    »Was ist denn mit meinem Mann, Herr   …«
    »Eberhofer«, sag ich. »Und das ist mein Kollege Birkenberger.«
    Der Rudi nimmt eine Hand vom Fernglas und tippt sich an die Stirn. Die Frau Moratschek nickt in den Rückspiegel.
    In knappen Worten erklär ich ihr die Situation und dass der Küstner womöglich da im Haus drin ist und ihren Gatten, na, sagen wir mal im besten Fall, gefangen hält. Wie’s der armen Frau jetzt schlecht wird, kann man direkt sehen. Sie greift nach meiner Hand.
    »Er hat mich angerufen, wie er auf der Heimfahrt von Italien war«, sagt sie ganz leise. »Ich soll doch endlich heimkommen, hat er gesagt. Ich wär jetzt schon so lang bei meiner Schwester, und er vermisst mich so arg.«
    Er vermisst sie so arg. Das hat er aber gut überspielt, wie er beim Papa hauste die ganze Zeit, das muss ich schon sagen.
    »Ich hab mich so gefreut«, sagt sie weiter und schnäuzt sich in ein Taschentuch. »Wo ich jetzt so lange Strohwitwe war, wollte ich doch heut einen besonders schönen Abend mit ihm machen. Eine Pizza bestellen und einen Wein trinken. Mit Kerzenschein.«
    »Ja, und damit aus der Strohwitwe keine Witwe wird, sollten wir mal langsam was machen«, sag ich so.
    »Sie wollten eine Pizza bestellen?«, mischt sich der Rudi ein.
    »Ja, eine Pizza. Und dazu ein Glas Wein«, sagt sie und schnäuzt sich wieder.
    »Mit Kerzenschein«, sag ich wegen Vervollständigung und schau aus dem Fenster.
    |183| »Dann sollten Sie das auch tun, gnä’ Frau«, sagt der Rudi weiter. Alle vier Augen hinten auf der Rückbank starren ihn an.
    »Mal angenommen, Sie gehen jetzt einfach da rein, genau so, wie Sie’s vorgehabt haben, was würde passieren? Der Küstner wird Ihnen nichts tun, dem sind doch zwei Geiseln viel lieber als eine. Und dann bestellen Sie halt eine Pizza. Weil ja nichts Essbares im Haus ist. War ja wochenlang keiner da, gell.«
    »Worauf willst du hinaus?«, muss ich ihn fragen. »Du willst doch die arme Frau hier nicht allen Ernstes auch noch in Gefahr bringen?«
    »Warten Sie mal, Herr Eberhofer. Die Idee ist gar nicht so schlecht. Der Küstner wird mir nichts tun. Niemals. Der kennt mich ja. Und er mag mich auch. Wenn er jemandem was tun will, dann meinem Mann. Aber der ist ja eh schon in Gefahr.«
    »Ich glaub’s nicht! Seid ihr alle übergeschnappt? Und, mal angenommen, die Frau Moratschek geht da jetzt rein, und, mal angenommen, der Küstner tut ihr wirklich nix, und, mal angenommen, das mit der Pizza funktioniert, wo ist dann die Pointe? Dann hocken sie alle drei da drüben drin und futtern Pizza, oder was?«
    »Wir machen K.-o.-Tropfen auf die Pizza, das ist doch klar«, sagt der Rudi, nimmt das Fernglas runter und dreht sich zu uns um.
    »Und woher sollen wir die bitte schön nehmen?«, frag ich so.
    Er öffnet sein Handschuhfach und holt ein Fläschchen heraus. Damit wedelt er dann rum.
    »Du hast K.-o.-Tropfen dabei?«
    Ich bin fassungslos.
    »Ja, was dagegen?«
    |184| »Wofür brauchst du die?«
    »Für den Notfall. Ich hab einen sehr gefährlichen Job, mein Freund. Da muss man auf alle Eventualitäten vorbereitet sein.«
    Für alle Eventualitäten, also. Ich muss lachen.
    »Sei ehrlich, du hast sie, damit du dir deine Weiber gefügig machen kannst.«
    »Na, hör mal! Das hab ich doch gar nicht nötig!«
    »Ach. Wann hast denn du das letzte Mal eine abgekriegt, jetzt sag schon. Auf freiwilliger Basis, mein ich.«
    Er schaut wieder durch sein Fernglas.
    »Wie geht’s eigentlich deiner Susi?«, fragt er dann mit süffisantem Unterton.
    »Meine Herren, bitte. Die Lage ist doch wirklich ernst. Herr Birkenberger, was haben Sie gemeint

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