Schweinskopf al dente - Falk, R: Schweinskopf al dente
Küstner kauenderweise.
Der Rudi gehorcht.
»Wer ist dieses Arschloch?«, fragt er dann an mich gerichtet und fuchtelt wie wild mit der Waffe rum.
»Das ist mein Kollege Birkenberger«, sag ich so.
»Das ist mein Kollege Birkenberger«, äfft er mich nach. Der Rudi nickt mit dem Kopf. Schaut zwar ziemlich albern aus, er tut es aber trotzdem.
»Ist der Kollege Birkenberger denn auch so scharf auf russisches Roulette wie der Herr Kommissar?«, fragt dann der alte Psycho.
»Nein!«, sagen wir direkt gleichzeitig.
»Nicht? Ja, dann müssen wir wohl mit dir anfangen, Eberhofer«, spricht’s, lässt die Trommel sausen und legt mir die Knarre genau an den Hinterkopf.
»Erinnern Sie sich noch, Herr Kommissar? Was für einen Spaß wir damals hatten mit dem russischen Roulette. An jedem verdammten Parkplatz. Wir haben uns königlich amüsiert, nicht wahr?«
Dann drückt er ab.
Klack.
Und jetzt bin ich direkt froh, dass ich erstens überlebe und zweitens grad beim Bieseln war.
Der Küstner lacht.
Und beißt in seine Pizza.
Und lässt die Trommel sausen.
»So, Kollege Birkenberger, du hast ja gesehen, es tut gar nicht weh«, sagt er und drückt ab. Genau über dem rechten Ohr vom Rudi.
Klack.
Dem stehen die Schweißperlen auf seiner Stirn, das kann man gar nicht erzählen. Aber auch er überlebt.
|188| »Sie sollten Ihre Pizza essen, bevor sie noch kalt wird«, sag ich, weil wir bei diesem Essens-Tempo früher oder später abgeknallt werden.
Der Küstner beißt in seine Pizza. Aber nicht, ohne die Trommel ein weiteres Mal sausen zu lassen. Diesmal bin ich wieder an der Reihe. Mich kann er damit aber nicht sonderlich schockieren, weil ich mittlerweile glaub, dass da gar keine Patrone drin ist. Reine Panikmache, würd ich einmal sagen.
Vermutlich kann er meinen Gesichtsausdruck deuten. Jedenfalls nimmt er die Waffe runter und drückt die Trommel heraus. Es ist nicht eine Patrone drin. Es sind zwei. Vier Kammern sind leer.
Die Trommel saust.
Die Waffe berührt meinen Hinterkopf.
Und ich krieg das Schreien.
»Was haben Sie mit uns vor, verdammt?«, brüll ich ihn an.
»Schreien Sie mich nicht so an, mein Gott!«, wimmert er plötzlich und hält sich die Ohren zu. »Sie dürfen mich nicht so anschreien. Sie sind nicht meine Mutter.«
Nein, die bin ich nicht. Gott bewahre!
»Also, los jetzt, was haben Sie eigentlich mit uns vor?«, frag ich noch mal, und dieses Mal leiser.
Er lacht.
»Was ich mit euch vorhabe? Herrjemine! Ja, ratet doch mal. Eine bessere Gelegenheit, euch beide aus dem Weg zu räumen, wird sich so schnell nicht wieder bieten. Besonders nicht, wo ich morgen eh schon über alle Berge bin. Über alle Berge, bei den sieben Zwergen. Hähä. Vorher aber brauch ich noch ein Säckchen voll Gold, hähä.«
Bei den sieben Zwergen. Ja, das war klar.
»Sie wollen uns abknallen?«, will ich jetzt wissen.
|189| »Oh, der Herr Kommissar wird nervös. Genau wie der Herr Richter. Ganz genau so. Was seid ihr doch nur für Weicheier, ihr Herrscher über Recht und Ordnung … hähähä … erbärmlich. Keine Mannsbilder, kein Rückgrat. Winselnde Weiber. Widerlich.«
»Was haben Sie mit den Moratscheks gemacht?«
»Die Moratscheks … die Moratscheks hängen momentan noch mit Handschellen am Heizkörper und essen ihre Pizza«, sagt er und nimmt einen Bissen.
»Das ist schön«, sag ich und bin ein bisschen beruhigt. »Ist sie gut? Die Pizza, mein ich?«
Der Küstner nickt. Er nickt und nimmt einen gewaltigen Bissen. Dann noch einen. Na endlich!
»Sehr gut sogar, wirklich. Und fingerdick belegt. Das hat man ja selten«, sagt er und beißt erneut hinein.
»Ja, das hat man wirklich selten. Meistens ist der Belag ja kaum zu finden. Besonders, wenn …«
»Schnauze!«, unterbricht er mich. Er fährt sich mit dem Handrücken über den Mund und legt die Schachtel beiseite. Aus den Augenwinkeln heraus kann ich sehen, dass er etwa die Hälfte gegessen hat.
»Wo waren wir stehen geblieben?«, fragt er und dreht ein weiteres Mal genussvoll an der Trommel.
»Geht es ihnen gut, den Moratscheks?«, will ich noch wissen.
»Hervorragend geht’s denen. Kein Haar gekrümmt. Sind heute noch viel zu wertvoll. Erst morgen … morgen … Heute back ich, morgen brau ich, übermorgen hol ich mir der Königin ihr Kind. Hähähä. Oder den Moratschek. Oder sein Weib.«
Jesus Christus! Jetzt geht’s wohl dahin mit den letzten Gehirnzellen.
Die Trommel saust.
|190| Die Waffe landet an meiner
Weitere Kostenlose Bücher