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Schweinskopf al dente - Falk, R: Schweinskopf al dente

Schweinskopf al dente - Falk, R: Schweinskopf al dente

Titel: Schweinskopf al dente - Falk, R: Schweinskopf al dente Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rita Falk
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mit den Tropfen?«, fragt meine Sitznachbarin und beugt sich weit nach vorne.
    »Sie gehen jetzt da rein, gnä’ Frau, begrüßen Ihren Mann und womöglich seinen Peiniger und bestellen dann ganz einfach eine Pizza. Genau, wie Sie’s vorhatten. Wie gesagt, es ist nichts im Haus, und wie wir wissen, wurde die letzten Stunden auch nichts angeliefert. Die Chancen stehen also denkbar gut, dass der Küstner Hunger hat. Und mein Kollege und ich, wir passen dann den Pizzaboten ab und beträufeln die Pizzen mit K.-o.-Tropfen. Zehn Minuten später ist er außer Gefecht, jede Wette.«
    »Mein Mann und ich aber auch«, sagt die arme Frau.
    »Das wird sich kaum verhindern lassen. Sie müssen langsam essen, verstanden? Essen müssen Sie aber schon, sonst merkt er was.«
    Eine Weile sagt keiner was. Jeder hängt irgendwie seinen eigenen Gedanken nach. Dann sagt die Frau Moratschek plötzlich und wild entschlossen: »So machen wir es!«
    |185| Mir ist nicht gut dabei. Nein, gar nicht. Da ich aber keinen Alternativplan parat hab, geb ich halt nach.
    Nachdem die Richtergattin samt Koffer hinter ihrer Haustür verschwunden ist, wird es mir schlecht, so was kann man gar nicht erzählen. Trotzdem quäl ich mich aus dem Auto und mach mich auf den Weg, den Pizzaboten abzufangen, sollte er tatsächlich kommen. Der Rudi übernimmt die andere Straßenseite. Dann läutet mein Telefon.
    »Wenn du mir wieder einhängst, ist was geboten, mein Freund!«, knurrt der Papa.
    »Papa, du gefährdest wirklich das Leben vom Richter mit deinen ständigen Anrufen. Wie soll ich ihn denn befreien, wenn ich pausenlos mit dir telefoniere?«
    »Ist er noch am Leben?«, wispert er noch.
    »So, wie’s ausschaut, schon«, kann ich noch sagen, dann knackt es in der Leitung.
     
    Die Dämmerung und der Pizzabote kommen direkt gleichzeitig. Und er kommt auf meiner Straßenseite. Ich zeig ihm meinen Dienstausweis, der Rudi nimmt ihm die Mütze vom Kopf. Die setzt er sich dann selber auf und sagt:
    »Ich mach die Übergabe. Wir wollen schließlich nicht noch jemanden in Gefahr bringen.«
    Wir öffnen nacheinander die Pizzaschachteln, und dabei verschafft uns der Zufall einen ungeahnten Vorteil. Und zwar ist eine der Pizzen mit Meeresfrüchten belegt, fingerdick sogar. Ja, da lassen sie sich nix nachsagen, sagt der Bote. Nur nicht am Belag sparen! Da hat er natürlich recht. Weil es halt schon ziemlich ärgerlich ist, wenn du so einen dürren Teig abkriegst mit fast ohne was drauf, gell. Und dafür noch einen Haufen Geld bezahlst. Womöglich noch stundenlang warten musst, und dann ist sie |186| auch schon nicht mehr ganz warm, die Pizza. Ja, das ist halt ärgerlich. Diese Pizza ist aber noch sauwarm und eben fingerdick belegt. Und zwar mit Meeresfrüchten. Und wie wir ja bereits wissen, kriegt der Moratschek samt Gattin eitrige Wimmerl von Meeresfrüchten. Also muss es wohl die Pizza vom Küstner sein. Und auf die hauen wir dann so viel K.-o.-Tropfen, dass der Tintenfisch direkt wieder das Schwimmen kriegt. Der Rudi schnappt sich die Schachteln und macht sich auf den Weg. Macht sich auf den Weg und läutet an der Haustür vom ehrenwerten Herrn Richter.
    Es dauert ein bisschen, ehe aufgemacht wird, dann aber steht die Frau Moratschek im Türrahmen und tauscht Pizzaschachteln gegen Bares. Sie ist nervös, das kann ich sogar aus meinem Gebüsch heraus sehen, und vermag den Rudi noch nicht einmal anzuschauen.
    Der Pizzabote kriegt Geld und Mütze und düst ab. Mich drückt langsam mal die Blase, und so entleer ich sie ein paar Schritte weiter. Dann kommt der Rudi zum Wagen zurück, und es tut sich erst einmal gar nichts mehr. Der Sekundenzeiger auf meiner Uhr dreht sich so dermaßen langsam, dass man es glatt für Arbeitsverweigerung halten könnte. Wenn ich nicht grad auf die Uhr starre, starr ich aufs Haus. Der Rudi genauso. Natürlich mit dem Fernglas. Minutenlang passiert nichts. Rein gar nichts. Plötzlich aber wird die hintere Autotür aufgerissen, und ich spür so was wie kalten Stahl im Genick. Es ist der Küstner, der jetzt auf der Rückbank lungert und in den Rückspiegel grinst. Hält seine Pizzaschachtel in der einen Hand und einen Revolver in der anderen. Eine Smith & Wesson. Wunderbare Waffe. Hätt ich immer gerne gehabt.
    »Na, alles gut im Blick?«, fragt er, öffnet die Schachtel und isst ein Stück Pizza. Der Rudi nimmt das Fernglas runter und dreht sich langsam um.
    |187| »Nein, nein, nein, Freundchen. Rübe schön vorne lassen, kapiert!«, sagt der

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