Schweinskopf al dente - Falk, R: Schweinskopf al dente
einschenk.
Er nickt.
»Ja, in Italien halt«, sag ich und rühr in meiner Tasse.
»Sie haben Sie nicht mitgebracht?«
Sein Tonfall geht jetzt leicht rein ins Hysterische.
|196| »Ja, bin ich ein Begleitservice, oder was? Vielleicht hab ich ja auch rein zufällig noch einen Beruf nebenbei. Apropos Beruf, was ist jetzt mit den Termiten?«
Dann reißt er mir meine Kaffeetasse aus der Hand und schreit: »Bevor die Susi hier nicht wieder aufkreuzt, ist ihr Büro gesperrt, verstanden? Wegen dringender Renovierungsarbeiten. Termiten, so weit das Auge überhaupt reicht«, sagt er und schiebt mich zur Tür hinaus.
Ja, geht’s noch!
Zum Glück trudeln am nächsten Vormittag schon die Heimkehrer ein. Der Flötzinger fährt in den Hof ein, und die Oma und der Papa entsteigen dem Installateurwagen mit knirschenden Knochen und biegen sich erst einmal durch. Ich hol den Gorilla von der Rückbank, und daneben sitzt dann die Susi.
»Willst du nicht aussteigen?«, frag ich sie.
Sie schüttelt den Kopf.
»Du hast versprochen, dass du da bist, wenn ich aufwach«, sagt sie ganz traurig.
»Aber Susi. Es ist doch um Leben und Tod gegangen. Hat dir das der Papa nicht gesagt?«, frag ich sie jetzt.
»Es ist immer so, Franz. Es geht immer um irgendwas anderes. Meinetwegen auch um Leben und Tod. Aber nie geht es um mein Leben. Nie!«, sagt sie und macht die Autotür zu. Ich steh ziemlich dämlich mit einem menschgroßen Gorilla zwischen einigen Koffern rum, und der Flötzinger steigt wieder ein und fährt ab. Der Ludwig knurrt den Affen an.
Dann kommt der Leopold mit der Sushi am Arm in den Hof raus.
»Obba!«, ruft sie, wie sie den Papa sieht, und der freut sich. Dann aber sieht sie den Gorilla.
|197| »Babba!«, ruft sie ganz fröhlich und streckt die kleinen Ärmchen danach aus.
»Da schau her, Papa kann sie jetzt auch schon sagen«, ruf ich zum Leopold rüber und muss grinsen. Der Zwerg Nase wackelt daher, schmeißt sich mit ihrem winzigen Körper dem Affen entgegen und schmiegt sich hinein. Der Ludwig dreht sich ab. Dreht sich ab und geht knurrend zur Saustalltür. Dort legt er sich davor. Um zu verhindern, dass Konkurrenz einzieht ins eigene Haus, vermute ich mal.
Dann muss die Oma dringend zum Simmerl. Weil sie was einkaufen will. Schließlich muss heut was gekocht werden, sagt sie. Weil sie den Hals voll hat von dem ganzen italienischen Fraß. Bratwürstl, zwei Dutzend Paar und drei Pfund Kraut. Dazu ein paar Roggenschuberl. Einwandfreie Sache. Wir nehmen auch noch Senf dazu, weil: sicher ist sicher. Nicht, dass ausgerechnet der noch ausgeht. Das wär ja ein Jammer.
»Hast jetzt deine Metzgerei wieder fest im Griff?«, frag ich den Simmerl beim Zahlen.
»Worauf du deinen Arsch verwetten kannst«, sagt er und reicht mir mein Wechselgeld.
»Und der Max? Was hast du mit deinem Max gemacht?«, bohr ich nach.
»Verwurstelt. Mit Haut und Haaren«, sagt der Simmerl und langt mir meine Tüte übern Tresen. »Und lasst es euch recht gut schmecken, gell!«
Wie wir heimkommen, passt mich schon der Papa ab.
»Du, Franz«, druckst er herum. »Ich möcht unbedingt kurz zum Moratschek. Kannst du mich vielleicht fahren?«
Meine Güte, langsam wird’s sonderbar.
»Warum willst du jetzt unbedingt kurz zum Moratschek? |198| Es sind grad zwei Tage her, seit ihr euch das letzte Mal gesehen habt«, sag ich und trag die Metzgerware in die heimatliche Küche.
»Trotzdem!«, hechelt er hinter mir her.
»Soll ich dich denn fahren, Papa? Ich tu das gern«, fragt die alte Schleimsau vom Sofa rüber.
»Nein!«, sagt der Papa. »Der Franz soll mich fahren.«
Und selbstverständlich fährt der Franz.
Wir machen uns gleich auf den Weg.
Die Frau Moratschek freut sich, wie sie uns sieht.
Ihr Gatte hätte schon so viel vom Papa erzählt, sagt sie. Das kann ich mir vorstellen. Der Papa freut sich auch. Aber leider nur kurz, weil der werte Richter gar nicht zu Hause ist. Weil er heut Früh nämlich einen Anruf gekriegt hat vom Gericht, sagt sie. Ein Kollege ist krank, und so musste er kurzfristig einspringen. Das hat er natürlich gemacht, der Moratschek. Und somit hängt er halt im Gerichtssaal fest.
»Schade, schade«, sag ich zum Papa, wie wir ins Auto steigen.
»Fahr zum Gericht«, sagt der Papa.
»Bitte?«, frag ich.
Hat der noch alle Tassen im Schrank?
»Bitte!«, winselt er dann.
In Gottes Namen!
An der Gerichtstür hängt:
In der Sache Finkenstätter
wegen arglistiger Täuschung und schweren
Weitere Kostenlose Bücher