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Schweinskopf al dente - Falk, R: Schweinskopf al dente

Schweinskopf al dente - Falk, R: Schweinskopf al dente

Titel: Schweinskopf al dente - Falk, R: Schweinskopf al dente Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rita Falk
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überhaupt nicht da ist, der Richter. Weil er nämlich im Außendienst ist. Ortstermin, sagt die Strickliesel am Telefon. Ich frag mich zwar schon, was so ein Richter im Außendienst macht, aber gut. Und so sag ich nur schnell, er soll mich zurückrufen, wenn er wieder da ist. Das will sie veranlassen.
    Dann schau ich mich mal so um im Büro, ob irgendwas nach Arbeit ausschaut. Nix. Rein gar nix. Ziemlich langweilig also. Ich könnt mir ja auch erst mal einen Kaffee holen. So, wie ich es immer mache. Jetzt, wo offensichtlich die Susi wieder im Haus ist, könnte der sogar nach was anderem schmecken als nach Arsch und Friedrich. Das aber würde heißen, dass ich zu ihr ins Büro muss. Also zur Susi, mein ich. Aber dazu hab ich überhaupt keine Lust. Rein gar nicht. Weil dann nur wieder irgendein Vorwurf kommt: Du hast gesagt, dass du da bist, wenn ich aufwache, oder so was in der Art. Kein Bedarf. Nein, danke.
    Also setz ich mich erst mal hin und bau einen astreinen Papierflieger. Leg die Beine auf den Schreibtisch und lass ihn fliegen.
    »Ja, der Eberhofer«, sagt der Bürgermeister gleich, wie er zur Tür reinkommt. »Kaum im Dienst und schon wieder schwer beschäftigt, gell.«
    Er hockt sich auf den Stuhl mir vis-à-vis. Ich lass einen weiteren Flieger durchs Zimmer gleiten. Er bleibt kurz am Bilderrahmen vom Stoiber hängen und fällt dann zu Boden.
    »Aber da hab ich was für Sie«, sagt er weiter.
    »Und das wäre?«
    »Eine Tribüne.«
    »Sie haben eine Tribüne für mich?«
    »Ja, für Sie auch, Eberhofer, hähä. Für uns alle natürlich. Der FC Rot-Weiß kriegt nämlich eine nagelneue Tribüne. Na gut, nagelneu ist sie vielleicht nicht mehr so ganz. |206| Aber wir haben sie billig bekommen. Gebraucht sozusagen. Lässt sich aber leider nicht mehr zerlegen, wissen S’. Schrauben eingerostet und so. Ja, und die ist jetzt grad hierher unterwegs. Mit einem Schwertransporter. Und in circa zwei Stunden müsste sie eintreffen.«
    »Und was hab ich damit zu tun?«, frag ich, während ich meine Flieger wieder einsammle.
    »Ja, Sie sind ja gut. Sie müssen den Schwertransporter begleiten. Mit Blaulicht und so was. Nicht, dass noch etwas passiert. Am besten fahren S’ ihm gleich mal entgegen.«
    »Einen Schwertransporter begleiten. Wegen einer gebrauchten Tribüne. Für den FC Rot-Weiß. Super. Was haben Sie sonst noch im Angebot?«, frag ich, setz mich wieder hin und lass einen fliegen.
    »Herrschaft, Eberhofer! Wir sind hier nicht im Wunschkonzert. Machen S’ den Schwertransporter und fertig«, sagt er und erhebt sich. »Ach, übrigens, waren S’ eigentlich schon bei der Susi vorne?«, will er noch im Rausgehen wissen.
    »Nein«, sag ich und steh auch auf. Schnapp mir die Jacke vom Haken und geh direkt an ihm vorbei. »Keine Zeit für die Susi. Leider Gottes. Muss einen Schwertransporter machen.«
    So langweilig, wie ich zuerst befürchtet hab, war die Begleitung von der gebrauchten Billigtribüne aber eigentlich gar nicht. Wir mussten zwei Bäume fällen, sieben Verkehrszeichen entfernen und einen Carport niederreißen. Fünf PKWs wurden beschädigt und vier im Straßengraben versenkt. So billig, wie der Bürgermeister also meint, war die Tribüne dann schließlich auch wieder nicht. Am Ende aber steht sie da, wo sie hinsoll. Am Fußballplatz vom FC Rot-Weiß. Das ganze Dorf ist anwesend, um den Einzug der neuen Fankurve zu bestaunen.
    »Das haben Sie großartig gemacht, Eberhofer. Einfach |207| großartig«, sagt der Bürgermeister und haut mir auf den Buckel. Natürlich weiß er noch nichts von unseren Unannehmlichkeiten, und ich werd mich hüten, ihm davon zu berichten.
    Auf einmal steht der Özdemir genau neben mir und lächelt herüber.
    »Grüß Gott«, sagt er ganz zaghaft und streckt mir die Hand entgegen.
    »Ah, Özdemir, alte Wursthaut«, sag ich, und wir schütteln uns die Hände. Er grinst.
    »Eine neue Tribüne, schön. Haben Sie den Transport überwacht?«
    »Worauf du dich verlassen kannst«, sag ich.
    »Hab ich mir schon gedacht.«
    Wir starren beide auf die Tribüne.
    »Was macht eigentlich deine Schwester jetzt?«, frag ich, weil’s mich brennend interessiert.
    »Medine? Ach, Medine wird bald heiraten. Mein Vater ist ganz außer sich, und meine Mutter näht Tag und Nacht an irgendwelchen Teilen für die Hochzeitsfeier.«
    »Das ist ja großartig«, sag ich. »Wen heiratet sie denn jetzt?«, frag ich und muss an den armen Cousin denken.
    »Ihren Professor«, sagt er ganz stolz. »Er ist zwar

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