Schweinskopf al dente - Falk, R: Schweinskopf al dente
Betrugs
Verhandlung nicht öffentlich.
Rechtsanwälte: die reinsten Hyänen.
Kein Spaß für den armen Richter. Nein, gar nicht.
|199| Wir setzen uns also vor den Saal, und ich harre der Dinge, die da kommen.
Und sie kommen!
Der Papa steht plötzlich und ohne jede Vorwarnung auf und schreitet dem Verhandlungssaal entgegen.
»Du kannst da jetzt nicht rein!«, schrei ich.
»Sie können da jetzt nicht rein!«, schreit ein Gerichtsdiener.
Und schon ist er drin.
Es ist augenblicklich mucksmäuschenstill im Saal, und der Papa bleibt einen Augenblick im Türrahmen stehen.
»Ja, bitte?«, sagt eine der Hyänen.
Der Papa schaut sich kurz um und rennt dann zielstrebig auf den Richtertisch zu.
»Moratschek!«, ruft er mit ausgebreiteten Armen.
»Eberhofer!«, ruft der Richter und kommt ihm auf dieselbe Art entgegen. Dann umarmt man sich eine Weile. Eine ganze Weile sogar.
»Was bin ich froh, dass Sie heil sind«, sagt der Papa ganz wehleidig.
»Und ich erst«, sagt der Richter und lacht.
»Können Sie das bitte in Ihre Freizeit verschieben?«, fragt die andere Hyäne.
»Ruhe im Gerichtssaal!«, schreit der Moratschek.
Die Frau auf der Anklagebank tupft sich die Augen trocken. Sie ist ganz gerührt von der Szene. Nie im Leben ist das eine Betrügerin. Und schon gar keine arglistige.
Die Herren mit den schwarzen Kutten sitzen hinter den mordswichtigen Notebooks und trommeln genervt auf die Tischplatte.
»Auf ein Bier, die nächsten Tage?«, fragt der Richter zum Abschluss.
|200| »Auf ein Bier!«, sagt der Papa.
Dann gehen wir.
Auf der Heimfahrt lässt es mir keine Ruhe mehr. Ich muss einfach fragen, was ich jetzt frage.
»Du, Papa, bei dem Telefonat vorgestern hat der Moratschek zu dir gesagt ›Ich Sie auch, Eberhofer. Ich Sie auch‹. Was hat er damit eigentlich gemeint?«
Der Papa lacht. Leise und brummig.
»Ich hab ihn gefragt, ob er froh ist, dass er seine Frau wieder hat«, sagt er schließlich.
Aha.
»Und, weiter?«
»Dann hat er Ja gesagt.«
Herrschaft, muss man dem jetzt ein jedes Wort aus der Nase ziehen?
»Das ist schön. Und weiter«, drängle ich.
»Dann hab ich gesagt, dass ich ihn beneide.«
»Und daraufhin hat er gesagt, dass er dich auch beneidet?«
Der Papa nickt. Lächelt ganz versonnen und nickt.
Mir geht die ganze Sache noch mal so durch den Kopf. Eine ganze Weile sogar.
»Ja, worum in aller Welt beneidet er dich denn? Um dein popeliges Leben etwa?«, frag ich grinsend.
»Ja«, brummt der Papa zufrieden. »Schaut ganz danach aus.«
Wir schweigen ein bisschen.
»Was ist jetzt eigentlich mit deiner Susi«, will er noch wissen.
»Ja, nix. Die ist halt sauer, weil ich nicht da war, wie sie aufgewacht ist.«
»So, so, sauer also«, sagt er und schaut aus dem Seitenfenster.
|201| Kapitel 22
Ein paar Tage später treff ich die Herren Simmerl und Flötzinger beim Wolfi. Sie stehen am Tresen und trinken Bier. Zwei Hocker weiter sitzt einer von den Beischl-Brüdern und trinkt ebenfalls Bier. Natürlich auch Schnaps, aber dazu ein Bier.
Dann erzählt der Flötzinger, dass er jetzt wieder in seiner Firma wohnt. Weil nämlich die Mary von seinen Urlaubsliebeleien erfahren hat.
»Von der Gisela weiß sie das nicht!«, poltert der Simmerl gleich los und knallt sein Bierglas nieder.
»Und wie hast du das verhindert?«, frag ich, um die Lage zu entschärfen.
»Mit ihrer berühmten Schoko-Ananas-Torte«, sagt der Simmerl mit stolzgeschwellter Brust. »Die, wo sie immer zu allen möglichen Festivitäten mitschleppt. Und wo sie das Rezept nicht rausrückt. Nicht ums Verrecken. Aber das kann sie auch gar nicht. Weil sie es nämlich selber gar nicht besitzt. Sondern nur ihre Tante. Und die backt dann die wunderbare Torte. Und die Gisela holt sie dort nur ab und lässt sich aber überall als Tortenfee feiern.«
»Das ist ja schlau«, sagt der Heizungs-Pfuscher ganz beeindruckt.
»Ja, so schlau auch wieder nicht, weil mich diese blöde Torte jedes Mal ungefähr hundert Kilo Fleisch kostet. Die Alte macht das ja schließlich nicht umsonst, gell«, sagt der Simmerl ziemlich mürrisch.
»Und jetzt hast du ihr gedroht, die Geschichte zu verbreiten, |202| wenn sie der Mary was erzählt«, sagt der Flötzinger.
»Glasklar erkannt, mein Freund«, sagt der Metzger.
Der Flötzinger ist gerührt und gibt eine Runde Kümmerling aus. Für seine guten Freunde.
Und er erzählt, dass es seine Mary leider trotzdem herausgefunden hat. Das mit seinem Urlaubsflirt. Weil sie nämlich einen
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