Schweinskopf al dente - Falk, R: Schweinskopf al dente
Synchronschwimmerbadeanzug in seinem Gepäck gefunden hat.
»Zuerst hab ich ja noch gesagt, der wär für sie. So als Mitbringsel halt. Und sie hat sich gefreut«, sagt er. »Aber dann … dann hat sie die blöde Widmung gefunden, die da mit Edding hineingemalt war. ›Damit du mich nicht vergisst‹, war dort zu lesen. Da war’s natürlich aus mit der Freude.«
Der Badeanzug ist zur Tür rausgeflogen und der Flötzinger gleich hinterher.
Ein Elend, wirklich. Ich bestell eine Runde Kümmerling.
»Das ist alles nur, weil du dich immer so ungeschickt anstellst«, sagt der Simmerl und ordert neues Bier.
Jetzt mischt sich auch noch der Beischl ein.
»Ja, recht viel geschickter stellt sich meine Alte aber auch nicht an«, sagt er zu uns rüber. Der Flötzinger kriegt gleich das Schwitzen, mein lieber Schwan.
»Aber ich sag mir immer, was andere abarbeiten können, muss ich selber nicht mehr tun, gell«, sagt der Beischl weiter.
Ja, das ist schon ein Kreuz, wenn man mit einer Nymphomanin Tisch – und vor allem Bett – teilen muss. Das mag man sich gar nicht erst vorstellen.
Dann geht die Tür auf, und der Papa erscheint. Nur einen Wimpernschlag später steht der Moratschek im Lokal. Der Simmerl bestellt Kümmerling für alle. Und ich trink mein Bier aus und geh heim.
|203| Am nächsten Tag ist Sonntag und der Abreisetag der Leopoldschen Kleinfamilie. Weil nämlich auch der schönste Urlaub mal zu Ende geht. Und weil morgen in der Früh ein paar mordswichtige Vertreter an der Fußmatte seiner mordswichtigen Buchhandlung scharren, um die neuen potenziellen Bestseller anzupreisen, die mein großartiger Bruder dann unter die Leser zu bringen hat. Und drum heißt es jetzt Abschied nehmen. Was mir persönlich mein Herz in Wallung bringt. Noch mehr allerdings bringt mich die Oma in Wallung. Sie kocht nämlich ein Abschiedsessen vom Allerfeinsten. Einen Schweinsbraten mit Knödeln und Sauerkraut, und selbstverständlich schwimmt alles in einer hammermäßigen Biersoße. Wenn ich meine Todesart einmal selber bestimmen könnte, würd ich gern in der Oma ihrer Biersoße ersaufen.
Nach dem Essen schleppen wir Unmengen von Koffern zum Auto vom Leopold und drücken uns reihum im Kreis. Das heißt, die alte Schleimsau und ich drücken uns nicht. Wir verabschieden uns nur per Handschlag. Dafür zerquetscht er den Papa fast.
Die Sushi fängt zu weinen an, wie die Panida sie in ihrem Kindersitz fixiert. Armes Würstchen. Dann entschwindet der Wagen langsam, aber sicher, in der Ferne. Der Papa winkt noch eine Zeit hinterher, selbst wie schon gar nix mehr zu sehen ist. Und ich schnapp mir den Ludwig, und wir drehen unsere Runde.
Es ist mein Telefon, das meine Träume des Morgens unsanft zerschellen lässt. Dran ist der Bürgermeister.
»Was ist los mit Ihnen, Eberhofer?«, trällert er mir in den Hörer.
»Was soll los sein«, frag ich und setz mich erst einmal auf. |204| Latsche dem Ludwig auf den Fuß, und der verkriecht sich träge unters Kanapee.
»Ja, wo bleiben Sie denn? Es ist Montag. Also Arbeitstag. Schon vergessen?«, sagt er weiter.
»Und was ist mit den Termiten?«
»Termiten? Was für Termiten? Mein Gott, was faseln sie da? In unseren Breitengraden gibt es doch überhaupt keine Termiten. Also, jetzt raus aus den Federn und dem fröhlichen Schaffen entgegen«, sagt er noch.
Dann legt er auf.
Ich bin ein bisschen verwirrt und kann meine Hausschuhe nicht finden. Nach dem Duschen geh ich erst mal rüber ins Haus und hock mich zum Frühstücken hin. Der Papa schläft noch. Aber die Oma macht sich gleich eifrig daran, all meine kulinarischen Wünsche in die Tat umzusetzen.
Wenn ich den Anruf vom Bürgermeister richtig interpretiere, heißt das natürlich, dass die Susi wieder da ist. Hat ihren alten Arbeitsplatz zurückerhalten und somit die gesamte Gemeindeverwaltung wieder sicher im Griff.
»Heut brauchst zum Mittagessen gar nicht erst heimkommen, Bub«, schreit mir die Oma noch hinterher auf dem Weg zum Streifenwagen. »Weil heute nämlich Hühneraugen sind.«
Ja, wenn natürlich Hühneraugen sind, kann man da ein Mittagessen erwarten?
Wie ich in mein Büro reinkomm, ist alles unverändert. Grad so, als wär ich niemals weg gewesen. Von Renovierungsarbeiten jeglicher Art quasi überhaupt keine Rede. Irgendwie hatte ich das ja schon geahnt.
Dann ruf ich erst mal den Moratschek an. Mal schauen, was im Küstner-Fall alles so läuft. Es läuft aber gar nichts. |205| Weil er nämlich
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