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Schwer verliebt: Roman (German Edition)

Schwer verliebt: Roman (German Edition)

Titel: Schwer verliebt: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Meg Cabot
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»Aber ich habe es vermutlich auch verdient, schließlich habe ich sie im Stich gelassen.«
    »Du brauchst dir keine Vorwürfe zu machen, Dad«, sage ich. Schon wieder krampft sich mein Magen zusammen, allerdings dieses Mal näher an meinem Herzen. Es fühlt sich nach Mitleid an. »Sie war auch nicht gerade Mutter des Jahres.«
    Dad schüttelt den Kopf. »Arme Heather«, sagt er seufzend.
»Als sie im Himmel die Eltern verteilt haben, bist du schlecht weggekommen.«
    »Ach, ich weiß nicht«, erwidere ich munter. »Ich glaube, ich habe es auch alleine ganz gut geschafft. Ich habe einen Job und eine nette Wohnung, und na ja, und ich mache meinen Bachelor.«
    Dad wirkt angenehm überrascht. »Wie schön!«, sagt er. »Am New York College?«
    Ich nicke. »Wegen meiner Stelle brauche ich nur reduzierte Studiengebühren zu bezahlen«, erkläre ich. »Ich muss zwar noch einen zusätzlichen Mathekurs machen, bevor ich mit dem Studium anfangen kann, aber …«
    »Und was willst du studieren?«, will Dad wissen. Sein Enthusiasmus erschreckt mich ein bisschen. »Musik? Ich hoffe, du studierst Musik. Du warst schon immer so begabt.«
    »Äh«, sage ich. »Ich hatte eigentlich eher an Strafrecht gedacht.«
    Dad wirft mir einen verblüfften Blick zu. »Du liebe Güte«, sagt er. »Warum? Möchtest du Polizistin werden?«
    »Ich weiß nicht«, erwidere ich. Es ist mir peinlich, ihm die Wahrheit zu sagen, ich hatte nämlich gehofft, dass ich mit einem Bachelor in Strafrecht Coopers Partnerin in seiner Agentur werden kann. Dann könnten wir beide zusammen Verbrechen aufklären, so wie in Remington Steele oder Hart, aber herzlich.
    Irgendwie ist es traurig, dass alle meine Fantasien auf Fernsehserien aus den achtziger Jahren basieren.
    »Du solltest Musiktheorie studieren«, sagt Dad fest. »Das wäre auch für deine Songtexte nützlich.«
    Ich erröte. Ich hatte ganz vergessen, dass ich Dad einmal zu Weihnachten eine Kassette geschickt hatte, auf der ich
meine eigenen Kompositionen gesungen hatte. Was hatte ich mir bloß dabei gedacht?
    »Ich bin zu alt, um Karriere als Sängerin zu machen«, sage ich zu ihm. »Hast du dir die Mädels auf MTV mal angeschaut? So kurze Röcke kann ich nicht mehr tragen, dazu habe ich zu viel Zellulitis.«
    »Sei nicht albern«, erwidert Dad verächtlich. »Du siehst gut aus. Außerdem kannst du ja eine Hose anziehen, wenn du deine Beine nicht zeigen willst.«
    Eine Hose. Manchmal macht Dad mich wirklich fertig.
    »Es wäre eine Schande«, sagt Dad. »Nein, nicht nur eine Schande, eine Sünde, das Talent, das Gott dir geschenkt hat, zu vergeuden.«
    »Na ja«, erwidere ich, »ich habe ja schon gesungen. Ich meine ja nur, dass ich jetzt vielleicht mal ein anderes Talent ausprobieren sollte.«
    »Ist Strafrecht ein Talent?« Dad verzieht verwirrt das Gesicht.
    »Na ja, zumindest wird man damit nicht auf der Bühne ausgebuht«, erkläre ich.
    »Das würde sich doch bei dir niemand trauen!« Dad legt seinen Löffel hin. »Du singst wie ein Engel. Und deine Songs – sie sind wesentlich besser als der ganze Müll, den ich im Radio höre. Diese Tracy Trace zum Beispiel, die dein ehemaliger Freund dieses Wochenende heiratet. Sie hat ein Video gemacht, in dem sie halbnackt herumläuft!«
    Ich muss ein Lächeln unterdrücken. »Tania Trace«, korrigiere ich ihn. »Das Video ist im Moment auf Platz eins.«
    »Na und?«, erwidert mein Vater. »Es ist trotzdem Müll.«
    »Was ist eigentlich mit dir, Dad?«, frage ich, um das Thema zu wechseln, bevor er sich zu sehr dafür erwärmt. »Du warst jetzt – du liebe Güte – fast zwanzig Jahre in
Camp Eglin. Was willst du denn jetzt machen, wo sie dich entlassen haben?«
    »Ich habe ein paar Eisen im Feuer«, sagt Dad. »Es sieht eigentlich ganz vielversprechend aus.«
    »Ja?«, erwidere ich. »Das klingt ja gut. Hier in New York?«
    »Ja«, sagt Dad, aber er klingt auf einmal zögerlicher. Und er sieht mich nicht an.
    Oh, oh.
    »Dad«, sage ich. Plötzlich habe ich ein komisches Gefühl im Bauch. Es ist weder Entsetzen, noch ist es Mitleid. Es ist Angst. »Hast du mich wirklich nur angerufen, weil du mich sehen und mit mir plaudern wolltest? Oder gibt es noch einen Grund?«
    »Natürlich wollte ich dich sehen«, erwidert Dad entrüstet. »Du bist doch schließlich meine Tochter!«
    »Ja, klar«, sage ich. »Aber… «
    »Wie kommst du auf die Idee, dass es ein Aber gibt?«, will Dad wissen.
    »Weil ich nicht mehr neun bin«, antworte ich. »Ich weiß

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