Schwer verliebt: Roman (German Edition)
sagen, was ich wirklich für ihn empfinde, als ich bemerke, dass auch er
den Mund aufmacht. Mein Herz schlägt schneller. Und wenn er mir nun sagen will, dass er mich liebt? Es sind schon merkwürdigere Sachen passiert.
Immerhin hat er mich ja auch aus heiterem Himmel gebeten, zu ihm zu ziehen. Na ja, vielleicht wollte er mich ja bloß trösten, weil ich gerade meinen Verlobten, der zufällig sein Bruder ist, dabei erwischt habe, wie er sich von einer anderen Frau einen hat blasen lassen.
Aber trotzdem. Er könnte es auch getan haben, weil er mich insgeheim immer schon geliebt hat …
Er lächelt jetzt nicht mehr. Genau. Jetzt wird er es mir sagen!
»Du rufst besser im Büro an und sagst Bescheid, dass du später kommst«, sagt er.
»Warum?«, frage ich atemlos, wobei ich wider besseres Wissen hoffe, dass er antwortet: Weil ich vorhabe, mit dir nach Hause zu gehen und dich für den Rest des Tages zu verwöhnen.
»Weil ich mit dir aufs Polizeirevier fahre, wo du Detective Canavan alles erzählst, was du über den Fall weißt.« Die Aufzugtüren gleiten auf, und Cooper schiebt mich in sein Auto. »Und dann hältst du dich endlich aus der Sache heraus, wie ich es dir gesagt habe.«
»Oh«, erwidere ich.
Na ja, es ist nicht direkt eine Liebeserklärung. Aber es zeigt zumindest, dass er sich Sorgen um mich macht.
12
»Rejection Song«
Von Heather Wells
»Was soll das heißen, wir müssen zu dem Spiel heute Abend gehen?«
»Anweisung von oben«, erklärt Tom. »Um zu zeigen, dass wir hinter den Stiefmütterchen stehen.«
»Ich stehe nicht hinter ihnen«, erwidere ich.
»Das solltest du aber«, belehrt mich Tom. »Wir haben nämlich vorher ein Abendessen mit Präsident Allington und Coach Andrews in der Cafeteria.«
Mir fällt der Unterkiefer herunter. »Was?«
»Er findet, das ist der beste Weg«, sagt Tom mit freundlicher Stimme, die, soweit ich weiß, nur der Tatsache zu verdanken ist, dass sich Dr. Kilgore nebenan aufhält und uns durch das Gitter hören kann, »der Öffentlichkeit zu zeigen, dass man durchaus wieder in der Cafeteria essen kann. Es ärgert ihn, dass alle vom Todestrakt reden.«
Ich starre ihn an. »Tom, mich ärgert das auch. Aber ich verstehe nicht, was es nützen soll, wenn wir dort aufgewärmtes Beef Stroganoff essen und uns anschließend ein Basketballspiel anschauen.«
»Ich auch nicht«, gibt Tom flüsternd zu. »Deshalb nehme ich mir auch Pfefferminzschnaps im Flachmann mit. Wenn du willst, können wir ihn uns teilen.«
Sein Angebot ist zwar großzügig, aber der Abend wird dadurch auch nicht verlockender. Dabei hatte ich eigentlich Großes vor: Ich wollte Cooper sein Lieblingsessen zubereiten – mariniertes Steak vom Jefferson Market mit Salat und gebratenen neuen Kartoffeln –, um ihn so weich zu klopfen, dass ich mit ihm über den Einzug meines Vaters sprechen konnte.
Ich muss ihn sowieso milde stimmen, damit er mir nicht mehr so böse ist wegen der Sache mit Doug Winer. Nachdem seine Zerknirschung darüber, dass er den Jungen so grob angefasst hatte beziehungsweise dass ich es mitbekommen hatte, nachgelassen hatte, also ungefähr in der Hälfte unseres Gesprächs mit Detective Canavan, brachte Cooper seine Missbilligung über meine Einmischung in die Ermittlungen deutlich zum Ausdruck. Ich glaube sogar, die Worte »verdammt dumm« fielen.
Das ist kein gutes Omen für meinen Plan, mit Cooper eine Familie zu gründen, geschweige denn ihn zu fragen, ob mein Dad einziehen könnte.
Leider war Detective Canavan nicht im Mindesten an meinen Informationen über Lindsays kompliziertes Liebesleben interessiert. Oder er hat sich nichts anmerken lassen. Während meines Vortrags saß er die ganze Zeit mit gelangweilter Miene an seinem Schreibtisch, und als ich fertig war, sagte er lediglich: »Miss Wells, lassen Sie den
jungen Winer in Ruhe. Haben Sie überhaupt eine Ahnung, was sein Vater Ihnen antun könnte?«
»Mich in kleine Stückchen hacken und im Betonfundament von einem der Gebäude, die seine Baufirma baut, vergraben?«, fragte ich.
Detective Canavan verdrehte die Augen. »Nein. Sie wegen Belästigung belangen. Der Typ hat mehr Anwälte als Trump.«
»Oh.« Mir blieb die Spucke weg.
»War der junge Winer in der Nacht, als Lindsay ermordet wurde, im Eingangsbuch eingetragen?«, fragte der Detective, obwohl er die Antwort mit Sicherheit schon kannte. Er wollte nur, dass ich es noch einmal sagte. »Und zwar nicht nur von Lindsay, sondern von irgendjemand
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