Schwer verliebt: Roman (German Edition)
Gitarre, je nachdem, an was für einem Song ich gerade arbeite, und dann heißt es »Licht aus«. »Das ist aber spät!«
Gavin grinst. »Da musst du dir den Wecker stellen, Oma, was?«
»Nein«, erwidere ich stirnrunzelnd. Wer ist hier eine Oma? »Ich meine, wenn das der früheste …«
»Ja.«
»Okay, gut. Aber du kannst mich nicht abholen kommen. Wir treffen uns um elf vor der Waverly Hall.«
Gavin lächelt. »Was ist los? Haben Sie Angst, dass Ihr Freund uns sieht?«
»Ich habe dir doch gesagt, er ist nicht …«
»Ja, ja, ja«, unterbricht mich Gavin. »Er ist nicht Ihr Freund. Und als Nächstes behaupten Sie bestimmt noch, dass das hier kein Date ist.«
Ich starre ihn an. »Das ist es auch nicht. Ich dachte, das hättest du verstanden. Ich versuche, dem Mord an Lindsay Combs auf den Grund zu gehen. Das ist keineswegs ein Date. Aber ich bin dir wirklich dankbar …«
»Liebe Güte!«, explodiert Gavin. »Ich habe doch bloß Spaß gemacht! Warum sind Sie immer so kompliziert?«
Ich blinzele ihn an. »Wie?«
»So professionell und so.«
»Du hast eben noch gesagt, ich sei nicht besonders professionell«, erinnere ich ihn.
»Genau so«, erwidert er. »Bei Ihnen gibt es ständig nur heiß und kalt. Was soll das?«
»Was soll was?«, fragt Tom, der gerade strahlend das Büro betritt. Er setzt sich an meinen Schreibtisch, und ich
sehe ihm am Gesicht an, dass das Gespräch mit Coach Andrews äußerst zufriedenstellend verlaufen ist.
Was mag das bedeuten? Ob es wohl von Anfang an der falsche Steve war?
Aber warum sollte Kimberly mich anlügen?
»Dieses Ding hier«, sagt Gavin und wedelt mit dem Disziplinarschreiben. »Mann, ich weiß ja, dass ich Scheiße gebaut habe, aber müssen wir wirklich die ganze Prozedur durchziehen? Ich brauche keine Belehrung über Alkoholmissbrauch, die habe ich schon in der Notaufnahme im St. Vinnie’s bekommen.«
»Na ja, Gavin«, erwidert Tom und lehnt sich auf seinem Stuhl zurück. »Du hast Glück. Da ich im Moment nicht in mein Büro kann und außerdem zufällig noch blendend gelaunt bin, bekommst du diese Woche keine Beratung wegen Alkoholmissbrauchs.«
Gavin blickt ihn erschreckt an. »Warten Sie, was?«
»Für diese Woche bist du erlöst. Ich werde einen neuen Termin machen, aber für jetzt… Hau ab«, sagt Tom und wedelt mit der Hand. »Du kannst gehen.«
»Ach, du liebe Scheiße«, jubelt Gavin. Dann dreht er sich um und zeigt auf mich. »Bis später dann, Süße!«
Tom wirft mir einen fragenden Blick zu. »Süße?«
»Frag nicht«, erwidere ich. »Besser nicht. Sehe ich es also richtig, dass du und Steve …«
»Heute Abend sieben Uhr.« Tom grinst von einem Ohr zum anderen. »Dinner bei Po.«
»Romantisch«, stelle ich fest.
»Ich hoffe es«, gurrt Tom.
Ich auch, um seinetwillen. Wenn sich nämlich herausstellt, dass ich mich irre und Steven Andrews gar nicht schwul ist, dann ist wohl doch etwas dran an dem, was
Kimberly mir gestern Abend auf der Damentoilette erzählt hat.
Aber vorher konzentriere ich mich noch auf die einzige andere Spur, die ich habe. Manuels geheimnisvoller »Steve«. Es ist ja wirklich ein zu großer Zufall, dass der Bruder von Doug Winer so heißt. Wenn er etwas über Lindsays Tod weiß, dann sehe ich es ihm sicher an, das hoffe ich zumindest.
Wenn ich nicht vorher als fettes Weib hinausgeworfen werde.
20
»We Fit«
Von Heather Wells
Da ich noch nie auf einer Verbindungsparty war, weiß ich nicht so recht, was ich anziehen soll. Möglichst schlampenmäßig soll es sein, aber in was für einem Ausmaß? Außerdem ist es kalt draußen. Will ich mich also wirklich in dünner Strumpfhose und Minirock auf den Weg machen? Und ist ein Mini für eine Frau meines Alters überhaupt passend, ganz zu schweigen von den zahlreichen Zellulitis-Grübchen, die ich in der letzten Zeit entwickelt habe?
Ich kann niemanden fragen. Patty kann ich nicht anrufen, weil ihr dann sofort einfällt, dass ich Frank noch keine Antwort wegen des Auftritts bei Joe’s gegeben habe, und Magda ist mir auch keine Hilfe. Als ich sie anrufe und sie frage, ob ich einen Mini tragen soll, sagt sie bloß: »Ja, klar.« Und als ich sie frage, ob ich einen Pullover dazu anziehen kann, ruft sie aus: »Einen Pullover? Natürlich nicht. Hast
du nicht irgendwas Durchsichtiges? Am besten mit Leopardenmuster?«
Schließlich entscheide ich mich für einen schwarzen Minirock, der zwar ein bisschen eng sitzt, aber die kleine Ausbuchtung, die mein Bauch trotz
Weitere Kostenlose Bücher