Schwer verliebt: Roman (German Edition)
der Miederstrumpfhose macht, verdecke ich mit einem hauchdünnen, wenn auch nicht durchsichtigen, Oberteil von Betsey Johnson. Ich schlüpfe in ein paar dünne, schwarze, kniehohe Stiefel, die von dem Salz der Schneepflüge mit Sicherheit sofort ruiniert sein werden, und mache mich dann an meine Frisur. Ich möchte ganz anders aussehen als bei meinem letzten Besuch im Tau-Phi-Haus, deshalb stecke ich mir die Haare sexy durcheinander auf, wenn ich die Mütze ausziehe, sehen sie sowieso so aus.
Ein paar Spritzer von Beyoncés neuestem Parfüm – hey, ich weiß, dass es nicht richtig ist, den Duft einer Popstar-Konkurrentin zu tragen, aber im Gegensatz zu dem Parfüm von Tania oder Britney riecht das von Beyoncé richtig gut, wie Fruchtcocktail, lecker –, dann bin ich so weit.
Ich habe jedoch nicht damit gerechnet, dass mir vor dem Haus Jordan Cartwright über den Weg läuft.
Im Ernst. Warum gerade mir? Ich bin ganz leise die Treppe hinuntergeschlichen und sicher an den beiden anderen Männern in meinem Leben vorbeigekommen, ohne dass auch nur einer von ihnen Verdacht geschöpft hat. Dad hat in seinem Zimmer auf der Flöte gespielt, und Cooper war in seinem Zimmer, wo er Gott weiß was gemacht hat, ich weiß es zwar nicht, aber er hat dabei sicher Kopfhörer auf, weil sich bei Dads Gedudel kein Mensch konzentrieren kann. Und als ich aus der Haustür trete, stoße ich auf eine vermummte Gestalt, die gerade versucht, mit Langlaufskiern die Treppe hinaufzuklettern.
»Heather?« Der Vermummte blinzelt mich in dem Licht, das aus dem Flur fällt, an. »Oh, Gott sei Dank, du bist es.«
Obwohl seine Stimme unter all den Schals, die er sich um Gesicht und Hals gewickelt hat, nur gedämpft hervordringt, erkenne ich sie sofort.
»Jordan! « Hastig schließe ich die Haustür hinter mir und steige vorsichtig die Treppe herunter, keine leichte Aufgabe auf hochhackigen Schuhen, wenn man bedenkt, dass die Stufen vereist sind. »Was machst du hier? Und sind das… Skier? «
»Du hast mich nicht zurückgerufen.« Jordan schiebt den Schal herunter, sodass ich seinen Mund sehen kann, und nimmt die Skibrille ab, die seine Augen verdeckt hat. »Ich muss dringend mit dir sprechen. Dad ist mit der Limo unterwegs, die Fahrdienste kommen nicht über die Brücken, und Cabs gab es keine. Deshalb musste ich mit Skiern von der Fifth Avenue hierherkommen.«
Ich starre ihn an. »Jordan«, sage ich, »du hättest die Subway nehmen können.«
Er reißt die Augen auf. »Die Subway ? Um diese Uhrzeit? Heather, da wird man überfallen !«
Ich schüttele den Kopf. Es hat endlich aufgehört zu schneien, aber es ist immer noch bitterkalt. Meine Beine sind schon erfroren, da sie nur von einer dünnen Nylonschicht umhüllt sind.
»Jordan«, sage ich ungeduldig, »was willst du?«
»Ich … Ich heirate übermorgen«, sagt Jordan.
»Ja«, erwidere ich. »So ist es. Ich hoffe, du bist nicht extra den ganzen Weg hierhergekommen, um mich daran zu erinnern und mich zu bitten, an deiner Hochzeit teilzunehmen. Ich komme nämlich trotzdem nicht.«
»Nein«, sagt Jordan. Man kann es im Schein der Straßenlaterne
nur schwach erkennen, aber er sieht angegriffen aus. »Heather, ich heirate übermorgen.«
»Ich weiß«, erwidere ich. Und plötzlich wird mir klar, was er vorhat.
Er ist betrunken.
»O nein.« Abwehrend strecke ich die Hände aus. »Nein. Das tust du mir jetzt nicht an. Dafür habe ich auch keine Zeit, Jordan. Ich bin mit jemandem verabredet.«
»Mit wem?« Jordans Augen schimmern feucht. »Du siehst irgendwie … Du hast dich so schick gemacht, Heather … Hast du einen Freund?«
»Gott!« Ich fasse es nicht. Zum Glück kann man meine Stimme nicht allzu weit hören, weil der Schnee, der einen halben Meter hoch auf den Autodächern liegt, sie verschluckt. »Jordan, wenn du sie nicht mehr heiraten willst, dann erzähl es ihr und nicht mir. Mir ist egal, was du machst. Wir haben uns getrennt, weißt du noch? Und zwar hast du dich von mir getrennt. Wegen ihr .«
»Menschen machen Fehler«, murmelt Jordan.
»Nein, Jordan«, erwidere ich. »Unsere Trennung war kein Fehler. Es war richtig, dass wir uns getrennt haben. Wir gehören nicht zusammen.«
»Aber ich liebe dich doch noch.«
»Ja, natürlich«, erwidere ich. »So wie ich dich liebe. Wie einen Bruder. Deshalb mussten wir uns auch trennen, Jordan. Geschwister dürfen nicht… du weißt schon. Es ist eklig.«
»An dem Abend, als wir es da oben gemacht haben, war es nicht eklig«,
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