Schwere Schuld / Der Wächter meiner Schwester - Zwei neue Romane in einem Band
war. Die Bäume und ihr Laub waren derart für einen unregelmäßigen Einfall des Sonnenlichts manipuliert, dass das dreigeschossige Haus den maximalen gesprenkelten Halbschatten erhielt. Es gab kein Schloss am Tor. Sie gingen hindurch, wanderten weiter bis zur Haustür und klingelten.
Sie erwarteten, dass ein Hausmädchen in voller Tracht oder vielleicht sogar ein Butler an die Tür käme, aber stattdessen erschien eine nett aussehende Frau mittleren Alters in einem pinkfarbenen Kaschmirpullover mit Schalrollkragen, einer maßgeschneiderten weißen Hose und pinkfarbenen Sandalen in der Tür. Ihre Zehennägel waren lackiert, aber nicht in Pink, sondern mit Klarlack. Das Gleiche galt für die
Fingernägel, die erstaunlich kurz geschnitten waren. Abgesehen von einem Ehering aus Platin kein Schmuck.
Sie hatte dunkle, schulterlange Haare, die unten nach innen gedreht waren, zart aussehende Haut und blaue Augen - richtig blau, nicht wie die des Seelenklempners. Ihr Gesicht war ein vollkommenes Oval, am Rand ein bisschen zu straff, aber immer noch hübsch.
»Mrs. Poulson?«
»Ich bin Cathy.« Weiche, dünne Stimme.
Die Detectives stellten sich vor.
»Detectives aus Nashville? Geht es um eine Spendenaktion? Davon hat Chief Fortune nichts erwähnt.«
Sie teilte ihnen durch die Blume mit, dass sie Beziehungen hatte, dass sie sie als Bettler betrachtete.
»Wir sind wegen eines Vorfalls hier, der sich in Nashville ereignet hat, Ma’am«, sagte Baker.
»Leider ein Mordfall«, ergänzte Lamar. »Jack Jeffries.«
Auf Cathy Poulsons glattem Gesicht war kein Schock zu erkennen. Sie nickte. Ließ die Schultern hängen.
»Oh, Jack«, sagte sie. »Kommen Sie bitte herein.«
Sie führte sie durch einen Eingangsbereich, der größer war als Lamars Wohnung, in einen sonnendurchfluteten Raum, der den Blick auf gepflegte Hügel, Bäche, über Steine geführte Wasserfälle und einen Baumgürtel im hinteren Teil freigab. Ein königsblauer Swimmingpool mit olympischen Ausmaßen war mit goldenen Kacheln eingefasst und an den Ecken mit Statuen versehen - nackten Nymphen. Ein Farbfleck funkelte auf der linken Seite, wo ein Rosengarten zahllose Blüten trieb. Eine mit grünem Segeltuch bespannte Einzäunung in einiger Entfernung schien zu rufen: Möchte jemand Tennis spielen?
Ein Hausmädchen - jung, schwarz, schlank - staubte antike Möbel ab.
Eine reiche Lady, die selbst an die Tür kam, dachte Lamar. Hatte sie Grund zur Nervosität?
Cathy Poulson ging zu der jungen Frau und legte ihr eine Hand auf die Schulter. »Amelia, ich muss ein bisschen mit diesen Gentlemen reden. Würden Sie uns bitte etwas von dieser wunderbaren Limonade bringen und anschließend nachsehen, ob in der Küche noch etwas zu tun ist?«
»Ja, Ma’am.«
Als Amelia ging, sagte Cathy Poulson: »Bitte nehmen Sie Platz. Ich hoffe, Sie mögen Limonade.«
Baker und Lamar sanken in monumentale seidenbezogene Polstersessel, tranken die beste Limonade, die sie je probiert hatten, und ließen den Raum auf sich wirken. Er war fünfzehn Meter lang und halb so breit mit einer hohen gewölbten Decke, die ähnlich pompös war wie die im Hermitage-Foyer. Steife Arrangements von glänzenden Holztischchen mit geschwungenen Beinen, zierliche Stühle und Sofas mit hohen Rückenlehnen im Stil der französischen Provinzen teilten sich den Platz mit modernen, weichen Sitzmöbeln. An den mit blassgrüner Seide bespannten Wänden hingen Gemälde mit Stillleben und pastoralen Szenen in vergoldeten Rahmen. Der gemauerte Kamin im hinteren Bereich war so groß, dass man hineingehen konnte. Ein paar Farbfotos standen auf dem geschnitzten Sims.
Lamar sagte, dass ihm die Limonade vorzüglich schmecke.
»Ganz erstaunlich, nicht wahr?«, sagte Cathy Poulson. »Das Geheimnis besteht darin, neben den normalen Zitronen die von Meyer zu verwenden. Dadurch gewinnt sie etwas mehr Süße. Mein Mann hat mir das beigebracht. Er stammte ursprünglich aus Kalifornien. Fallbrook, das ist unten in der Nähe von San Diego. Seine Familie hat Zitrusfrüchte und Avocados angebaut. Eine Dürrekatastrophe und
einige schlechte Investitionen, und sie waren völlig am Ende. Lloyd musste ganz von vorn anfangen, und er war unglaublich erfolgreich. Er ist vor sechs Monaten gestorben. Er war ein wunderbarer Mann.«
Sie stand auf, ging zu dem Kaminsims, griff sich eins der Fotos und brachte es zurück.
Es sah aus wie eine Aufnahme von einem Wohltätigkeitsball, wo reiche Leute sich für Fotografen in
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