Schwere Schuld / Der Wächter meiner Schwester - Zwei neue Romane in einem Band
eigentlich ihr erbittertster Gegner bei der Gesetzesvorlage.«
»Warum?«
»Er ist Katholik und legt großen Wert darauf. Die Sache mit den abgetriebenen Föten.«
»Noch jemand?«
»Es gibt noch einen Mann - ein echter Irrer. Harry Modell. Er ist Leiter einer Randgruppe namens Familien in Gottes Hand. Extremisten. Ich hab mal gehört, ihr stillschweigender Wahlspruch wäre: Tötet Liberale, keine Babys. Er ist ein Spinner und ein Selbstdarsteller, aber ich kann nicht sagen, dass ich ihn für so schlimm gehalten hätte. Nun … wer weiß.«
»Wie hat Davida auf die Eierwerfer reagiert?«
»Diese Geschichte.« Melchior runzelte die Stirn. »Sie hat es als verrückte Idee einiger Kids abgetan. Ich war ihrer Meinung, aber jetzt …«
Melchior weinte noch ein bisschen. Als er aufhörte, bot Barnes ihm noch etwas Kaffee an.
»Nein danke.«
»Sonst noch etwas, was sie sagen oder hinzufügen möchten, das uns Ihrer Ansicht nach helfen könnte?«
»Nein, tut mir leid.«
»Wie wär’s, wenn ich Sie in ein oder zwei Tagen anrufe? Manchmal erinnert man sich an bestimmte Dinge, wenn der Schock abklingt.«
»Klar.«
»In der Zwischenzeit …« Barnes zog seine Karte heraus. »Falls Ihnen noch irgendetwas einfällt, was mir weiterhelfen könnte, rufen Sie mich an.«
Melchior steckte die Karte in eine Hosentasche.
»Noch eine Sache, Sir. Kennen Sie vielleicht einige Passwörter, die die Abgeordnete Grayson auf ihrem Computer hatte?«
»Warum?«
Eine dumme Frage, aber Barnes hatte in Situationen wie dieser schon so viele davon gehört. »Es könnten wichtige Informationen darin stecken. Das ganze Gerät wird zu einem Computerfachmann gebracht werden, der es auseinandernimmt, aber wir würden alles zu schätzen wissen, womit Sie unsere Ermittlungen beschleunigen könnten.«
»Nun ja«, sagte Melchior, »dann und wann bat sie mich, in ihrem Postfach nachzusehen … wenn ihr Laptop nicht funktionierte oder …« Er nahm sich Barnes’ Notizbuch. »Geben Sie mir ein paar Minuten zum Nachdenken.«
»Lassen Sie sich Zeit.«
Als der Assistent endlich in der Lage war, sich zu konzentrieren, hatte Barnes eine Liste mit fünf Passwörtern. »Das ist großartig, Sir. Möchten Sie gern von einem Officer nach Hause gebracht werden?«
»Das wäre nett.« Melchior lächelte. »Ihr Bruder war eine lebende Legende.«
»Besonders in seiner Vorstellung.«
Melchior stimmte ein aufrichtiges Lachen an. »Er machte einen sehr leidenschaftlichen Eindruck. Ich kannte ihn nicht gut.«
»Damit sind wir schon zu zweit.«
Der Tatort wimmelte inzwischen von Menschen, die umherhuschten wie Ameisen: zwei Mann von der Spurensicherung, ein Polizeifotograf, ein Ermittlerpaar aus dem Büro des Leichenbeschauers - Tandy Halligan, eine kräftige, hochgewachsene Weiße, und Derrick Coltrain, ein kleiner Schwarzer.
»Wie geht’s dem werten Gatten?«, fragte Coltrain Amanda.
»Der Ruhestand bekommt ihm nicht.« Vor zehn Jahren hatte sie Lawrence Isis, einen halb irischen, halb ägyptischkoptischen Software-Ingenieur, bei einem Konzert auf dem Unigelände kennengelernt - keltische Folkmusik. Amanda war zum Spaß hingegangen, eine Freundin hatte darauf bestanden. Zwischen ihnen hatte es sofort gefunkt, obwohl Larry wie ein tief gebräunter Woody Allen mit dunklen Haaren aussah. Er war früh bei Google eingestiegen, hatte innerhalb der Firma Karriere gemacht und Aktien angesammelt. Viele Aktien. Nachdem sie einige Zeit deutlich unter ihren Möglichkeiten in Amandas Eigentumswohnung in Oakland gewohnt hatten, hatten sie zwei Jahre zuvor den Quantensprung in die Villa gemacht. Siebzehn Zimmer waren immer noch leer, aber Amanda liebte die Echos. Larry brauchte allerdings ein Hobby.
»Ich hätte nichts gegen einen vorzeitigen Ruhestand einzuwenden, wenn ich das notwendige Spielzeug hätte«, sagte Derrick Coltrain.
Er sah sie neugierig an. Die unausgesprochene Botschaft lautete: Was zum Teufel machst du noch hier?
Eine gute Frage an einem Tag wie diesem. Sie hatte sich Graysons Telefon angesehen und war inzwischen zum Black Berry der Abgeordneten übergegangen. Das Leben dieser Frau hatte aus einer endlosen Reihe von Meetings bestanden. Während der letzten beiden Jahre hatte sie einen Urlaub geplant - eine Reise nach Tecate in Mexiko. Wahrscheinlich
das Wellness-Center. Amanda und Larry waren schon dort gewesen. Sie hatte das Training geliebt, er das Fehlen des WLANS beklagt.
»Was hat er vor, das Genie?«, fragte Coltrain.
»Er überlegt
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