Schwere Schuld / Der Wächter meiner Schwester - Zwei neue Romane in einem Band
Trinkerin und für jemanden, der unbedingt beachtet werden will. Als Davida uns miteinander bekanntmachte, war es Hass auf den ersten Blick. Aber ich konnte sehen, dass Davida völlig vernarrt in sie war. Vor fünf Jahren sah sie überwältigend gut aus. Auf diese Revuegirl-Art. Jetzt hat der Bourbon sie eingeholt.« Lucille senkte die Stimme. »Meine Tochter hat nie etwas über ihre Beziehung gesagt - weder Gutes noch Schlechtes. Aber in letzter Zeit konnte ich sehen, dass es Probleme gab.«
»Inwiefern?«, fragte Amanda.
»Während wir zusammen zu Mittag oder zu Abend aßen, rief sie dauernd an … unterbrach uns. Ich konnte sehen, dass Davy nicht glücklich war. Sie bekam dann diesen angespannten Ausdruck um die Augen und flüsterte so was wie: › Können wir nicht später darüber reden? ‹ Kein einziges Essen ging ohne Störung vorüber.« Ein wehmütiger Seufzer. »Und ich sah Davy so selten.«
»Aber Sie haben nie gehört, dass sich Davida über Minette beklagte?«
»Nur wenn sie sagte, dass es dem Mädchen nicht gefiel,
wenn sie so lange arbeitete. Wahrscheinlich der einzige Punkt, in dem das Mädchen und ich je einer Meinung waren.« Lucille blickte Amanda in die Augen. »Ich will damit nicht sagen, dass das Mädchen irgendwas mit Amandas Tod zu tun hatte. Aber ich will sagen, es gab einen Grund dafür, dass Davida so viel Zeit aushäusig verbrachte.«
»Halten Sie es für möglich, dass Davida mit jemand anderem liiert war?«, fragte Amanda.
Lucille zuckte die Achseln. »Nun ja, ich will es mal so formulieren. Ihr Vater hat keinen großen Wert auf Treue gelegt. Falls das der einzige Charakterfehler ist, den Davy von ihm geerbt hat, war sie ziemlich erfolgreich.«
7
Es gab zahlreiche Cafés in Berkeleys Innenstadt, aber aus irgendeinem Grund ging Barnes immer zu Melanie’s - ein kleines, unauffälliges Lokal, in dem man einen tollen Kleie-Rosinen-Muffin und eine anständige Tasse Kaffee ohne Kinkerlitzchen bekam. In letzter Zeit kippte Barnes sich Milch bis zum Tassenrand nach, weil sein Magen rebellierte, wenn er zu viel Schwarzen trank. Melanie’s war ein halbes Schaufenster breit, und wenn der Laden voll wurde, musste er seitwärts durch die Tür gehen.
Laura Novacente saß an dem Ecktisch, der mal ihr gemeinsamer Lieblingsplatz gewesen war, die langen grauen Haare zu einem Knoten hochgebunden. Als er ihr gegenüber Platz nahm, schob sie ihm den Cappuccino hin. »Da wären wir ja. Wie geht’s, wie steht’s?«
»Du siehst gut aus. Ich mag das rote Kleid an dir. Bringt deinen Teint zur Geltung.«
»Der Kassettenrecorder läuft, du Charmeur.« Laura zeigte auf eine kleine Erhebung unter einer Serviette.
Barnes lächelte. »Das war ein Kompliment. Wenn ich eine Klatsche wegen sexueller Belästigung kriege, hörst du von meinen Anwälten wegen Provozierens einer strafbaren Handlung.«
»Wovon redest du das?«
»Von dem roten Kleid. Es bringt deinen Teint zur Geltung.«
Laura lachte. »Ist dein Anwalt süß?«
»Sie ist sehr süß.«
Sie tranken ein paar Augenblicke lang Kaffee, dann sagte Laura: »Zeit fürs Geschäft: Hast du etwas, das ich drucken könnte?«
»Nur fürs Geschäft?«
»Ich verschwende das Geld der Zeitung nicht fürs Flirten.«
»Wie wäre es damit«, sagte Barnes. »Wir ›stehen noch am Anfang der Ermittlungen und prüfen sämtliche Anhaltspunkte‹.«
Lauras Gesicht nahm diesen Ausdruck an, der besagte: Ich bin hungrig und nicht gut drauf. »Das kannst du besser, Will.«
Barnes griff über den Tisch, legte den Kassettenrecorder frei, schaltete ihn aus und schaute ihr in die Augen. »Ich hab ungefähr fünf Minuten, bevor jemandem auffällt, dass ich nicht da bin, wo ich sein sollte. Kurz gesagt, wir haben viele Verdächtige, aber keine guten.«
»Was ist mit ihrer Lebensgefährtin, Minette?«
»Was soll mit ihr sein?«
»Ich hab gehört, es hätte Ärger im Paradies gegeben.«
»Was für Ärger?«
»Das war alles. Gerüchte.«
»Danke, ich werde das überprüfen.«
»Komm schon, Willie. Ich verspreche, ich werde nichts davon drucken. Gib mir nur einen Hinweis darauf, was du denkst.«
»Deine Versprechungen sind nicht viel wert, Laura.«
Sie zeigte ihre Zähne. »Deine auch nicht, Liebling, aber das sollten wir uns nicht gegenseitig vorwerfen.«
»Okay …« Er beugte sich so weit über den Tisch, dass er ihr Parfum riechen konnte. »Wir arbeiten an Minettes Alibi. Sie behauptet, einen Teil der Nacht mit einem Freund zusammen gewesen zu sein, aber
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