Schwere Schuld / Der Wächter meiner Schwester - Zwei neue Romane in einem Band
ziemlich gut zusammen, Mrs. Grayson.«
Die alte Frau seufzte. »Ich hatte nie Gelegenheit, Ihnen zu sagen, wie leid mir das mit Ihrem Bruder Jack getan hat.«
»Sie haben mir eine wunderschöne Beileidskarte geschrieben, Ma’am.«
»Hab ich das?«
»Ja, haben Sie. Ich habe mich sehr gefreut und Ihnen zurückgeschrieben.«
»Nun ja, dann … jetzt sage ich Ihnen persönlich, wie leid es mir getan hat.«
»Mrs. Grayson, mein herzliches Beileid wegen Davida. Sie war eine großartige Frau und ein echter Glücksfall für diese Stadt. Sie wurde geliebt, geachtet und bewundert. Es
ist ein tiefer Verlust für alle, aber ich fühle mit Ihnen. Mein ehrliches Beileid.«
Lucille nickte. »Ich danke Ihnen, Will.«
»Das hier ist meine Partnerin, Detective Isis, Ma’am.« Barnes sah zu, wie Lucille Amanda höflich zunickte.
»Dieses Verbrechen aufzuklären hat nicht nur für uns höchste Priorität«, sagte Amanda, »es hat für Berkeley höchste Priorität.«
Die alte Frau nickte und wandte sich wieder an Barnes. »Was halten Sie von dem Bürgermeister, Willie?«
Überrascht von der Frage formulierte Barnes seine Antwort so schnell er konnte. »Er ist sehr besorgt, Ma’am.«
»Ist er um Davida besorgt oder um das Ansehen seiner Stadt?« Als Barnes nicht antwortete, sagte sie: »In einer halben Stunde habe ich einen Termin bei meinem Anwalt. Falls Sie sich mit mir in Verbindung setzen wollen, ich bin die nächsten beiden Tage im Club.«
»Vielen Dank, Mrs. Grayson, ich weiß Ihre Hilfsbereitschaft zu schätzen. Haben Sie ein paar Minuten Zeit für einige Fragen?«
Die alte Frau antwortete nicht, aber sie ging auch nicht weg. Amanda fing an. »Hat Davida nach dem Vorfall in der Hauptstadt irgendwelche Sorgen bezüglich ihrer Sicherheit geäußert?«
»Ich machte mir viel mehr Sorgen als Davida.« Lucille kratzte sich mit den Fingernägeln an einer Wange, was dort rote Streifen hinterließ. »Meine Tochter war furchtlos.« Sie sah Newell um Bestätigung heischend an. »Sie erinnern sich an diese Nazis, Willie, nicht wahr?«
»Ich kenne die Brüder Nutterley nicht, aber ich erinnere mich definitiv an Marshall Bledsoe. Donnie sagt, er lebe jetzt in Idaho.«
»Aber er hat noch Gefolgsleute in Sacramento. Und ich sehe ihn dort von Zeit zu Zeit.«
»Tatsächlich, Ma’am?«, fragte Newell. »Wann zum letzten Mal?«
Die Augen der alten Frau umwölkten sich. »Ich würde sagen … im letzten Jahr … vielleicht ist es länger her, aber ich bin sicher, er kommt öfter vorbei.«
»Wenn Sie ihn das nächste Mal sehen, Mrs. Grayson, rufen Sie uns sofort an«, sagte Amanda. »Er wird wegen Verkehrsdelikten im Staat Kalifornien gesucht, so dass wir ihn festnehmen können.«
»Das ist alles, was Sie gegen ihn haben?«, fragte Lucille. »Verkehrsdelikte?«
»Es reicht, um ihn zu verhaften. Besonders wenn Sie glauben, dass er etwas mit Davidas Tod zu tun hatte.«
»Ich würde ihn mir auf jeden Fall als Ersten vornehmen. Außerdem diesen Modell. Er hat ihr die übelsten Briefe geschickt.«
»Harry Modell«, sagte Barnes. Als er Amandas forschenden Blick bemerkte, fügte er hinzu: »Familien in Gottes Hand, ich kläre dich auf.«
»Sie hat nie irgendwelche beleidigende Briefe von ihm erwähnt«, sagte Newell.
»Davida hielt ihn für einen Spinner«, erklärte Lucille. »Sie meinte, die Briefe wären lustig, obwohl ich keinen Humor in ihnen entdecken konnte.«
»Sie hat Ihnen die Briefe gezeigt?«, fragte Amanda.
»Ja, das hat sie. Ich habe ein paar von ihnen aufgehoben. Ich war der Ansicht, sie sollte sie der Polizei schicken, aber sie weigerte sich und hat es mir verboten. Sie sagte, das wäre eine Verschwendung ihrer wertvollen Zeit.«
»Haben Sie diese Briefe eventuell noch?«, fragte Amanda.
»Natürlich habe ich sie noch. Zu Hause in meinen Unterlagen. Ich wollte sie aufheben … für alle Fälle.« Ohne Vorwarnung wurden die Augen der alten Frau feucht. Sie
entfaltete ein seidenes Taschentuch und tupfte sich die Augen ab.
»Wen sollten wir sonst noch unter die Lupe nehmen, Mrs. Grayson?«, fragte Amanda.
»Oh … ich weiß nicht.«
»Was ist mit ihrer Lebensgefährtin, Minette?«
Die Augen der alten Frau verengten sich. »Was soll mit ihr sein?«
»Zunächst einmal, wie kamen die beiden miteinander aus?«
»Ich will Ihnen sagen, was ich davon hielt, aber ich warne Sie, ich bin voreingenommen. Ich kann das Mädchen nicht leiden.«
»Warum?«, fragte Barnes.
»Ich halte sie für eine Schnorrerin, eine
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