Schwere Schuld / Der Wächter meiner Schwester - Zwei neue Romane in einem Band
mies ist eine gefährliche Kombination, stimmt’s? Trotzdem glaube ich nicht, dass sie etwas unternehmen würden, ohne von jemand anderem Anweisungen zu bekommen.«
»Und wer könnte derjenige sein, der die Anweisungen erteilt?«, fragte Barnes.
»Der Anführer der White Tower Radicals ist ein Mann namens Marshall Bledsoe, der in Idaho lebt.«
»Ich kenne Bledsoe«, sagte Barnes. »Als ich in Sacramento war, machte das Gerücht die Runde, dass er der eigentliche Urheber der Bombenanschläge auf die Synagoge sei. Das ist zwanzig Jahre her. Er war damals ein Verrückter, und ich kann mir nicht vorstellen, dass er in der Zwischenzeit auf magische Weise geistig normal geworden ist. Aber von Bomben zu Eiern?«
»Es sei denn, das war eine List«, sagte Newell.
Barnes spielte mit der Idee. »Davida vermutet, dass die, die hinter ihr her sind, in der Hauptstadt Jagd auf sie machen. Und dann schlagen sie in ihrem Büro zu, wo sie sich in Sicherheit wähnt.«
»Dazu passt, dass der Drohbrief sie in Sacramento erreicht hat.«
»Was für ein Drohbrief?«, fragte Amanda, und Barnes begriff, dass er ihr davon zu erzählen vergessen hatte.
Newell öffnete den Umschlag und zeigte ihnen eine Kopie. Aus Zeitschriften ausgeschnittene Buchstaben in allen Größen und Farben waren zu einer unheilvollen Botschaft zusammengeklebt worden.
UNMORAL FÜHRT ZUM TOD!
Es schien ein dummer Streich zu sein, etwas worüber Amanda sich mit der Bemerkung hätte lustig machen können, da habe sich wohl ein Irrer mit einer Schere an einem Stapel People -Hefte zu schaffen gemacht. »Haben Sie eine Ahnung, wer der Verfasser ist?«
»Keine Fingerabdrücke, keine Fasern, kein Speichel. Die Nachricht wurde in einem mit Klebeband verschlossenen Umschlag ohne Absenderadresse eingeworfen. Auch keine Brief- oder Entwertungsmarken. Jemand hat ihn in ihren
Briefkasten in Sacramento geworfen. Damit beschränkt sich der Kreis der Verdächtigen auf etwa eine Million. Ich wollte der Sache weiter nachgehen, aber Davida schloss eine Befragung ihrer Kollegen kategorisch aus. Sie war gerade dabei, ein paar Abtrünnige zu umwerben, machte sich Hoffnungen darauf, ihnen die Augen öffnen zu können, und wollte nicht, dass sie durch die Polizei gegen sie eingenommen würden. Also haben wir es fallen lassen.« Newell schnitt eine Grimasse. »Großer Fehler, wenn man bedenkt, was passiert ist.«
»Hast du gedacht, die White-Tower-Typen steckten dahinter?«, fragte Barnes.
»Zu dem Zeitpunkt nicht, weil sie sie noch nicht belästigt hatten.«
»Ist Bledsoe noch in Idaho?«
Newell nickte. »Es wäre schön, wenn er über die Grenze käme. In Kalifornien wird er noch wegen einiger Verkehrsverstöße steckbrieflich gesucht.«
Irgendetwas ließ Barnes keine Ruhe, als er zusah, wie Morantz und Lucille Grayson aus den Hintertüren der Limousine stiegen. Die alte Frau hielt sich immer noch aufrecht und hatte keine Träne vergossen. Bald würde der Schock verfliegen, und Trauer würde sie übermannen. Er musste unbedingt mit ihr reden, solange sie noch reden konnte.
»Wo geht Mrs. Grayson hin, Donnie?«
»Sie ist mit ihrem Anwalt verabredet. Sie muss jetzt viele Dinge regeln.«
»Könnten Sie uns ihr vielleicht vorstellen … oder eher mich?«, fragte Amanda. »Ihr scheint euch ja schon zu kennen.«
»Es ist eine Weile her«, sagte Barnes. Dann fiel ihm wieder ein, was ihm keine Ruhe ließ. »Lebt Marshall Bledsoes Mutter nicht in L.A.?«
Newell zuckte die Achseln. »Keine Ahnung.«
»Ich glaube schon. Im San Fernando Valley, wenn ich
mich richtig erinnere. Thanksgiving ist jetzt bald … in einer Woche? Ich frage mich, ob Marshall Mom einen Besuch abstattet.« Barnes lächelte. »Wenn er gesucht wird, können wir ihn hopsnehmen.«
»Das muss ich mit dem LAPD abstimmen«, sagte Amanda. »Reden wir doch mit Lucille Grayson, bis es so weit ist, und dann möchte ich mich in der Hauptstadt umsehen. Ich kenne ein paar Leute mit politischen Beziehungen, deshalb mache ich vielleicht nicht so einen bedrohlichen Eindruck wie Don.«
»Außerdem sind Sie viel hübscher und haben zehnmal so viel Charme«, sagte Newell.
Amandas Lächeln war zunächst frostig, taute aber im Bruchteil einer Sekunde auf. »Manche Leute mögen mich vielleicht, aber es gibt niemanden, der das Geld meines Mannes nicht liebt .«
»Willie Barnes.« Lucille musterte ihn von Kopf bis Fuß. »Sie sind erwachsen geworden, und dann sind Sie alt geworden.«
Barnes zwinkerte. »Das fasst es
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