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Schwere Wetter

Schwere Wetter

Titel: Schwere Wetter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hannes Nygaard
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mit Hacksteak. Zur Abwechslung freuten sich die beiden
Jüngeren auch über Fischstäbchen mit Spinat.
    Eine halbe Stunde
später hatten sich alle um den Tisch versammelt. Es kam nur noch selten vor,
dass in der Woche alle Plätze belegt waren. Entweder kam Lüder zu spät, oder
eines der Kinder hatte einen auswärtigen Termin. Lüder staunte ohnehin, wie
Margit als »Zeitmanagerin« alle Termine koordinierte, den Haushalt versorgte,
sich um die schulischen Probleme des Nachwuchses kümmerte – davon gab es genug
– und in den späten Abendstunden auch noch für ihn eine hinreißende Geliebte
war. Er selbst, so war Lüder sich sicher, würde diesen Belastungen nicht lange
gewachsen sein.
    »Wer hat mein
Fahrrad benutzt?«, fragte er und erntete Schweigen, bis sich die Jüngste
meldete.
    »Das war Thorolf.«
    »Darfst du
petzen?«, fragte Margit in strengem Ton.
    »Ja«, erwiderte
Sinje kess. »Weil Thorolf mir nicht sein iPhone gegeben hat.«
    »Ist das ein
Grund?«
    Sinje sah ihre
Mutter an und lachte. »Ja.« Es klang überzeugend.
    »Wir hatten doch
eine Vereinbarung, dass mein Rad tabu ist?« Lüder sah Thorolf an, der einen
großen Berg Nudeln mit Tomatensoße förmlich in sich hineinschaufelte.
    Mit vollem Mund,
kaum verständlich, erwiderte er: »Musste schnell weg. Und Mama konnte mich
nicht fahren. Auto ist im Eimer.«
    »Du hast doch
selbst ein Rad«, stellte Lüder fest.
    »Nee. Damit war
die blöde Ziege unterwegs. Die hat mich auch nicht gefragt.«
    »Du Arsch –«
    »Viveka!«,
ermahnte Margit ihre Tochter.
    »Ist doch wahr«,
empörte sich das Mädchen. »Ich war mit Annika verabredet. Wir mussten Mathe
machen. Der alte Ar–«
    Lüders strenger
Blick ließ sie mitten im Satz einhalten.
    »Mein Rad ist
kaputt. Das repariert ja keiner«, erklärte sie.
    »Doch. Ich«, bot
sich Sinje an.
    Lüder streichelte
der Fünfjährigen über den Kopf. »Das ist lieb von dir, aber ich glaube –«
    »Doch, ich kann
das«, unterbrach Sinje den Satz ihres Vaters.
    Lüder hörte nur
mit einem Ohr zu. Stattdessen stieß er Jonas an, der mit der linken Hand die
Gabel zum Mund führte und den Kopf nach unten gesenkt hielt. Der Junge bekam
nicht mit, dass Lüder sich vorbeugte und sah, dass Jonas in der rechten Hand
ein iPhone hielt und geschickt mit einer Hand einen Text eingab.
    »Wir sind beim
Essen, Jonas. Da lässt du solche Spielchen sein«, mahnte ihn Lüder.
    Jonas schreckte
auf und versuchte, das Gerät in seiner Hosentasche verschwinden zu lassen. Doch
Thorolf war schneller und entriss es ihm.
    »Tickst du nicht
sauber?«, schimpfte der Große. »Das ist mein iPhone. Du hast sie wohl nicht
alle.«
    Jonas fühlte sich
ertappt und schwieg. Er sprang aber auf und stürzte sich auf seinen Bruder, als
der las, was Jonas eingegeben hatte. Doch Thorolf war schneller und reichte
Lüder das Gerät.
    »Hier. Das
solltest du lesen.«
    Lüder zierte sich.
Seine Kinder hatten ein Recht auf ihre Intimsphäre. Lüder würde nie in ihren
Tagebüchern oder Aufzeichnungen stöbern oder ihre Post lesen. Doch dieser Text
war zu viel.
    »mein alter hat ne
echte pisole echt«, las Lüder den falsch eingetippten Text. Wie sollten die
Kinder korrektes Deutsch lernen, wenn sie ihre Kommunikation über elektronische
Medien in dieser Form und grundsätzlich in Kleinbuchstaben abwickelten?, schoss
es Lüder durch den Kopf. Noch mehr interessierte ihn aber der Inhalt.
    »Wem hast du das
geschrieben?«, wollte er wissen.
    »Och, 'nem
Freund«, versuchte Jonas auszuweichen.
    »Wie heißt der
Freund?«, fragte Lüder.
    »Batman.«
    »Richtig! Der muss
doch einen richtigen Namen haben.«
    »Nee. Batman.«
    »Heißt das, du
kennst seinen richtigen Namen nicht?«
    Jonas druckste
herum.
    »Der ist den
ganzen Nachmittag im Internet unterwegs«, verriet Viveka. »Der Blödmann hat bei
Facebook reingeschrieben, dass sein Vater Anführer eines Spezialkommandos bei
der Polizei ist und ständig irgendwelche heißen Waffen mit nach Hause bringt.«
    Lüder war
sprachlos. »Was hast du gemacht, Jonas?«
    »Ach, das ist doch
nur ein Scherz. Ich habe gelacht, als alle ganz heiß waren und Einzelheiten
wissen wollten.«
    »Welche
Einzelheiten?«
    »Ach, nix weiter.«
    »Jonas, ich muss
das wissen.«
    »Nichts von
Bedeutung.« Jonas schien sich der Tragweite seines Handelns bewusst zu sein. Es
war ihm anzusehen, dass er sich nicht nur ertappt fühlte, sondern auch wusste,
dass er zu weit gegangen war.
    »Das machen doch
alle«, versuchte er sich zu

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