Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Schwere Wetter

Schwere Wetter

Titel: Schwere Wetter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hannes Nygaard
Vom Netzwerk:
defekt in der Einfahrt
stand. Es war kein Desinteresse an ihren kleinen Sorgen, wenn er darüber
hinwegging. Aber das begrenzte Familienbudget war für diesen Monat erschöpft,
selbst wenn die meisten Menschen über ein geringeres Einkommen als ein Beamter
des höheren Dienstes verfügten.
    Er versuchte,
diese Gedanken zu verdrängen, und rief Hauptkommissar Vollmers an.
    »Gibt es
Neuigkeiten?«
    »Eigentlich nicht.
Das Auto wird noch von der Spurensicherung untersucht. Von den Handys haben wir
keine Spur. Wir haben um Genehmigung zur Handyortung gebeten. Dann erwarte ich
auch eine Aufstellung der letzten Telefonate.«
    »Immerhin haben
Sie die Mobilnummern herausgefunden«, lobte Lüder.
    Vollmers knurrte
etwas Unverständliches.
    »Und die
Bankverbindung?«
    »Das ist
merkwürdig. Bisher ist es uns noch nicht gelungen, diesbezüglich etwas zu
ermitteln. Es kann doch nicht sein, dass ein Mensch ohne Bankverbindung
herumläuft. Er muss doch irgendwoher Bargeld für den täglichen Bedarf bekommen
haben.«
    »Und die täglichen
Lebensumstände?«
    »Daran arbeiten
wir noch. Wo hat er eingekauft? Getankt? Wo ist er essen gegangen? Sobald ich
weitere Informationen habe, melde ich mich«, versprach Vollmers.
    Lüder nahm ein
leeres Blatt zur Hand und begann, darauf Kringel zu malen. Einen Kreis
beschriftete er mit »Dustin McCormick«, einen weiteren mit »Uni Kiel«, den
nächsten mit »Wohnort Büdelsdorf« und den vierten mit »securus consulting«.
Dann überlegte er, welche Verbindungen es zwischen diesen Kreisen geben könnte.
Er verband »McCormick« mit der »Uni Kiel«. Eine weitere, allerdings
gestrichelte Linie verband die Uni mit »securus consulting«. Beide waren auf
dem gleichen Gebiet tätig: der Datensicherheit. Das Büdelsdorfer Unternehmen
wiederum war im selben Ort ansässig, in dem McCormick seinen Wohnsitz hatte.
Wenn er jetzt »securus consulting« einerseits mit »Büdelsdorf« verknüpfte und
den Strich von »Büdelsdorf« als Wohnsitz weiter zu »McCormick« zog, hatte er
eine Raute gebildet.
    Warum kam ein
Amerikaner, der offensichtlich nicht unbewandert war in der Informatik, zum
Studium nach Deutschland und wählte einen Wohnsitz, der völlig abseits des
Studienortes lag? In den Verbindungen der Raute schien Lüder ein Schlüssel zu
liegen. Nach außen beschäftigten sich sowohl die Uni wie das IT -Sicherheitsunternehmen mit dem Datenschutz. Hatten
die beiden Institutionen etwas entdeckt? Oder etwas zu verbergen, auf das
McCormick zufällig gestoßen war?
    Vielleicht konnte
man ihm im Büro des Datenschutzbeauftragten weiterhelfen. Bisher hatte er keine
Berührungspunkte zu dieser Einrichtung gehabt und lediglich aus den Medien
erfahren, dass gerade der für das Land tätige Beauftragte sich als sehr rührig
erwiesen hatte und über die Grenzen Schleswig-Holsteins hinaus bekannt war.
    Er suchte die
Telefonnummer heraus und vereinbarte einen Termin. Man war erstaunt, dass er um
eine kurzfristige Gesprächsmöglichkeit bat und dem nicht ernst gemeinten
Vorschlag »Jetzt gleich« sofort zustimmte.
     
    Das Büro des
»Unabhängigen Landeszentrums für Datenschutz in Schleswig-Holstein«, wie es
offiziell hieß, befand sich im Herzen der Stadt, in der Fußgängerzone nahe dem
Einkaufszentrum »Sophienhof«.
    Er wurde an eine
der Referentinnen verwiesen. Die aparte Frau mit den schulterlangen Haaren, die
ihn empfing, entschuldigte sich.
    »Landeskriminalamt?«
Sie zog die sorgfältig gezupfte Augenbraue fragend in die Höhe. »Der
Datenschutzbeauftragte ist für zwei Tage in Berlin. Kann ich Ihnen
weiterhelfen? Mein Name ist Sophie von Rittershagen.« Sie reichte ihm die
schlanke, gepflegte Hand und bat Lüder in ihr Büro.
    Er berichtete von
dem Mord an McCormick, der in Kiel Informatik studierte und sich für ein
Unternehmen interessierte, das sich schwerpunktmäßig mit Datensicherheit
beschäftigte.
    »Ah, Sie meinen
die ›securus consulting‹?«
    »Sie kennen das
Unternehmen?«
    »Wir haben losen
Kontakt. Die möchten gern mit uns ins Geschäft kommen, obwohl wir ihnen
mehrfach erklärt haben, dass das Landeszentrum für Datenschutz nicht der
richtige Ansprechpartner ist. Wir sind kein Daten- TÜV und stellen keine Zertifikate aus. Da die ›securus consulting‹ aber in jüngster
Zeit gelegentlich mit dem Argument auf dem Markt in Erscheinung getreten ist,
die Datenschutzbeauftragten der deutschen Länder würden sie empfehlen, haben
wir das Gespräch gesucht.« Sie wurde ernst. »Leider

Weitere Kostenlose Bücher