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Schwere Wetter

Schwere Wetter

Titel: Schwere Wetter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hannes Nygaard
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Sie sich
an den Namen erinnern?«
    Sylvana
Wullenweber zog die Stirn kraus. »Nicht genau. Irgendwas mit global. Global
Dingsbums …« Sie wiegte den Kopf und bewegte den rechten Zeigefinger.
Plötzlich hellte sich ihre Miene auf. »›Global data framework‹.«
    »Hat Ihr Mann von
Schwierigkeiten bei der Arbeit gesprochen?«
    Die Frau blickte
auf. »Was wollen Sie damit sagen?«
    »Nicht jeder ist
mit der Arbeit des Datenschutzbeauftragten einverstanden«, wich Lüder aus.
»Denken Sie an die Diskussionen mit der Wirtschaft. Von Schleswig-Holstein
wurde die Initiative gestartet, den ›Gefällt mir‹-Button bei Facebook für die
Wirtschaft und öffentliche Einrichtungen zu verbieten.«
    »Marc war nicht
mit allem einverstanden, was sein Chef von sich gegeben hat.«
    »Gab es Meinungsverschiedenheiten?«
    »Nein. Natürlich
nicht. Wir haben darüber gesprochen. Aber sonst hat Marc sich zurückgehalten.
Auch im Freundeskreis. Natürlich wollte mancher wissen, was das Landeszentrum
plante, aber Marc hat stets abgewinkt.«
    »Hat er Ihnen
gegenüber Andeutungen gemacht?«
    »Nicht so richtig.
Er meinte, da könnte sich etwas entwickeln. Seilschaften und so. Er glaubte, da
würde für ihn eine große Chance liegen. Ein richtig dickes Ding. Da war
irgendetwas mit einem Amerikaner.«
    »Hat Ihr Mann
einen Namen genannt?«
    »Neeein.« Die
Antwort kam gedehnt über Sylvana Wullenwebers Lippen. Plötzlich kniff sie die
Augen zusammen und rutschte bis an die Vorderkante ihres Stuhls. »Sagen Sie
mal, was soll das alles? Was stellen Sie mir für merkwürdige Fragen? Da steckt
doch irgendetwas anderes hinter. Sie wollen mir doch nicht erzählen, dass das,
was Sie wissen wollen, zu den Routineermittlungen bei Verkehrsunfällen gehört.«
    »Ihr Mann war in
einem sicherheitsrelevanten Bereich tätig. Da gehört es zur Routine, Fragen zum
Umfeld zu stellen. Sie werden bemerkt haben, dass ich keine persönlichen Fragen
gestellt habe.«
    Sylvana
Wullenweber nickte. »Das verstehe ich. Aber ein wenig seltsam kam es mir doch
vor.«
    Lüder atmete tief
aus. Wie hätte er der Frau in der jetzigen Situation den Hintergrund seiner
Fragen erklären können? Er wünschte ihr alles Gute und verabschiedete sich.
     
    Als er auf die
Straße trat, zog er den Kopf zwischen den Schultern ein und eilte zu seinem
Wagen. Ein feiner Nieselregen drang durch die Kleidung, lief in den Kragen
hinein und ließ den Tag noch grauer erscheinen, als es das Thema, mit dem er
sich aktuell beschäftigte, ohnehin schon tat.
    Als Nächstes
steuerte Lüder die Universität an, hatte Mühe, einen Parkplatz zu finden,
schimpfte, weil er zu Hause vergessen hatte, einen Schirm im Auto zu
deponieren, und lief zum Institut für Informatik.
    Die Mitarbeiterin,
die ihn schon bei seinem ersten Besuch empfangen hatte, erkannte ihn wieder.
    »Herr äh …«,
versuchte sie sich zu erinnern. »Sie möchten sicher zu Herrn Rottenberg.«
    »Oder Herrn
Meerwein«, ergänzte Lüder.
    »Mal sehn, wen ich
erwischen kann.« Sie sah in ihren Computer. »Meerwein ist gerade im Seminar.
Aber Rottenberg müsste da sein. Wissen Sie noch, wo sein Büro ist?«
    Lüder nickte. Kurz
darauf klopfte er pro forma an die Bürotür, eine Höflichkeitsgeste, und trat
ein. Abrupt blieb er stehen, als Dirk Rottenberg erschrocken in die Höhe fuhr
und die junge Frau, die mit dem Rücken zur Tür vor ihm auf der
Schreibtischkante saß, sich mit einem panischen Gesichtsausdruck umwandte.
Lüders Eintreten war so abrupt erfolgt, dass Rottenberg seine Hände nicht
schnell genug von den verfänglichen Stellen am weiblichen Körper zurückziehen
konnte.
    »Moin«, grüßte
Lüder mit jovialem Ton. »Ich habe noch ein paar Fragen. Passt es gerade?«
    »Jaaa –
selbstverständlich«, stammelte der Uni-Mitarbeiter. »Lyra, versuche es einfach
mit dem Algorithmus, den ich dir eben aufgezeigt habe«, sagte er stockend zu
der jungen Frau gewandt. »Dann müsste das Programm laufen.«
    »Danke, Herr
Rottenberg«, flüsterte das Mädchen, sprang hastig auf und schlängelte sich an
Lüder vorbei aus dem Zimmer, ohne ihn eines Blickes zu würdigen.
    »Was ist das für
eine Programmiersprache?«, fragte Lüder amüsiert.
    Rottenberg tat,
als hätte er die Frage überhört. Mit spitzen Fingern sortierte er das
Schreibgerät und einige gelbe Haftetiketten auf seinem Schreibtisch. Es war ein
überflüssiges Unterfangen.
    Lüder nahm am
Schreibtisch Platz. »Kennen Sie Marc Wullenweber?«
    Rottenberg

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