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Schwere Wetter

Schwere Wetter

Titel: Schwere Wetter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hannes Nygaard
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atmete
erleichtert auf. Er vermied es immer noch, Lüder anzusehen.
    »Ja, der hat hier
studiert. Wir sind uns während des Studiums begegnet, haben auch einmal ein
Seminar zusammen besucht.« Noch immer tasteten Rottenbergs Hände über die
Utensilien auf seinem Schreibtisch. »Er ist … war zum Landeszentrum für
Datenschutz gegangen. Ein guter Job für ihn.« Dann sah Rottenberg Lüder an.
»Ich habe gehört, dass er einen Unfall hatte. Schlimm, wenn man das Unfallopfer
kennt.«
    »Welche Kontakte
hatten Sie nach dem Studium?«
    »Welche
Kontakte?«, wiederholte Rottenberg. Es war der Versuch, eine kurze Zeitspanne
zu überbrücken, um eine unverfängliche Antwort zu finden. »Wir arbeiten mit dem
Landeszentrum zusammen, tauschen uns aus. Es ist ein gegenseitiges Befruchten.
Wir haben in Fragen der Technologie die Nase vorn, während das Datenzentrum uns
viel praktischen Input liefert. Unser Augenmerk liegt naturgemäß auf der
Informationstechnologie in Anwendung und Forschung, während das Landeszentrum
auch eine politische Funktion wahrnimmt.«
    »Sie haben mir bei
meinem letzten Besuch erzählt, dass Dustin McCormick sich auffallend für den
Bereich Datensicherheit interessiert hat.«
    Rottenberg nickte
heftig. »Das war mein Kollege Meerwein.«
    »Gibt es einen
Zusammenhang zwischen McCormick und Wullenweber?«
    Der Uni-Mitarbeiter
überlegte einen Moment, bevor er antwortete: »Wenn ja, kann ich ihn mir nicht
vorstellen. Das hätte keinen Sinn gemacht.«
    McCormick hatte
aber Wullenweber getroffen. Das hatte Sylvana Wullenweber angedeutet. Welches
Interesse verband die beiden miteinander?
    »Kennen Sie Dolf
Waldow?«
    »Oh – ja.«
    Es klang nicht
sehr begeistert.
    »Hat er auch hier
studiert?«
    »Ja, aber
irgendwann ist er ausgestiegen, hat das Studium abgebrochen.«
    »Warum? War er den
Anforderungen nicht gewachsen?«
    »Dolf? Ganz im
Gegenteil. Ein pfiffiges Kerlchen. Er hat sich regelrecht gelangweilt,
geglaubt, alles besser zu wissen. Wie es bei Begabten häufig ist: Irgendwann
hat er den Anschluss verpasst. Er hat sich mit dem Lehrpersonal angelegt,
schließlich hat er sogar gegen den Prof gestänkert. Das mag unser Tell nicht.«
    »Sie meinen
Professor Eglschwiler.«
    Rottenberg nickte
zur Bestätigung.
    »Und dann?«
    »Dolf Waldow hat
die Uni verlassen und es auf eigene Faust versucht. Wie man sieht, klappt es da
draußen«, dabei zeigte Rottenberg mit dem Finger Richtung Fenster, »auch ohne
akademische Ehren. Wenn Sie etwas können, fragt niemand nach Ihrem Abschluss.
Wenn allerdings Waldow nicht freiwillig …«
    Der
Uni-Mitarbeiter brach mitten im Satz ab.
    »Was wollten Sie
sagen?«, fragte Lüder.
    »Es gab den Verdacht,
dass Waldow nicht sauber gearbeitet hat. Bevor es zu einer Auseinandersetzung
gekommen ist, hat er die Konsequenzen gezogen.«
    »Haben Sie viele
ausländische Studierende?«
    »Wie definieren
Sie ›viel‹?«, antwortete Rottenberg mit einer Gegenfrage.
    »Zum Beispiel aus
den Vereinigten Staaten.«
    »Weniger.«
    »Und aus Asien?«
    Jetzt lächelte
Rottenberg. »Asien ist groß.«
    »China.«
    »Das ist ein
aufstrebendes Land. Wenn die jemanden hierherschicken, dann sind die Leute gut.
Und wissbegierig. Es ist unglaublich, wie die sich in die Themen hineinknien.
Es kann einem bange werden, wenn man die Chinesen mit unseren Leuten
vergleicht. Für mich ist es nur eine Frage der Zeit, bis die Chinesen auch
technologisch die Weltherrschaft übernehmen. Was dort läuft … Mannomann. Die
Zeiten, in denen die nur von uns kopiert haben, sind lange vorbei.«
    »Kennen Sie einen
Ti?«
    »Ti? Soll das ein
Name sein?«
    »Ich vermute, dass
es sich um einen Chinesen handelt.«
    »Doch, ja. Ich kam
nicht gleich drauf.« Rottenberg lächelte. »Er wurde von den Kommilitonen Fu Man
Chu genannt. Ich fand es ein bisschen daneben, Tian auf diese Weise zu
veräppeln. Aber ihn hat es offenbar nicht gestört. Alle sagten nur Ti. Wir
Europäer haben unsere Probleme mit den fremd klingenden Namen. Wie hieß er noch
gleich?« Rottenberg rieb sich mit den Fingerspitzen an der Schläfe. »Ich komm
da nicht drauf.«
    »Tian hat das
Studium aber abgeschlossen.«
    »Klar. Mit
Auszeichnung.«
    »Ist er wieder in
seine Heimat zurück?«
    »Nein, soweit ich
weiß, lebt er in Deutschland. Sein Vater ist Arzt in Rendsburg.«
    »Und der ganze
Name fällt Ihnen nicht ein?«
    Statt einer
Antwort griff Rottenberg zum Telefon. Er wartete einen Moment und sagte dann:
»Hi, Bea. Erinnerst du dich an Fu Man

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