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Schwere Wetter

Schwere Wetter

Titel: Schwere Wetter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hannes Nygaard
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Chu?«
    Nachdem er
aufgelegt hatte, erklärte er: »Wu Zang Tian.«
    Lüder erinnerte
sich, dass chinesische Namen grundsätzlich dreigeteilt sind. An erster Stelle
steht der Familienname, dem der Generationsname folgt, der durch einen
individuellen Namen ergänzt wird. Die beiden letzten Namen entsprechen unserem
Vornamen. Lüder musste also in Rendsburg nach einem Dr. Wu suchen, um zu
klären, ob seine Annahme, Tian bei der »securus consulting« und im Hause Dolf
Waldows begegnet zu sein, zutraf.
    Lüder stand auf.
»Wie nennen Sie es, wenn Sie ein Programm auf seine korrekte Funktionsweise
prüfen?«, fragte er.
    Rottenberg sah ihn
irritiert an. »Testen«, sagte er.
    Lüder grinste.
»Dann wünsche ich Ihnen viel Erfolg beim Testen des neuen Algorithmus. Ein
ausgesprochen attraktives Programm haben Sie sich ausgesucht.« Dabei deutete
Lüder mit den Händen die Konturen eines weiblichen Körpers an.
    Jetzt lachte auch
Rottenberg.
    ***
    Auch wenn man der
kleinen Stadt schon lange die »Würde« der Kreisverwaltung genommen hatte, war
Oldenburg in Holstein immer noch ein regionales Zentrum mit gemütlichen
Geschäften, einem abwechslungsreichen Kulturangebot und Anlaufpunkt für die
medizinische Versorgung. Dazu gehörte auch das Krankenhaus, das Teil einer
Klinikkette war. Ihm vertrauten sich die Menschen der Region an, auch Liane
Stegemann, die im gekachelten Operationssaal lag und, vom Chefarzt der
Anästhesie überwacht, nichts vom professionellen Ablauf um sich herum mitbekam.
    »Udo Jürgens hatte
schon recht«, sagte Dr. Stricker und nickte in Richtung der fettleibigen
Patientin. »Die hier heißt auch noch Liane. Sicherlich hat sie sich ihr
Übergewicht mit Sahnetorten angefressen.«
    Schwester Angelika
schüttelte missbilligend den Kopf.
    »Ist doch wahr«,
sagte der Chirurg und stimmte ein paar verunglückte Takte »… Liane, aber
bitte mit Sahne« an. »Das ist doch eine typische Indikation. Über vierzig –«
    »Sechsundfünfzig«,
warf Dr. Ulrich, der Chefarzt der Anästhesie, ein.
    »Meinetwegen.
Gefressen hat sie bestimmt, dass es für hundert Jahre gereicht hätte.
Bluthochdruck. Fettstoffwechselstörungen. Und nach mehrfachen Entzündungen und
Koliken liegt unsere schöne Liane heute unter unserem Messer, um sich die
Gallenblase entfernen zu lassen. Mehr nach links«, wies er Dr. Christen an, der
ihm assistierte und die Optik, die Kamera, bei dieser minimal-invasiven Routineoperation
führte.
    »Sind alle Lianes
so?«, fragte Dr. Stricker, der Oberarzt der Chirurgie.
    »Tarzans Liane war
doch ein Schmuckstück«, erwiderte Dr. Christen.
    »Das war Jane«,
mischte sich Dr. Ulrich ein. »Als Tarzan sich im Lendenschurz durch den Urwald
schwang, rief er: ›Ergreif die Liane‹, und Jane griff zu. Aber daneben. Armer
Tarzan. So entstand sein Urschrei. Aber ihr jungen Leute versteht ja nichts
mehr von Kultur. Das war übrigens von Otto.«
    »Otto?« Dr.
Christen lachte hinter seinem Mundschutz. »Ist das nicht der Komiker, an den
sich die Herrschaften im Seniorenheim so gern erinnern?«
    »Konzentration!«,
mahnte Dr. Stricker, obwohl er das Geplänkel begonnen hatte.
    Sofort schaltete
das Team von der fröhlichen Konversation auf professionelle Arbeit um.
    »Das Skalpell,
bitte«, bat der Arzt, und Schwester Angelika, die Instrumentationsschwester,
gab es ihm. Die OP -Schwester gehörte schon lange
zum Team und reichte aus dem OP -Sieb, einer
Metallkiste mit allen Dingen, die für die Operation benötigt wurden, an.
    Es war ein
abgedroschener Scherz, für Jana, die sich im Hintergrund hielt und für die
Beschaffung von speziellen Instrumenten im Bedarfsfall zuständig war, den
Begriff »unsterile Schwester« zu verwenden.
    Der Letzte im Team
war der Anästhesiepfleger Jörg, ein schweigsamer, fast dürrer Mann, der jeden
Handgriff verfolgte und Dr. Ulrich assistierte. Die beiden hatten schon
unzählige Operationen begleitet und verstanden sich blind.
    Dr. Stricker hatte
mit seinen Trokaren, chirurgischen Stichinstrumenten, drei Arbeitskanäle
geschaffen, die in den Bauch bis an die erkrankte Gallenblase führten. Der Leib
der Patientin war mit CO 2 aufgeblasen.
Dieses künstlich angelegte Pneumoperitoneum schaffte die Voraussetzung dafür,
dass die Ärzte mit den chirurgischen Instrumenten im Inneren operieren konnten,
geführt durch das Endoskop, das durch den dritten Arbeitskanal Bilder aus dem
Bauchraum lieferte, ohne dass man den Körper wie früher aufschneiden und das
Organ

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