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Schwere Wetter

Schwere Wetter

Titel: Schwere Wetter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hannes Nygaard
Vom Netzwerk:
vernichten.
    »Das Landeszentrum
für Datenschutz hat mir Ihre Adresse gegeben«, erklärte Lüder.
    Waldow atmete
hörbar auf. »Mit denen arbeiten wir erfolgreich im Kampf gegen die Computer-
und Internetkriminalität zusammen«, sagte er.
    Das hatte sich
anders angehört, als Frau von Rittershagen Lüder den ersten Hinweis auf
»personality protecting« gegeben hatte.
    »Noch einmal.
Wovon leben Sie?«, erinnerte Lüder Waldow an die Frage.
    »Ich bin IT -Consultant. Ich berate Unternehmen und Institutionen
in allen Fragen rund um die Datenverarbeitung, wie man es früher nannte.«
    »Ihr Spezialgebiet
ist die Datensicherheit?«
    »Das ist ein
Bereich, aber nicht alles. Es geht auch um Strategien, Netzwerke, eben um
alles, was die moderne Technologie ausmacht.«
    »Arbeiten Sie mit
›securus consulting‹ zusammen?«
    Waldow legte die
Stirn in Falten.
    »Von denen habe
ich schon einmal gehört. Sie sitzen doch irgendwo hier in der Nähe. Schleswig?
Oder so.«
    Lüder ging nicht
näher darauf ein. Waldow war nicht sehr geübt im Lügen.
    »Kennen Sie Dustin
McCormick?«
    Es blitzte in Dolf
Waldows Augen auf. Um die Mundwinkel zuckte es. »Nein«, sagte Waldow hastig.
»Wer soll das sein?«
    »Und Marc
Wullenweber?«
    Waldo schüttelte
den Kopf. »Auch nicht.« Er schluckte. »Was sind das für Leute?«
    »Merkwürdig.«
Lüder legte seinen Zeigefinger an die Nasenspitze. »Marc Wullenweber ist der
Mitarbeiter des Landeszentrums, der den Kontakt zu Ihnen hergestellt hat. Er
sagte mir, dass er noch in dieser Woche einen Termin mit Ihnen hat. Haben Sie
das übersehen?«
    Waldow war völlig
aus dem Konzept geraten. »Ich habe mit so vielen Leuten zu tun, da vergisst man
schon mal einen Namen. Marc Wullenweber, sagten Sie? Wullenweber«, wiederholte
er leise murmelnd. »Ach, jetzt habe ich es. Sie meinen Marc. Warum haben Sie
das nicht gleich gesagt. In der IT -Welt duzt man
sich. Man spricht ohnehin Englisch. Da kennt man das ›Sie‹ nicht.«
    »Marc Wullenweber
hat mir heute Morgen erzählt, dass Sie in dieser Woche noch ein Meeting haben.«
    »Noch … in …
dieser … Woche … Heute Morgen …«, stammelte Waldow und sah Lüder
entgeistert an.
    Es war
offensichtlich. Sein Gegenüber wusste, dass Wullenweber in der vergangenen
Woche ums Leben gekommen war. Warum spielte Dolf Waldow den Ahnungslosen?,
fragte sich Lüder.
    Beide wurden
abgelenkt, als ein Mann den Raum betrat und stutzte.
    »Oh,
sorry« , sagte
er auf Englisch, nickte Dolf Waldow zu und verharrte eine Sekunde, als er Lüder
musterte. Dann schwenkte sein Blick zu Waldow zurück. »Wir sprechen später«,
sagte er und verschwand wortlos aus dem Raum.
    »Okay, Ti«, rief
ihm Waldow hinterher.
    Lüder war sich
nicht sicher, ob er den Mann erkannt hatte. Wie in alten Witzen oft
dargestellt, war es für Europäer schwierig, asiatische Gesichter zu identifizieren.
Er glaubte, den Mann bei seinem Besuch in Büdelsdorf bei der ›securus
consulting‹ in einem der Räume kurz gesehen zu haben. Es hätte ihn nicht
gewundert.
    »Ihr Netzwerk
scheint wirklich international zu sein«, sagte er in einem anerkennend
klingenden Tonfall.
    Waldow nickte
erleichtert. »Ja. Alle sprechen von Globalisierung und bemerken gar nicht, dass
wir schon lange globalisiert sind. Ich kenne ein Unternehmen in Deutschland,
das hier mehrere tausend Computerarbeitsplätze unterhält. Der Rechner steht in
Amerika, in einem kleinen Ort irgendwo in der Provinz. Über Satellit ist das
alles kein Thema mehr. Das ist aber noch nicht alles. Das Operating ,
also die Bedienung der Rechner, erfolgt von Mumbai, also Indien, aus.«
    »Und Ihr
Angestellter eben –«
    »Kein
Angestellter«, unterbrach ihn Waldow.
    »Der junge Mann
kommt aus Japan.« So weit konnte Lüder asiatische Gesichter unterscheiden, dass
dies nicht zutraf. Prompt widersprach Waldow.
    »Tian ist
Chinese«, sagte er. »Im Reich der Mitte herrscht eine gewaltige Aufbruchstimmung.
Was die Chinesen anfassen, das gelingt. Aber gerade deshalb gibt es viel für
uns zu tun.«
    »Meinen Sie jetzt
Ihre Aktivitäten als IT -Consultant oder Ihr
Engagement für ›personality protecting‹?«
    »Für den
Datenschutz und die Persönlichkeitsrechte der Menschen dort. Natürlich ist
China auch ein gewaltiger Markt für die IT -Branche,
obwohl es schwer ist, dort hineinzukommen.«
    Lüder stand auf.
Er registrierte, dass Dolf Waldow ein Stein vom Herzen zu fallen schien.
    »Vergessen Sie
nicht Ihren Termin mit Marc Wullenweber«,

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