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Schwere Wetter

Schwere Wetter

Titel: Schwere Wetter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hannes Nygaard
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unter die Raumdecke gehüpft.
Und hinterher bekommen wir eine Regressklage, weil Liane blaue Flecken von der
Landung am Hintern hat.«
    »Na ja, wer weiß«,
meinte Dr. Stricker. »Ich habe ja keine Ahnung, welche Lebensfreuden außer
Sahnetorte unser Moppelchen sonst noch hat. Der Briefträger? Kaum. Da wäre so
ein Stromschlag doch einmal ein besonderer Kick gewesen.«
    In diesem Moment
kehrte Schwester Jana zurück.
    »Warum die
Stromversorgung ausgefallen ist, wissen wir nicht. Aus irgendeinem Grund ist
das Notstromaggregat nicht automatisch angesprungen. Einer der Haustechniker
musste in den Technikraum und es manuell starten. Schneller ging es wirklich
nicht.«
    »Danke,
Schwester«, sagte Dr. Stricker. »Ist doch nichts passiert. Wir haben doch alles
im Griff.« Leise singend fuhr er fort: »Auf dem sinkenden Schiff«, während er
sich auf das Operationsfeld in Lianes Innerem konzentrierte.
    Dr. Ulrich hatte
die Patientin wieder an das Beatmungsgerät angeschlossen und führte die Narkose
inhalativ mit Sevofluran weiter.
    ***
    Erika Bremer
kurvte mit ihrem zehn Jahre alten Twingo über den Parkplatz und suchte eine
Lücke, in der sie das Auto mit der nur notdürftig reparierten Tür, in die ihr
ein Unbekannter eine Delle gefahren hatte, abstellen konnte.
    Endlich war das
Gehalt eingetroffen, und bevor die Altenpflegerin ihre Spätschicht antreten
musste, wollte sie schnell ein paar Einkäufe tätigen, nachdem sie die letzten
Tage vor dem Zahlungseingang auf ihrem Konto mit viel Phantasie und Kreativität
überbrückt hatte. Sandro, ihr Sohn, hatte zwar gemurrt, aber der
Vierzehnjährige wusste um die finanziellen Engpässe, mit der die
Alleinerziehende zum Monatsende zu kämpfen hatte.
    Es lebte sich gut
in Plön. Die kleine Wohnung in der Buchenallee und der Arbeitsplatz in der
Senioreneinrichtung, die idyllisch am Großen Plöner See lag, ließen sie nicht
unzufrieden sein. Nur die schlechte Bezahlung schränkte ihre Möglichkeiten, am
Leben teilzuhaben, erheblich ein. Die Freizeit konnte man in Plön gut
verbringen. Sie liebte den Spaziergang am See entlang, unterhalb des Schlosses,
in dem schon international bedeutende Veranstaltungen stattgefunden hatten, bis
zur Spitze der Prinzeninsel, um dort im Gartenlokal ein Stück Torte und ein
Kännchen Kaffee zu genießen. Seitdem sie in der Holsteinischen Schweiz lebte,
liebte sie diesen Landstrich mit den sanften Hügeln und den vielen Seen.
    Doch daran
verschwendete Erika Bremer heute keinen Gedanken. Sie hatte wenig Zeit. Und
wenn Sandro aus der Schule nach Hause kommen würde, musste er etwas im
Kühlschrank vorfinden. Sie selbst würde erst Feierabend haben, wenn die
Geschäfte schon lange geschlossen hatten.
    Sie kramte in
ihrem Portemonnaie nach einem Euro, weil sie die kleine Plastikmarke für den
Einkaufswagen in der Ablage des Twingo vergessen hatte. Mit einem Seitenblick
gewahrte sie die Schlange an den Kassen. Hoffentlich würde es nicht zu lange
dauern. Ihre Zeit war knapp bemessen, und die Heimleiterin sah es nicht gern,
wenn das Personal nicht pünktlich zum Schichtwechsel erschien. Außerdem müsste
Branica länger bleiben. Und sie wusste, dass ihre kroatische Kollegin pünktlich
vor der Schule sein musste, um ihre Tochter abzuholen.
    Erika Bremer eilte
durch das Geschäft. Einen Einkaufszettel hatte sie nicht. Sie suchte in der
Obst- und Gemüseabteilung nach den Preisen, nahm einen Beutel Äpfel mit,
verzichtete auf die Weintrauben, da sie ihr zu teuer erschienen, griff aber in
der Getränkeabteilung zwei große Flaschen Cola für ihren Sohn, der das ähnliche
Getränk vom Discounter verschmähte. Zweimal strich sie am Regal mit dem
Prosecco vorbei, bis sie sich doch das preiswerteste Angebot gönnte. Dafür
verzichtete sie auf die Süßigkeiten für sich. Der Rest war Routine.
    Im Eiltempo fuhr
sie die Gänge entlang, griff in die Regale, die Tiefkühltruhe und die
Selbstbedienungstheke für Fleisch- und Wurstwaren. Schließlich war der
Einkaufswagen gut gefüllt, und Erika Bremer bog um die letzte Gangecke, um
einzuhalten. Vor allen Kassen hatten sich längere Schlangen gebildet.
    »Ach nee, nä«,
sagte sie zu sich selbst. »So 'n Schiet.« Sie warf einen Blick auf die Uhr. Es
würde knapp werden. Aber es bot sich ihr keine Alternative. Am nächsten Morgen
hatte sie einen Termin beim Facharzt, auf den sie lange hatte warten müssen.
Mit einem raschen Blick in die anderen Einkaufswagen versuchte sie zu erfassen,
in welcher Schlange es

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