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Schwere Wetter

Schwere Wetter

Titel: Schwere Wetter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hannes Nygaard
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ziehen, um sich aus
vermeintlicher Liebe zu ihnen der Prostitution hinzugeben.«
    Hundertmarck
stimmte Lüder zu. »Da sehe ich Gefahren im Netz. Aber die sind nicht
technischer Natur, sondern in der unzureichenden Aufklärung der Menschen
begründet. Wie viele Menschen werden jährlich durch das Auto getötet? Aber
niemand kommt auf die Idee, es deshalb zu verbieten. Stattdessen appelliert man
an Einsicht und Vernunft der Verkehrsteilnehmer, auch wenn nicht jeder
erreichbar ist. So ähnlich würde ich es mir fürs Internet wünschen. Darin
steckt überwiegend Segen, aber auch eine Spur Fluch. Und damit umtriebige
Geister nicht die Sicherheitslücken zu ihrem Vorteil ausnutzen, versuchen wir
mit unserer Software, aber auch unserem Know-how, die Anwender zu schützen.«
    Lüder betrachtete
nachdenklich sein Gegenüber, das sich zum einen als knallharter Manager gab,
dem Lüder durchaus zutraute, für die Verfolgung seiner Interessen auch über die
sprichwörtlichen Leichen zu gehen, der auf der anderen Seite aber Gedanken
beisteuerte, die gar nicht zum ersten Eindruck passten. Der blonde
Pferdeschwanz, der hinten über Hundertmarcks Hemdkragen hing, bedeckte sein
Janusgesicht.
    War es ein
zulässiges Geschäftsmodell, die Angst vor Computerviren und -würmern zu
schüren, sie sogar zu verbreiten, um anschließend an der passenden
Schutzsoftware Geld zu verdienen? Nein! Das war eindeutig Betrug, eine Masche,
die aus der »neuen Cyberwelt« geboren war.
    »Mahmud al-Rahman
ist also ein begnadeter Mathematiker, der diese ganze Thematik beherrscht?«,
fragte Lüder.
    Hundertmarck
nickte. »Der hat in Hamburg studiert. Der Hochschulpräsident Professor
Michaelis, ein Mathematiker, hat ihn persönlich als außergewöhnliches Talent
bezeichnet.«
    »Und so eine
Begabung kommt zu Ihnen?«, fragte Lüder erstaunt. »Man sollte meinen, dass
solche Genies eine wissenschaftliche Laufbahn antreten.«
    Hundertmarck
bewegte Daumen und Zeigefinger gegeneinander. »Das ist nicht lukrativ. Die
jungen Leute wollen erst einmal Kasse machen. Die wissen um ihren Marktwert.
Darum steht er bei uns auch nicht auf der Payroll .«
    »Er ist nicht bei
Ihnen angestellt?«
    »Nein. Al-Rahman
arbeitet als Freiberufler. Haben Sie eine Vorstellung, was der uns pro Tag
kostet?«
    Lüder hatte keine
Vorstellung. Er wollte es auch nicht wissen. Ein Beamter, auch im höheren
Dienst, dachte in anderen Regionen. Prompt schweiften seine Gedanken kurz zum
kaputten Dach bei sich zu Hause ab.
    »Es gibt
Verbindungen zu einem Unternehmen in Itzehoe«, sagte Lüder.
    Der
Geschäftsführer nickte. »›Global data framework‹.«
    »Worin besteht die
Verbindung?«
    »Wir haben
dieselbe Mutter«, erklärte Hundertmarck.
    Lüder war
erstaunt. »Ich war davon ausgegangen, dass dieser Laden Ihnen gehört.«
    »Laden?«
Hundertmarck zeigte sich empört. »Haben Sie eine Vorstellung, was dieses
Unternehmen wert ist? Wie viel Know-how hierin steckt? Ich bin beteiligt, aber
die Mehrheit liegt in den Händen von Schweden.«
    »Und die treten
auch als Hintermänner der ›global data framework‹ auf?«
    Erneut fühlte sich
Hundertmarck angegriffen. »Hintermänner? Sie tun so, als wäre hier alles
konspirativ, als hätten Sie es mit einem Haufen Krimineller zu tun.«
    »Deshalb bin ich
hier. Tragen Sie Ihr Scherflein dazu bei, dass ein solcher Verdacht entkräftet
wird.«
    Zornesröte zog
über Hundertmarcks Gesichtszüge. »Sie bestreiten nicht, hier mit einem Verdacht
aufgekreuzt zu sein?«
    »Abgerechnet wird
am Ende der Partie«, erwiderte Lüder und verabschiedete sich.
     
    Auf der Rückfahrt
hörte er NDR Info. In einem Beitrag befasste sich
der Sender mit der Frage, welch geheimnisvolle Dinge hinter den Ausfällen in
der Supermarktkette und im Oldenburger Krankenhaus steckten.
    »Noch tappt die
Polizei im Dunkeln«, sagte der Sprecher. Recht hatte er, dachte Lüder.
     
    Es war dunkel, als
Lüder in den Hedenholz einbog. In der ruhigen Wohnstraße war nichts von der
Hektik zu spüren, die der Citti-Park in der Parallelstraße verbreitete. Das
große Einkaufszentrum mit einem eigenen Bahnhof zog Besucher von weit her an.
Lüder war froh, dass Frau Mönckhagen ihn nicht am Gartenzaun erwartete und –
wie so oft – in ein Gespräch verwickelte, auch wenn er die alte Dame, die kaum
Freunde und Bekannte hatte und ihre Tage mit der liebevollen Pflege des Gartens
verbrachte, mochte.
    »Na du«, begrüßte
ihn Margit, die mit dem Staubsauger in der Hand die Treppe aus

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