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Schwere Wetter

Schwere Wetter

Titel: Schwere Wetter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hannes Nygaard
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dafür
aufwendet.«
    »Sie möchten eine
Prognose abgeben, wann der Kunde das entsprechende Produkt wieder erwirbt.« Es
war keine Frage, sondern eine Feststellung.
    »Das ist ganz
legitim. Dieser Methode bedienen sich zahlreiche Unternehmer. Wenn Sie schon
einmal etwas bei Amazon gekauft haben, erhalten Sie bei Ihrem nächsten Besuch
auf dieser Plattform sogleich Hinweise auf neue Angebote aus diesem Bereich.
Der Computer lernt durch frühere Käufe, wofür Sie sich interessieren. Er kennt
Ihre Interessen und Kaufgewohnheiten. Das finden die Besucher des Anbieters
gut. Sie betrachten es als besonders entgegenkommenden Kundenservice.«
    »Ohne dabei zu
bedenken, dass sie durchschaut sind. Der Mensch ist in seinen
Konsumgewohnheiten transparent.«
    Lüder hatte diesen
Gedanken für sich selbst formuliert. Deshalb ging Malmström auch nicht darauf
ein.
    »Wenn Sie nun die
Kaufgewohnheiten eines Menschen bei verschiedenen Anbietern, Versandhändlern
und anderen Internetdiensten wie Partnerschafts- oder Sexseiten miteinander
verknüpfen, möglicherweise auch noch anfügen, welche Produkte in der
Internetapotheke erworben werden, haben Sie ein rundes Konsumentenbild. Sie
wissen letztlich besser über den Menschen Bescheid als er selbst. Wenn Sie
diese Informationen mit seinen finanziellen Möglichkeiten, das heißt seinem
Einkommen, abgleichen, ist es machbar, zielgenaue Angebote zu unterbreiten. Der
unwissende Bürger wird manipuliert und gesteuert, ohne dass er es merkt.«
    Malmström
unterließ es zu antworten. Er bestätigte damit Lüders Vermutung. Ganz langsam
beugte sich der Schwede vor.
    »Sie überschätzen
das«, sagte er. »Wir vereinfachen die Marktteilnahme für den Einzelnen. Er muss
sich nicht mehr durch den unübersehbaren Wust wühlen, sondern kann sich auf das
konzentrieren, was er wirklich braucht.«
    »Sie erziehen den
Verbraucher dazu, dass er sich wie ein Pawlow'scher Hund verhält.«
    »Aber, aber«,
protestierte Malmström und hob abwehrend beide Hände. »Sie vergessen, dass wir
nur der Dienstleister sind. Die Anforderungen kommen aus der Konsumgüterindustrie.
Dort werden diese Auswertungen nachgefragt.«
    Leider hatte er
recht. Wenn es keine Nachfrage gäbe, würden Unternehmen wie dieses nicht
existieren.
    »Außerdem
übersehen Sie dabei«, fuhr Malmström fort, »dass der moderne, aufgeklärte
Mensch nicht so eng denkt wie Sie. Gehen Sie ins Internet. Bei Facebook,
YouTube und wie die Netzwerke und Plattformen auch immer heißen mögen. Alles,
was Sie dort finden, haben die Leute freiwillig eingestellt.«
    »Nicht immer«,
warf Lüder ein. »Es gibt auch viele Verleumdungen im angeblich anonymen
Internet. Wir nennen es Cybermobbing. Manch Lehrer weiß davon ein Lied zu
singen. Es gab Fälle, die zur psychischen Vernichtung des gemobbten Opfers
geführt haben, sogar zu Selbstmord.«
    »Das sind
Ausnahmen«, versuchte Malmström abzuwiegeln. »Die junge, aufgeklärte
Gesellschaft lebt die weltweite Internetgesellschaft. Die Daten werden
freiwillig preisgegeben. Die junge Generation bekennt sich zur freimütigen
Kommunikation.«
    »Ohne dabei zu
bedenken, dass Unternehmen wie das Ihre diese Daten herausfischen und zu
Persönlichkeitsprofilen zusammenstellen. Wenn sich ein argloser junger Mensch
irgendwo bewirbt, bekommt der künftige Personalchef ein komplettes Profil des
Bewerbers. Er erfährt, wo, wie oft und mit wem der Bewerber feiert, in welchem
Freundeskreis er verkehrt, aus den harmlosen Bildern vom Zeltlager der
Gewerkschafts- oder Parteijugend kann die Gesinnung abgeleitet werden. Und
vieles mehr.«
    »Nicht vergessen:
Das sind alles freiwillig eingestellte Daten. Die späht niemand aus. Wir
sammeln nur.«
    »Und der Einzelne
überblickt es nicht mehr, hat keine Ahnung, worin er sich verstrickt.«
    Malmström zuckte
nur mit den Schultern. »Sehen Sie sich Sendungen wie das ›Dschungelcamp‹, ›Big
Brother‹ oder Ähnliches an, in denen Menschen in aller Öffentlichkeit ihre
Persönlichkeit entblößen.«
    Darüber hatte
Lüder sich auch nur wundern können.
    »Ist es nicht ein
Widerspruch, wenn unter dem Dach derselben Mutter zwei grundsätzlich
gegeneinander arbeitende Unternehmen angesiedelt sind? Hier sammelt man Daten,
und in Büdelsdorf bietet man Konzepte an, die vor solchen Datensammlern
schützen sollen.«
    Malmström
schüttelte entschieden den Kopf.
    »Nein, das zeugt
doch nur von der Verantwortung, mit der man mit diesem Thema umgeht.«
    »Oder vom
Januskopf«, warf

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