Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Schwere Wetter

Schwere Wetter

Titel: Schwere Wetter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hannes Nygaard
Vom Netzwerk:
Informationstechnologie,
das wir unseren Kunden zur Verfügung stellen.«
    »Sie sind IT -Berater? Dann verstehe ich Ihr Sicherungssystem
nicht. Bei einem reinen Beratungsunternehmen liegt das Wissen in den Köpfen der
Mitarbeiter, die es draußen beim Kunden auf deren Anforderungen und Bedürfnisse
ausrichten. Haben Sie ein Rechenzentrum im Haus? Speichern Sie Daten Ihrer
Kunden?«
    Malmström wich
Lüders Blick aus. Er sah an ihm vorbei in den Raum.
    »Ich höre«, sagte
Lüder und lächelte, weil er eine Floskel benutzte, die ein norddeutscher
Fernsehkommissar auch verwandte. Malmström schien die beliebte Krimiserie nicht
zu kennen.
    »Im Rahmen unserer
Tätigkeit fallen auch Daten an«, gab er kleinlaut zu.
    »Personenbezogene
Daten? Ich meine weitergehende Informationen als die Adressinformationen.«
    »Warum
interessiert es Sie?«, antwortete Malmström mit einer Gegenfrage.
    »Weil die Sammlung
und Auswertung sensibler Daten wie ein großes Pulverfass ist. Haben Sie mir das
nicht selbst vor wenigen Minuten erklärt? Haben Sie von der Datenpanne gehört,
bei der nicht nur personenbezogene Fakten wie Name, Alter, Wohnort und
Ähnliches für jedermann zugänglich ins Netz gestellt wurden, sondern auch die
gesamte Krankenakte psychisch kranker Menschen von der Diagnose über die
Therapie bis zur Einschätzung des künftigen Verlaufs? Sie zerstören damit
Menschenleben, wenn plötzlich das ganze Dorf um Ihre Krankheit weiß, Sie als
›Dorfdepp‹ bis in alle Ewigkeit gebrandmarkt sind, jeder Sie fälschlicherweise
als ›plemplem‹ abstempelt.«
    Malmström nagte an
seiner Unterlippe.
    »Solche Fehler
dürfen nicht passieren«, sagte er.
    »Es darf vieles
nicht geschehen«, erklärte Lüder. »Und trotzdem sind wir davor nicht gefeit.
Sonst würden wir jetzt nicht darüber reden. Welcher Natur sind die Daten, die
Sie zusammentragen?«
    »Rein
kommerzieller Natur«, erwiderte Malmström. »Krankheitsdaten werden bei uns
nicht geführt.«
    »Das sind
Ausflüchte«, sagte Lüder und streckte nacheinander seine Finger in die Luft,
als er aufzählte. »Sie speichern nicht nur die Namen und Adressen, sondern auch
Geburtsdatum und Geschlecht, Bankverbindungen und Umsätze.« Das war geraten.
    »Die Daten sammeln
wir nicht selbst. Sie werden von unseren Kunden erhoben. Wir speichern sie
nur.«
    »Sie tragen sie
zusammen und werten sie aus.«
    »Das ist der
heutige Stand der Technologie.«
    »Blödsinn«,
widersprach Lüder. »Stand der Technik ist, dass ich mich mit einem Auto
fortbewegen kann und davon ausgehen darf, dass ich bei Beachtung der
erforderlichen Regeln sicher ans Ziel komme. Ich kann natürlich auch mit einem
Benzinlaster mit einhundertfünfzig Stundenkilometern durch eine enge Innenstadt
fahren im Gottvertrauen, dass es gut geht.«
    »Der Vergleich
hinkt«, sagte Malmström.
    »Überlassen Sie
mir die Beurteilung. Genau das versuchen wir zu verhindern. Wir nennen es
Prävention. Die Polizei führt Verkehrskontrollen durch, berät beim
Einbruchschutz, und ich möchte im Vorfeld sicherstellen, dass kein
Datenmissbrauch stattfindet.«
    »Wollen Sie uns
das unterstellen?« Malmström bemühte sich nicht mehr, den aufkeimenden Zorn zu
verbergen.
    »Haben Sie ein
schlechtes Gewissen?«
    Der Schwede
schüttelte erregt den Kopf und sagte etwas in seiner Muttersprache.
    Lüder lächelte. Er
schaffte es, dass es arrogant wirkte.
    »Wenn Sie mich zum
Teufel wünschen, sollten Sie sich keiner Fäkalsprache bedienen«, antwortete er
auf Schwedisch. Er streckte den Finger in die Luft. »Das zweite Mal, dass Sie
vergessen haben, dass wir bei der deutschen Polizei Alleskönner sind. Wir
sprechen auch Schwedisch.«
    Natürlich wusste
Lüder, dass sein Akzent dabei nicht zu überhören war. Das röhrende, lang
gezogene »öööö«, aus dem die schwedische Sprache für unwissende Zuhörer
ausschließlich zu bestehen schien, klang bei Lüder nicht so wie bei den
Einheimischen.
    Malmström, der
bisher mit einer angespannten Körperhaltung signalisiert hatte, dass er die
Fragen des Polizisten als lästig, aber nicht kritisch ansah, ließ die Schultern
ein wenig sinken. Für Lüder war das ein deutliches Zeichen dafür, dass der
erste Widerstand des Managers überwunden war.
    »Wir werten die
Daten nach wissenschaftlichen Kriterien aus. Es handelt sich um Informationen,
die sich aus dem allgemeinen Geschäftsverkehr ergeben. Wir analysieren für
unsere Kunden, wer welches Produkt wie oft kauft, welchen Preis der Kunde

Weitere Kostenlose Bücher