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Schwere Wetter

Schwere Wetter

Titel: Schwere Wetter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hannes Nygaard
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dachte er, entschied sich aber doch, direkt nach
Kiel zurückzufahren. Er wunderte sich, welch reger Verkehr auf den Straßen
herrschte, auch wenn die Lage hier weit davon entfernt war, was ihm der
Verkehrsfunk im Radio über andere Regionen berichtete. Spitzenreiter im Norden
war wieder einmal der Elbtunnel Richtung Süden. Auf einer Länge von vierzehn
Kilometern mussten sich die Autofahrer dort in Geduld üben. Es folgten die
üblichen Engpässe.
    Als er Kiel
erreichte, musste er eine Ampelphase warten, bevor er ins Herz der Stadt
eintauchen konnte. Auf den Straßen lief der Verkehr auch zähflüssig, es war
jedoch nicht zu vergleichen mit den Horrormeldungen, die der Verkehrsfunk von
anderen Orten und Plätzen übermittelte. In Kiel war eben alles ein wenig
beschaulicher, auch wenn sich in der ruhigen Landeshauptstadt an der Förde doch
immer wieder spektakuläre Verbrechen ereigneten.
    Und ich bin
mittendrin, überlegte Lüder und schmunzelte, als er an Margit denken musste,
die ihn an seinem Schreibtisch im Landeskriminalamt wähnte.
     
    Er hatte noch
nicht Platz genommen und balancierte noch den Kaffee, den er sich im
Geschäftszimmer bei Edith Beyer besorgt hatte, als sein Telefon klingelte.
    »Hallo, mein
Schatz«, meldete sich Margit. »Ich wollte nur mal schnell anrufen und deine
Stimme hören.«
    »Das ist lieb von
dir, mein Mäuschen.«
    »Was machst du
gerade?«
    »Ich denke an
dich.«
    »Lügner.«
    »Und dazwischen
tauche ich in Aktenberge ein. Ich freue mich auf ein schönes frisches Bier zum
Feierabend, um den Aktenstaub runterzuspülen.«
    Sie verabschiedete
sich mit einem angedeuteten gehauchten Kuss.
    Anschließend
prüfte er, auf wessen Namen der Anschluss angemeldet war, dessen Nummer ihm der
Unbekannte in Itzehoe in die Hand gedrückt hatte.
    »Heinrich Tödter,
Bauer«, las Lüder laut vor. »Wohnhaft in St. Margarethen.«
    Lüder kannte den
kleinen Ort, der sich zwischen Brunsbüttel und Brokdorf an den Elbdeich
anschmiegte. Er lächelte, als er die Berufsbezeichnung »Bauer« noch einmal las.
Man traf heutzutage diese mit Stolz eingetragene Tätigkeit nur noch selten an.
    Er wählte die
Nummer an. Es dauerte eine Weile, bis jemand abhob, sich noch ein wenig Zeit
ließ. Dann war die Stimme eines älteren Mannes zu hören.
    »Hier Tödter.«
    »Lüders. Guten
Tag. Ich habe Ihre Telefonnummer von einem Kollegen von der ›global data
framework‹ aus Itzehoe.«
    »Von Jens? Was
wollen Sie denn von mein Sohn?«
    Immerhin hatte
Lüder erfahren, dass der Unbekannte vermutlich Jens Tödter hieß.
    »Ich bin noch neu
in Itzehoe«, log Lüder. »Ich kenne noch nicht alle Kollegen. Außerdem wird dort
nur Englisch gesprochen. Da spricht man sich mit dem Vornamen an.«
    »So 'n
neumodischen Krams. Ich mein, das mit den Englisch. Dafür könn die jung Leut
kein richtig Platt mehr schnacken. Ist man Schiet.«
    »Ist Jens der
nette Kollege mit dem schmalen Kinnbart?«
    »Der soll sich
'nen ordentlichen Bart wachsen lassen, wennschon, dennschon. Oder gar kein.«
    »Wann kann ich
Jens erreichen?«
    Statt einer
Antwort wandte Heinrich Tödter den Kopf vom Telefon ab. Lüder hörte ihn fragen:
»Mutti, weißt du, wann der Jung nach Hause kommt? Da is einer, der will was von
ihm.«
    »Was denn?«,
fragte eine Frauenstimme aus dem Hintergrund.
    »Weiß ich das? Hat
er mir nicht gesagt.«
    »Nee. Weiß nich.
Der kommt doch meist spät vonne Arbeit. Is das denn wichtig?«
    Jetzt sprach
Heinrich Tödter wieder ins Telefon und wiederholte die Frage seiner Frau.
    »Jens wollte etwas
von mir«, erklärte Lüder. »Haben Sie seine Handynummer?«
    »Moment«, sagte
Tödter. Lüder zuckte zusammen, als es knallte. Offenbar hatte der Mann den
Telefonhörer zu hart auf die Tischplatte gelegt. Im Hintergrund hörte Lüder:
»Wo hab ich denn meine Brille? Weißt du das? Hast du sie gesehen?«
    »Die liegt doch
aufn Tisch. Da, wo du sie hingelegt hast.«
    »Hab ich nicht.«
    Es folgte ein
kurzer Disput des Ehepaars über den Verbleib der Lesebrille, bis sich Heinrich
Tödter wieder meldete. »So. Hier hab ich sie. Ham Sie was zum Schreiben?« Dann
gab er Lüder eine Zahlenfolge durch.
    »Vielen Dank«,
sagte Lüder.
    »Da nich für«,
verabschiedete sich der alte Tödter.
    Der anschließende
Versuch, Jens Tödter auf dem Handy zu erreichen, schlug fehl. Es sprang sofort
die Mobilbox an. Lüder hinterließ eine Nachricht, nannte seinen Namen und seine
Mobilfunknummer.
     
    Lüder trank seinen
Kaffee in großen Schlucken,

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