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Schwere Wetter

Schwere Wetter

Titel: Schwere Wetter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hannes Nygaard
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bevor er Helge Thiel in dessen Büro aufsuchte.
    »Gibt es
Neuigkeiten in Sachen Computerausfall?«
    Der Hauptkommissar
wiegte den Kopf. »Wenige. Es gibt noch keinen Hinweis darauf, von wo der
gesteuerte Eingriff vorgenommen wurde. Überhaupt ist es schwierig, den Weg
nachzuvollziehen, den die Eindringlinge gewählt haben. Sie hinterlassen keine
Spuren, keine Fingerabdrücke und keine DNA .«
    »Man kann doch den
Weg zurückverfolgen«, warf Lüder ein.
    »Bedingt. Es gibt
viele Techniken, die eigene Identität zu verwischen. Und wenn der Angriffsrechner
irgendwo im Ausland steht, häufig in Russland oder in China, dürfte man ihn so
gut wie nicht ermitteln können. Sie dürfen nicht vergessen, dass wir es hier
mit Profis zu tun haben.«
    »Gibt es
Erpressungsversuche gegen die Supermarktkette oder das Krankenhaus?«
    »Das wurde
gegenüber der Polizei bestritten. Die Klinik in Oldenburg gehört zu einer
großen Klinikkette, deren Sitz in Süddeutschland liegt. Von dort wird auch
zentral das gesamte IT -Management betrieben. Ich
habe die örtliche Polizei um Amtshilfe gebeten. Es liegen keine Anzeichen für
einen Erpressungsversuch vor.«
    »Ich hätte noch
eine andere Idee«, sagte Lüder. »Wir sollten prüfen, ob die von der Attacke
betroffenen Einrichtungen zuvor Angebote über Schutzmaßnahmen bekommen haben.«
    Thiel winkte ab.
    »Daran habe ich
auch gedacht. Bei der Supermarktkette war die Abfrage negativ, dem
Krankenhauskonzern wurde in der Tat ein Angebot gemacht. Man ist aber nicht
daran interessiert gewesen, da der Infrastruktur sehr viel Aufmerksamkeit im
eigenen Haus geschenkt wird, man auf höchstem Niveau arbeitet und natürlich
alle Aspekte des Datenschutzes berücksichtigt.«
    »In diesen Bereich
sind die Täter nicht eingedrungen, sie haben vielmehr ein anderes Ziel
verfolgt, indem sie ganz profan die Stromversorgung außer Betrieb gesetzt
haben.«
    Thiel zuckte mit
den Schultern. »Wie ihnen das gelungen ist, hat man noch nicht herausgefunden.
Es ist ein Rätsel. Um auf Ihre angedeutete Frage zurückzukommen … Ja. Der
Krankenhauskonzern hat vor einigen Monaten ein Angebot der ›securus consulting‹
bekommen. Die Büdelsdorfer wollten dem Konzern ein Gesamtkonzept zur
Absicherung der gesamten rechnergesteuerten Infrastruktur unterbreiten.«
    »Ist es denkbar,
dass man so weit geht und in den Ablauf eines Krankenhauses eingreift oder den
Geschäftsbetrieb der Supermarktkette lahmlegt, nur um sein Sicherheitskonzept
zu verkaufen?«, überlegte Lüder laut. »Warum nicht? Schließlich wäre das nur
die lukrative Fortsetzung dessen im Großen, was man im Kleinen mit Herrn
Dingens und seinem Geschäft für Anglerbedarf betrieben hat. Vielleicht war die
Aktion in Kiel nur zum Üben gedacht.«
    Thiel nickte zur
Bestätigung. »Denkbar wäre das.«
    »Wenn das so ist,
dann wird es uns schwerfallen, den Nachweis dafür zu erbringen. Die Leute
arbeiten rund um den Globus. Weltumspannend. Und das Schlimmste daran ist, sie
propagieren auch noch ihren globalen Ansatz. Und da
wir alle, namentlich aber Unternehmen und Institutionen, vom Computer abhängig
sind, wird diese Art von Kriminalität noch gewaltig wachsen. Ich glaube, Herr
Thiel, da rollt etwas auf uns zu, was wir noch gar nicht überblicken.«
    »Manchmal habe ich
den Eindruck, dass das Internet, bei allem Segen, auch einen Fluch in sich
birgt. Nur wenige überblicken die Gefahr, die das System, gerät es in die falschen
Hände, für uns bedeutet. Zurzeit scheinen aber auch die vielen Enthusiasten
noch nicht zu ahnen, welche Zeitbombe dort bewegt wird.«
    »Das ist wie mit
Goethes ›Zauberlehrling‹«, stimmte Lüder zu. »Wehe, wenn die Sache außer
Kontrolle gerät.«
    Er ließ unerwähnt,
dass die Sache immer weitere Kreise zog und er immer noch nicht wusste, warum
Dustin McCormick und Marc Wullenweber ermordet worden waren. Beide
interessierten sich für den Datenschutz. Waren sie einer größeren Sache auf der
Spur und mussten sterben, weil die Hintermänner um die Preisgabe fürchteten?
    Für Lüder war es
klar, dass Dustin McCormick keineswegs daran interessiert gewesen war, in Kiel
Informatik zu studieren. Alles sprach dagegen, dass der Amerikaner ein Student
war. Wer war McCormick?
    Mit dieser
ungelösten Frage beendete Lüder seinen Arbeitstag und fuhr nach Hause.
     
    Der Abend verlief
ruhig. Die beiden Großen waren nicht im Hause, Jonas zeigte sich von einer
ungewohnt ruhigen und schweigsamen Seite während des Abendessens, und Sinje

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