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Schwere Wetter

Schwere Wetter

Titel: Schwere Wetter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hannes Nygaard
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in
Hassee.«
    Lüder lächelte.
»Ja, aber solche menschlichen Regungen hat der Computer nicht, der deinen
Scorewert ermittelt hat. Der geht nur nach Fakten.«
    »Welche Fakten?«
    »Die Methode, nach
der dieser Wert ermittelt wird, ist ein streng gehütetes Geheimnis. Da sitzen
ganze Stäbe von Mathematikern dran und tüfteln es aus.«
    »Aber wieso? Ich
würde erwarten, dass der Bankmitarbeiter mit gesundem Menschenverstand
entscheidet, ob jemand vertrauenswürdig ist und einen Kredit bekommt.«
    »Eben nicht. Und
das ist nur der sichtbare Teil. So wie du jetzt darüber gestolpert bist. Du
kannst dich glücklich schätzen, dass man dir noch den Tipp mit dem Scoring gegeben hat. Andere Leute erfahren nicht einmal,
warum sie keinen Kredit oder Telefonvertrag bekommen, ein Vermieter sie nicht
akzeptiert oder der neue Arbeitgeber sie mit einer fadenscheinigen Begründung
ablehnt. Es gibt immer noch Menschen, die ihre persönlichen Daten bei
Gewinnspielen preisgeben. Ob jemals der Porsche, der im Bahnhof oder im
Einkaufszentrum als angeblich erster Preis verlost werden soll, auch den
Besitzer gewechselt hat, werden wir nie erfahren. Wahrscheinlich nicht. Es geht
nur darum, Informationen über die Leute zu sammeln und zu verkaufen, damit sie
für Werbezwecke benutzt werden können. Hast du dich noch nie gewundert, dass du
noch nie eine Spam-Mail bekommen hast, in der man dir Viagra anbietet?«
    Margit lachte.
»Was soll ich damit? Ich bin doch eine Frau.«
    »Genau. Solche
Spams werden nur an Männer verschickt, idealerweise auch nicht an ganz junge.
Nun darfst du raten, woher der Computer weiß, wem er zielgerichtet die Angebote
unterbreiten kann?«
    »Das ist ja nicht
zu glauben.« Margit fasste sich an den Kopf. »Wenn man darüber einmal nachdenkt
… Donnerwetter.«
    »Wenn du mit
deiner Karte einkaufst, hat das System zuvor registriert, was du in deinem
Einkaufswagen hattest. Auf deiner Karte steht dein Name. Jetzt weiß der
Supermarkt genau, wie oft du dort bist, was du einkaufst, ob du rauchst, Kinder
hast, vielleicht Kleinkinder, wenn du zum Beispiel Windeln kaufst, und vieles
mehr. Was hast du vor drei Wochen zum Wochenende eingekauft?«
    »Das weiß ich doch
jetzt nicht mehr«, empörte sich Margit.
    »Aber dein
Supermarkt. Dessen Computer könnte dir sagen, wie viel Flaschen Rotwein wir im
Laufe eines Jahres trinken und dass wir zum Monatsende auch einmal zum Sonderangebot
greifen. Wenn du Nutella kaufst, kann man daraus schließen, dass Kinder im
Hause sind. Nur so zum Beispiel.«
    »Das ist ja
ungeheuerlich«, empörte sich Margit. »Und das dürfen die alles?«
    Lüder schüttelte
den Kopf. »Eigentlich nicht. Ob die das wirklich machen, lässt sich aber nur
schwer nachweisen. Manchmal gibt es aber auch lustige Begebenheiten. So haben
Leute vielleicht vor achtzehn Jahren eine Karte bei einem Gewinnspiel auf den
Namen ihres Hundes abgegeben. Und heute erhält Waldi Müller eine Aufforderung
der GEZ , die diese Adressen gekauft hat, sich mit
dem Erreichen der Volljährigkeit zu den Fernsehgebühren anzumelden. Und wenn
Waldi das nicht tut, droht man ihm mit Zwangsmaßnahmen.«
    »Und wie kann man
sich dagegen wehren?«
    »Indem man keine
Informationen preisgibt oder nicht mit der Karte bezahlt.«
    »Aber das ist doch
bequem«, widersprach Margit.
    »Genau darauf
bauen die Datensammler.«
    »Sag mal … Woher
kennst du dich so gut aus?« Margit schien misstrauisch geworden zu sein.
    »Allgemeinwissen«,
wich Lüder aus.

FÜNF
    Lüder genoss den
Sonnabendmorgen, auch wenn der sich nicht von seiner besten Seite zeigte. Er
war kurz nach sieben Uhr aufgewacht und fand keine Ruhe mehr zum Schlafen.
Margit hatte sich mit einem Knurrlaut zur anderen Seite umgedreht, die Decke
bis an die Nasenspitze hochgezogen und war sofort wieder eingeschlafen.
    Im ganzen Haus war
es ruhig. Selbst aus Sinjes Zimmer drang kein Laut. Lüder hatte sich eine lange
und ausführliche Dusche gegönnt, sich angezogen und war zu Fuß zum Bäcker gegangen,
um die Frühstücksbrötchen zu besorgen. Auf dem Rückweg meldete sich sein Handy.
Der Anrufer hatte seine Nummer unterdrückt.
    »Hallo«, meldete
sich Lüder neutral.
    »Hallo. Sind Sie
der Mann von der Polizei, der gestern bei uns im Betrieb war?«
    »Herr Tödter? Jens
Tödter?«, fragte Lüder.
    Für einen kurzen
Moment war es still. Der Anrufer schien überrascht, dass Lüder seinen Namen
kannte, sogar den Vornamen.
    »Wieso?«, fragte
Tödter.
    »Wir sind die
Polizei und werden

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