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Schwere Wetter

Schwere Wetter

Titel: Schwere Wetter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hannes Nygaard
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waren happy, dass die uns aus dem Schlamassel mit dem
Virus geholfen haben. Hat mir echt leidgetan, der Dingens, als auf dessen Kiste
alles platt war. Das war peinlich. Ich hab geglaubt, ich hätte Bockmist gebaut.
Dabei war das so ein Scheißvirus. Ich hab null Idee, wie das Ding da
reingekommen ist.«
    »Sie haben zu
Hause einen Virenscanner installiert?«
    »Logo, allerdings Freeware . Ich kann mir die teuren Klamotten nicht leisten.
So installiere ich einen Scanner aus dem Netz. Da gibt es geile Dinger, sag ich
Ihnen.«
    »Mussten Sie für
das – nun ja – Missgeschick mit dem Virus zahlen?«
    »Puhh. Schwein
gehabt. Ich musste nicht bluten.«
    »Hat Dolf Waldow
von Ihnen Geld verlangt, weil er Ihnen geholfen hat? Oder eine
Vermittlungsgebühr dafür, dass er Ihnen die Aufträge verschafft hat?«
    »Dolf? Nix da. Der
ist ein echt cooler Buddy. Der würde nie auf die Idee kommen, was abzugreifen.«
    »Ich habe es
richtig verstanden, dass der Virus bei Herrn Dingens im Laden aufgetreten ist,
nachdem Dolf Waldow die Software noch einmal inhaltlich geprüft hatte?«
    »Sie meinen …?«
Besenreither winkte ab. »Vergiss es. Dolf ist 'nen Fuchs. Bei dem kriegt man
keinen Virus auf den Rechner. Hundertpro.«
    »Gibt es noch eine
Version, die von dem Virus befallen ist?«
    »Klaro. Die habe
ich mir auf einen Stick gezogen. Ich will mir den Mist von drinnen ansehen. Das
ist cool, einen Virus zu knacken. Mich interessiert, wie das Ding von innen
aussieht. Hab nur noch keine Zeit dazu gehabt.«
    »Ich würde die
Software gern haben, damit ich Sie bei uns analysieren lassen kann. Es wäre
doch spannend, wenn wir Ihr Ergebnis mit unserem vergleichen könnten.«
    Besenreither
öffnete den Mund. »Echt? Das ginge? Mensch, das wäre geil.«
    »Ich könnte es
arrangieren. Ich lass die Software heute Abend abholen. Okay?«
    Ulf Besenreither
nickte heftig. »Oberturboaffengeil.«
    »Was haben Sie
jetzt für ein Fach?«
    »Scheiß-Bio«,
sagte Besenreither.
    »Dann will ich Sie
nicht länger aufhalten.«
    »Schade. Viel Bock
hab ich nicht. Tschau.« Er drehte sich um und trottete davon.
    Lüder verzichtete
darauf, Auweiher noch einmal aufzusuchen, als er die Schule verließ. Er war der
Überzeugung, dass Ulf Besenreither als Figur in einem Schachspiel missbraucht
worden war, ohne es zu bemerken. Der junge Mann war mit einem geringen Honorar
geködert worden. Das Spiel, das hinter den Kulissen getrieben wurde,
durchschaute er genauso wenig wie der arglose Herr Dingens in seinem
Fachgeschäft für Anglerbedarf.
     
    Vom Auto aus rief
Lüder im Dezernat Operative Technik an und fragte, wo sich Dolf Waldows Porsche
derzeit befand.
    »Der steht am
Seeteufelweg«, erfuhr Lüder. Das bedeutete, Waldow war zu Hause.
    Lüder nahm sich
Zeit, als er die Holtenauer Straße entlangfuhr, dabei am Geschäft des
Betrugsopfers Dingens vorbeikam und schließlich über die Holtenauer Hochbrücke
den Kanal überquerte. Von oben konnte man trotz des diesigen Wetters die
Schleusen erkennen, um die in der letzten Zeit so heftig gestritten wurde. Sie
waren marode und wurden nur mühsam durch notdürftige Reparaturen im laufenden
Betrieb erhalten.
    Alle Argumente,
dass der Nord-Ostsee-Kanal bedeutend für die gesamte Wirtschaft sei, da die
Warenströme sonst um das Skagerrak herum an Deutschland vorbeigeleitet würden,
stießen in Berlin auf taube Ohren. Ein bayerischer Verkehrsminister verstand
nichts von den Verflechtungen der maritimen Wirtschaft. Dem fehlt das globale
Denken, dachte Lüder. Global! Das war für ihn fast ein Reizwort.
    Auf dem Parkplatz
fand er den Porsche. Lüder stellte seinen BMW zwei
Plätze weiter ab. Bis zu Waldows Bungalow waren es nur wenige Schritte. Nachdem
er den Klingelknopf betätigt hatte, erklang die Marseillaise. Lüder
schmunzelte. Schon bei seinem ersten Besuch fand er diesen Klingelton
originell.
    Waldow öffnete,
bevor die letzten Takte verklungen waren. Er riss förmlich die Tür auf und
hielt mitten in der Bewegung inne, als er Lüder sah. Offenbar hatte Waldow
einen anderen Besucher erwartet.
    »Sie«, sagte er
gedehnt. Die Überraschung stand ihm ins Gesicht geschrieben.
    »Darf ich
hereinkommen?«, fragte Lüder.
    Waldow sah an ihm
vorbei und suchte den Fußweg zwischen den Häusern ab.
    »Im Augenblick ist
es ungünstig.«
    »Es passt nie,
wenn die Polizei vor der Tür steht«, erwiderte Lüder. »Wir können natürlich
auch vor der Tür miteinander sprechen. Ich würde mir meine Polizeimütze aus dem
Auto

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