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Schwere Wetter

Schwere Wetter

Titel: Schwere Wetter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hannes Nygaard
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technisch in der Lage, seine
Bürger überallhin zu verfolgen, seine Gewohnheiten und Neigungen, Hobbys,
Konsumgewohnheiten und so weiter auszuforschen. Das ist bei uns schon schlimm
genug. Stellen Sie sich ein solches Instrument in den Händen gewissenloser
Diktatoren in totalitären Staaten vor. Sie brauchen keinen Blockwart mehr,
keine informellen Mitarbeiter wie die Stasi in der DDR .
Das alles erledigt Kollege Computer für Sie. Wenn dieses Wissen um die Allmacht
der Informationstechnologie bei der breiten Masse bekannt wird, könnte eine
Panik ausbrechen. Und das Netz vergisst nie etwas. Liebeskummer, Ärger oder die
Folgen der letzten Party – was Sie dem Netz anvertraut haben, ist auf ewig dort
gespeichert. Es ist der Spielplatz der Generation Web 2.0. Das gilt auch für
jene, die sich – frei von jedem Talent – jemals bei YouTube lächerlich gemacht
haben. Denken Sie an die arme Thessa, die aus Versehen einen Flashmob im Internet gestartet hat. Dabei wollte sie nur
ein paar Freunde zu ihrer Geburtstagsparty einladen. Plötzlich kamen Tausende
mit unübersehbaren Folgen für das Mädchen und die Eltern, aber auch die
Nachbarn und die Behörden. Sozialkontakte wandeln sich. Während früher
Freundschaften persönlich gepflegt wurden, nutzen viele heute das Netz, um
digitale Freundschaften zu schließen. Da türmt sich Ungeheures vor uns auf. Das
hat nicht nur technische Dimensionen. So sollte unsere Aufmerksamkeit als
Wissenschaftler nicht nur dem Machbaren gelten, sondern auch den Folgen unseres
Tuns.«
    Das waren
plötzlich ganz andere Aspekte, die der Professor dort beleuchtete. Eglschwiler
war, wie man Lüder bisher berichtet hatte, eine Koryphäe auf dem Gebiet der
Informatik. Und gerade weil man ihn als exzellenten Wissenschaftler
einschätzte, galt sein Wort. Lüder konnte sich vorstellen, dass nicht jedem
daran gelegen war, dass plötzlich ein prominenter Mahner davor warnte, dass die
Informationstechnologie nicht nur ein Segen war.
    Es war in der Tat
eine Gratwanderung, auf die man sich da begab. Das galt auch für die
Bundesrepublik, der niemand unterstellte, sie sei ein totalitärer Staat. Und
Lüder diente Recht und Gesetz dieses Landes aus voller Überzeugung, auch wenn
an manchen Stellen bedenklich am im Grundgesetze verankerten Briefgeheimnis und
an der informationellen Selbstbestimmung gekratzt wurde.
    »Wer stört sich an
Ihrer kritischen Haltung gegenüber der Herrschaft durch den Computer?«, fragte
Lüder.
    Professor
Eglschwiler ließ seinen Blick durch den kargen Raum wandern, bevor er Lüder
ansah. »Es geht um die Datensicherheit von Ländern und Institutionen, darum,
dass Informationsbedarf und Informationsbereitstellung ausgeglichen
nebeneinander wirken, darum, dass diese Instrumente nicht in falsche Hände
geraten und missbraucht werden. So nicht, und andersherum nicht.«
    Eglschwiler
überließ es Lüder, das »So« und das »Andersherum« zu interpretieren.
    »Das ist Ihr
Forschungsgebiet?«
    »Eines. Ja«,
bestätigte der Professor.
    »Und wer möchte an
Ihren Forschungsergebnissen partizipieren?«
    »Alle.«
    »Staaten?«
    Eglschwiler
nickte.
    »Befreundete und
andere?«
    Erneut nickte der
Professor.
    »Aber auch nicht
staatliche Organisationen, um es beispielsweise zu vermarkten.«
    »Das Interesse ist
allumfassend.«
    »Wie weit sind die
Amerikaner mit Ihrer Forschung?«
    Eglschwiler nickte
nachdenklich. »Die lassen sich auch durch ihre Verbündeten nicht in die Karten
sehen.«
    »Und umgekehrt?«
    »Nun ja.« Der
Professor schürzte die Lippen. »Kennen Sie Leute, die viel erzählen können,
ohne etwas zu sagen?«
    Lüder lächelte und
stimmte dem Professor zu.
    »Heute haben Sie
einen Weiteren kennengelernt.« Ein verschmitztes Lächeln huschte über das
Antlitz Eglschwilers.
    »Kennen Sie Dolf
Waldow?«
    »Den Namen kann
ich im Augenblick nicht unterbringen. Ich meine aber, ihn schon einmal gehört
zu haben.«
    »Anders
Malmström?«
    Der Professor
nickte. »Wir wollen nicht im Elfenbeinturm der Wissenschaft versauern. Deshalb
ist es wichtig, den Kontakt zur Praxis nicht zu verlieren. Der vertritt ein
sehr innovatives, aber auch aggressiv auf dem Markt agierendes Unternehmen der
Informationstechnologie.«
    »Trauen Sie den
Schweden und deren deutschen Statthaltern zu, dass sie im Bestreben um
technologische Vorteile Grenzen überschreiten?«
    »Sie wollen mir
nicht sagen, welche Art von Grenzen Sie meinen«, sagte der Professor mehr zu
sich selbst. Er dachte eine Weile

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