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Schwere Wetter

Schwere Wetter

Titel: Schwere Wetter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hannes Nygaard
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beschäftigt war,
suchte Lüder vergeblich nach Anzeichen eines Alkoholexzesses, der Hundertmarcks
Aussehen erklärt hätte.
    Der Geschäftsführer
balancierte zwei Designertassen und stellte eine vor Lüder ab.
    »Ohne alles?«,
fragte er, und ergänzte, als Lüder nickte: »Das klingt nach einem Kenner. Sie
würden sonst die Crema zerstören.«
    Mit spitzen
Fingern griff Hundertmarck die Tasse und nahm schlürfend einen Schluck. Er ließ
ein vernehmliches »Ah« hören.
    Lüder versuchte
ebenfalls zu trinken, setzte die Tasse aber wieder ab, nachdem er mit seinen
Lippen den Rand berührt hatte.
    »Ich suche Sie
seit dem vergangenen Freitag«, begann Lüder ohne Vorrede. »Sie waren nicht
erreichbar. Warum?«
    Hundertmarck nahm
erneut einen Schluck.
    »Das hatte seine
Gründe«, sagte er ausweichend.
    »Die würden mich
interessieren.«
    »Das ist privat.«
    »Bei Mord gibt es
keine Privatsphäre.«
    »Es hat nichts mit
dem zu tun, was Sie untersuchen.«
    »Das zu
entscheiden behalte ich mir selbst vor«, sagte Lüder in scharfem Ton.
    Hundertmarck
seufzte. Dann breitete er die Arme aus.
    »Sind Sie sich
bewusst, dass Sie die Ursache für das Dilemma sind, dass Sie mich in die
Situation gebracht haben, in der ich mich befinde?« Er ließ die Arme kreisen.
»Sieht gut aus hier, ja? Das kaufen Sie nicht beim Discounter. Darüber musste
ich nicht nachdenken. Jung, erfolgreich, verwöhnt. Ein gut bezahlter Job. Ein
Traum. Und von diesem Sockel haben Sie mich gestoßen. Vielen Dank.« Der letzte
Satz steckte voller Sarkasmus.
    »Bitte«, sagte
Lüder und schlug die gleiche Tonlage an. »Ich bin gern behilflich.« Er verstand
Hundertmarcks Verbitterung nicht.
    Der
Geschäftsführer sah an Lüder vorbei und spielte mit seinem Pferdeschwanz, der
notdürftig mit einem Gummiband zusammengehalten wurde. Lüder beschloss, »den
Kohl zu machen« und es auszusitzen. Er beschränkte sich darauf, Hundertmarck zu
beobachten und es ihn auch spüren zu lassen. Sein Gegenüber wurde zusehends
nervöser.
    »Ihr letzter
Besuch im Büro … Unser Gespräch … Das war der Todesstoß. Das Ende meiner
beruflichen Karriere.« Hundertmarck vollführte die Geste des Halsabschneidens.
»Aus. Fine .«
    »Wem haben Sie
davon berichtet? Ich bin vertraulich damit umgegangen.«
    Hundertmarck hatte
Lüder keine Geheimnisse anvertraut, sich aber – zumindest im Ansatz – kritisch
zu möglichen Folgen der Computerisierung geäußert. Lüder hatte dem Gespräch
nichts entnehmen können, was in irgendeiner Weise als negative Äußerung hätte
gewertet werden können. Außerdem hatten sie das Gespräch zu zweit in
Hundertmarcks Büro geführt.
    »Frisst die
Revolution ihre Kinder?«, fragte Lüder, nachdem ihm klar wurde, was geschehen
war.
    Hundertmarck
nickte schwach zur Bestätigung.
    »Wussten Sie von
der Verwanzung?«
    Jetzt schüttelte
Hundertmarck den Kopf.
    Was war das für
eine »Schöne neue Welt«, dachte Lüder. Da saß Hundertmarck an einer der
Stellschrauben, war aber doch nichts anderes als ein kleines Licht, das
seinerseits überwacht und ausspioniert wurde. Der Mann hatte lediglich
geäußert, dass die neuen Technologien auch Risiken bargen. Nichts weiter. Das
genügte, um ihn davonzujagen, vom vergoldeten Zug der Zukunft zu stoßen.
    »Man hat mich am
selben Abend mit sofortiger Wirkung von meiner Tätigkeit als Geschäftsführer
entbunden«, erklärte Hundertmarck nach einigem Zögern. »Ohne Angabe von
Gründen. Gleichzeitig hat man mir Hausverbot erteilt. Ich darf nicht einmal
meine persönlichen Sachen abholen.«
    »Wer hat Ihnen die
Nachricht übermittelt?«
    »Kennen Sie
nicht.«
    »Anders
Malmström«, riet Lüder.
    Hundertmarck sah
erschrocken auf. »Woher …?«, stammelte er und ließ den Satz unvollendet.
    »Ich kenne die
Situation«, erwiderte Lüder. »Wir von der Polizei werden oft unterschätzt.«
    Sein Gegenüber sah
ihn mit großen Augen und offenem Mund an.
    »Hat sich schon
etwas ergeben?«, fragte Hundertmarck schließlich.
    »Ja«, sagte Lüder
knapp, ohne etwas zu erklären. Dann räusperte er sich. »Sie haben sich seit
Donnerstagabend hier verkrochen?«
    Hundertmarck
nickte.
    »Mir war
hundeelend zumute. Ich weiß, was das bedeutet. Hinter den Kulissen werden
Gerüchte gestreut, denen Sie als Einzelner hilflos ausgeliefert sind. Sie
bekommen nirgendwo in der Branche einen neuen adäquaten Job. Das war's.«
    »Und dann haben
Sie sich betrunken?«
    »Ist das eine
Lösung?«, antwortete Hundertmarck mit einer

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