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Schwere Wetter

Schwere Wetter

Titel: Schwere Wetter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hannes Nygaard
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der Amerikaner bei
Einsätzen gegen Islamisten geübt werden sollte oder ob jemand die deutsche
Polizei auf eine falsche Fährte hetzen wollte, indem man ihr die Logik und
Kombinationsgabe zutraute, genau zu diesem Schluss zu kommen, aber nicht
bedachte, dass Lüder noch einen Schachzug weiterdachte. Wenn es zutraf, was die
nicht sehr zuverlässige Quelle Bălăneşti bei ihrer Festnahme durch das SEK behauptet hatte, war ihr unbekannter Auftraggeber
ein »Ausländer«. Davon gab es im Zusammenhang mit diesem Fall aber mehrere.
     
    Lüder hatte seinen
Pkw erreicht und wollte ins Landeskriminalamt zurückfahren, als ihm Frank
Hundertmarck einfiel. Der Geschäftsführer der »securus consulting« war immer
noch verschwunden. Lüder suchte die Adresse des Mannes heraus und fuhr nach
Rendsburg. Hundertmarck hatte eine Wohnung am Paradeplatz.
    Es war dunkel
geworden, es regnete, und zahlreiche Arbeitnehmer waren auf dem Weg nach Hause.
Entsprechend zäh floss der Verkehr. Auf der Autobahn Richtung Rendsburg war
kein Überholen möglich, da sich auf beiden Fahrspuren endlose Kolonnen
entlangzogen. Das war ungewöhnlich, auch für diese Jahreszeit.
    Lüder folgte dem
Rat seines Navigationsgeräts und bereute es, als er im Stau vor dem Kanaltunnel
stand, bei dem wegen Renovierungsarbeiten zwei Spuren gesperrt waren. Durch den
Tunnel hatte sich vor der Fertigstellung der Autobahn und der Rader Hochbrücke
der gesamte Fernverkehr nach Dänemark gewälzt. Im Zuge falsch verstandener
Sparmaßnahmen hatte Berlin an der Wartung der Hochbrücke gespart. Jetzt drohte
eine vorübergehende Sperrung, da die Bolzen marode waren, die den Mittelteil
der Brücke hielten. Lüder mochte nicht daran denken, welches Chaos rund um
Rendsburg herrschen würde, müsste der gesamte Verkehr durch den Tunnel
umgeleitet werden.
    Das ist eine
weitere Methode, eine Nation zugrunde zu richten, dachte er grimmig, es geht
nicht nur mittels Angriffs auf die Computernetze. Während er versuchte, Licht
in die Geheimnisse um die neuen Technologien zu bringen, war er machtlos dem
Verkehrschaos ausgesetzt.
    Schließlich
erreichte er Rendsburg. Obwohl der Paradeplatz noch zum inneren Ring der
Kernstadt zählte, wirkte er wie ausgestorben. In Rendsburg erstarb das Leben
mit dem Schließen der Geschäfte. Und das trübe, nasskalte Wetter tat ein
Übriges.
    Das große Areal
wurde zur Hälfte von Bürgerhäusern umrahmt, auf der gegenüberliegenden Seite
lag der Stadtpark, der durch den Stadtsee vom Zentrum getrennt war. Vom
Paradeplatz führten Straßen strahlenförmig fort, die an Rendsburgs Zeit als
Residenzstadt erinnerten: Prinzen- und Prinzessinstraße, König- und
Königinstraße. In einem der prächtigen alten Häuser, die den Platz säumten,
wohnte Frank Hundertmarck.
    Lüder klingelte
mehrfach, bis sich zu seinem Erstaunen eine müde klingende Stimme meldete:
»Ja?«
    »Lüders.
Landeskriminalamt. Ich möchte mit Ihnen reden.«
    »Ja. Moment.«
    Der Summer
ertönte, und Lüder trat ein. Hinter der schweren Holztür erwies sich das Haus
als von Grund auf saniert. Man hatte mit viel Mühe das Althergebrachte bewahrt,
aber das Haus vom möglicherweise vorhandenen Muff vergangener Jahre erfolgreich
befreit.
    Hundertmarck
empfing ihn an der Wohnungstür. Der Mann sah aus, als hätte er einen tagelangen
schweren Kater überstanden. Er trug einen Hausanzug. Die Füße steckten in
dänischen Holzpantoffeln. Auf Socken hatte Hundertmarck verzichtet. Die Haare
waren noch nass. Er musste kurz vor Lüders Besuch geduscht haben.
    »Kommen Sie«,
sagte Hundertmarck müde und ging in ein modern eingerichtetes Wohnzimmer
voraus. Die Einrichtung war hell und freundlich gehalten, weißes Leder, weiße
Möbel, die mit leicht abgetöntem Glas kombiniert waren. Der Raum war durch ein
Podest optisch in zwei Bereiche gegliedert, die durch eine geschickt
angebrachte Beleuchtung in ein warmes Licht getaucht wurden. Wenn das Interieur
auch nicht Lüders Geschmack entsprach, war es doch durch einen persönlichen
Stil geprägt.
    »Möchten Sie auch
einen Kaffee?«, fragte Hundertmarck und verschwand in der Küche, nachdem Lüder
genickt hatte. Es erklang das Klappern, Rauschen und Zischen eines der modernen
Kaffeeautomaten, die offenbar alle Anforderungen auf diesem Gebiet befriedigen
konnten. Lüder hätte es nicht verwundert, wenn irgendwann auch noch die
Kaffeebohnen selbst im Automaten gezogen würden.
    Während
Hundertmarck in der Küche mit dem Zubereiten des Getränks

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