Schwere Wetter
ist
zutreffend.«
»Eines verstehe
ich nicht«, sagte Lüder und ließ es wie beiläufig klingen. »Die ›global data
framework‹ sammelt und analysiert Daten, während die Schwester ›securus
consulting‹ Systeme entwickelt und vermarktet, die genau das zu verhindern
suchen.«
»Das kann ein
Außenstehender nicht begreifen«, sagte Hundertmarck mit einem müden Lächeln.
»So verrückt ist die IT -Welt.«
»Dann verstehen
al-Rahman und der junge Wu etwas von beiden Seiten?«
»Darin liegt das
Geniale.«
»War das Ihre
Idee?«
»Nein«, gab
Hundertmarck zu. »Ich glaube, das ging von Anders Malmström aus.«
»Wer gehört zu
Ihrem Kundenkreis?«
»Konzerne, nicht
nur nationale, aber auch Behörden und öffentliche Auftraggeber.«
»Staaten?
Polizeibehörden? Geheimdienste?«
»Möglich«, wich
Hundertmarck aus.
Lüder hatte
wertvolle Informationen gewinnen können. Zu seinem Puzzle kamen immer mehr
passende Teile. Mehr konnte er heute nicht in Erfahrung bringen, auch wenn
Hundertmarck im begreiflichen Ärger über seine fristlose Entlassung Interna
verraten hatte, die Lüder sonst nicht erfahren hätte.
»Gibt es Kontakte
zu Dirk Rottenberg von der Kieler Uni?«, fragte Lüder zum Abschluss.
Schließlich hatte Eglschwilers Assistent von der Heimkehr des Professors
gewusst und war nicht zum vereinbarten Treffpunkt erschienen.
»Man kennt sich«,
sagte Hundertmarck ausweichend. »Es sind nicht viele Köpfe, die sich auf dem IT -Parkett in Schleswig-Holstein tummeln.«
Zufrieden trat
Lüder die Heimreise nach Kiel an, wenn er auch mit einem Hauch Unbehagen der
Begegnung mit Margit entgegensah, die mit Sicherheit nach der Ursache für die
blutbefleckte Kleidung fragen würde.
Sein Gefühl trog
nicht. Margit ließ ihm kaum Zeit für eine flüchtige Umarmung, bevor sie ihn mit
Fragen überfiel. Sie war sichtlich missgelaunt, als er stur bei seinen
Erklärungen blieb. So schlich er sich ins Obergeschoss und klopfte an Thorolfs
Zimmertür. Nichts rührte sich. Vermutlich hatte er Lüders Klopfen gar nicht
gehört. Lüder versuchte es erneut. Nach dem dritten Fehlversuch öffnete er die
Tür einen Spalt und steckte den Kopf hinein.
»Darf ich?«
Erschrocken fuhr
Thorolf zusammen und versuchte instinktiv, etwas zu verbergen, was auf seinem
Computer lief. Er schob den Kopfhörer zur Seite und fauchte Lüder an: »Was soll
das? Gibt es hier keine Privatsphäre mehr?«
»Deshalb bin ich
hier.«
»Wenn du die
achten würdest, wärst du nicht lautlos bei mir
eingedrungen.«
»Hast du eine
Ahnung, wie viele Fremde bereits bei dir eingedrungen sind?« Lüder zeigte auf
den Bildschirm. »Dadurch.«
»Blödsinn. Für wie
bescheuert hältst du mich?«
»Darf ich dir
etwas zeigen?«
»Du? Hast du
Ahnung davon? Ihr Alten tappt doch im Blindflug durch das Netz.«
»Ich weiß viel
mehr, was da abgeht, als du ahnst«, erwiderte Lüder. Sanft schob er Thorolf zur
Seite.
»Eh, du machst
mein System ill .«
»Ill?«
»Ja. Krank. Versau
mir bloß nicht meine Einstellungen.«
»Da ist schon
alles kaputt. Pass mal auf.«
Lüder rief
nacheinander mehrere soziale Netzwerke auf und zeigte Thorolf, was er über den
Jungen im Netz gefunden hatte.
»Na und? Das
machen doch alle.«
»Findest du es
lustig, wenn deine Kinder dich später sehen, wie du im Arm von einem
Schulfreund betrunken herumtorkelst und dabei eine Flasche schwenkst? Selbst
dein Lallen ist deutlich zu vernehmen.«
»Das war doch Fun.
Außerdem machen das alle so.«
»So? Davon ist
aber nichts zu lesen. Und das hier? Dein Kommentar zu den aktuellen Beschlüssen
der Bundesregierung?«
»Das ist freie
Meinungsäußerung. Die ist sogar im Grundgesetz verbrieft.«
»Aber nicht mit
solchen drastischen Worten.«
Lüder rief ein
anderes Profil auf. »Ist das einer deiner Freunde?«
»Weiß nicht.«
Thorolf zeigte sich nur mäßig interessiert.
»Immerhin hast du
die Freundschaftsanfrage positiv beantwortet.«
»Ist doch cool,
viele Freunde zu haben.«
»Auch Leute, die
du gar nicht kennst?«
»Logo. Nur die
Zahl ist wichtig.«
»Sieh mal. Der
nennt sich ›nuoret rakastaja‹. Ist das nicht verrückt?«
»Was soll der
Scheiß. Ist doch egal, wie der Typ sich nennt.«
»Findest du? Ich
habe die Verbindung zwischen dir und ihm herstellen können. Das kann auch jeder
andere. Wollen wir uns mal das Profil ansehen?«
»Was bringt das?«
Lüder wechselte zu
»nuoret rakastaja«. Auf dem Foto zum Profil erschien ein Koalabär.
»Cool«,
Weitere Kostenlose Bücher