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Schwere Wetter

Titel: Schwere Wetter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bruce Sterling
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ist kein Spaß für die Erben. Uns bleibt noch ausreichend Zeit, ein Testament aufzusetzen, es mit einer digitalen Unterschrift zu versehen und an einem sicheren Ort zu hinterlegen. Damit meine ich dich, Dunnebecke. Das war alles.« Er setzte sich.
    Lange Zeit sagte niemand etwas.
    Schließlich fand Jane, jetzt sei die Reihe an ihr, aufzustehen. »Ich möchte bloß sagen, daß ich wirklich stolz auf euch bin. Und daß ich ein gutes Gefühl bei der Sache habe. Ich wünsche euch morgen eine gute Jagd, Leute. Das war alles.« Sie setzte sich.
    April Logan stand auf. »Verzeihen Sie mir, daß ich mich in Ihre Beratung einmische, aber wenn Sie nichts dagegen haben, würde ich Sie gerne etwas fragen.«
    April Logan blickte Jerry an. Jerry hob die Brauen.
    »Eigentlich handelt es sich um eine Meinungsumfrage.«
    »Na los, fragen Sie schon«, flüsterte Jane ihr zu.
    »Meine Frage an Sie lautet: Wann, glauben Sie, hat die Menschheit endgültig die Kontrolle über ihr Schicksal verloren? Nach Möglichkeit würde ich Sie bitten, einzeln zu antworten.« April zückte einen Notizblock. »Bitte beginnen Sie irgendwo im Kreis - zum Beispiel hier zu meiner Linken.«
    Martha Madronich erhob sich widerwillig. »Also, ich hasse es, die erste zu sein, aber um Ihre Frage zu beantworten, Professor, ich finde, wir haben die Kontrolle irgendwann während des Ausnahmezustands verloren.« Sie setzte sich.
    Ed Dunnebecke stand auf. »Ich würde sagen, es war 1968. Vielleicht 1967. Wenn man sich die CO2-Statistik anschaut, dann stellt man fest, daß damals noch gute Aussichten bestanden, alles zurückzufahren, und daß die Leute ganz genau wußten, wie gründlich sie dabei waren, die Umwelt zu ruinieren. Zu dieser Zeit gab es ein beträchtliches revolutionäres Potential und auch einen beträchtlichen politischen Willen, aber statt dessen hat man die Gelegenheit wegen der Drogen, dem Marxismus und dem ganzen mystischen Scheiß ungenutzt verstreichen lassen, und danach konnte man sich nicht mehr aufraffen. Neunzehnhundertachtundsechzig, ganz eindeutig. Das war alles.«
    Greg Foulks stand auf. »Ich stimme mit Ed soweit überein, bloß meine ich, daß es auch noch 1989 eine letzte Möglichkeit gegeben hat. Vielleicht sogar noch '91, nach dem ersten Golfkrieg. Aber nachdem man die Chance auf eine wirklich neue Weltordnung '89 und '91 vertan hatte, war endgültig alles im Eimer. Das war alles.« Er setzte sich.
    Carol Cooper stand auf. »Also, diese Frage wird einem natürlich häufiger gestellt… Halten Sie mich ruhig für romantisch, aber ich glaube, es war 1914. Der Erste Weltkrieg. Ich meine, wenn man sich die lange Friedensperiode in Europa vor dem Gemetzel anguckt, möchte man eigentlich meinen, die politische Vernunft hätte damals die Chance gehabt, sich durchzusetzen. Und wenn wir nicht den größten Teil des zwanzigsten Jahrhunderts mit Faschismus, Kommunismus und den ganzen anderen bescheuerten Ismen vertan hätten, dann hätten wir vielleicht was Ordentliches zustande gekriegt, und außerdem, ganz gleich, was Janey dazu meint, war der Jugendstil die letzte vernünftige Bewegung auf dem Gebiet der grafischen Kunst. Das war alles.«
    Als nächstes war Sam Moncrieff dran. »Ende der 1980er… da gab es ein paar Kongreß-Anhörungen zum Thema globale Erwärmung, die keinerlei Beachtung fanden… Und die Vereinbarungen von Montreal hinsichtlich der FCKW; wenn man da schon konsequent gegen CO2 und Methan vorgegangen wäre, stünden wir heute erheblich besser da. Wahrscheinlich hätten wir immer noch schweres Wetter, aber nicht so wahnsinnig schwer. Ende der Achtzigerjahre. Das war die letzte Chance. Ganz eindeutig. Das war alles.«
    Rick Sedletter stand auf. »Wie Greg bereits sagte.« Er setzte sich.
    Peter Vierling erhob sich. »Vielleicht irre ich mich da, aber ich meine, der PC hätte in den Fünfzigerjahren kommen müssen anstatt erst in den Siebzigern, das hätte uns eine Menge Zeit erspart. Na ja… ist ja auch egal.« Er setzte sich.
    Bussard stand auf. »Ich glaube, der Völkerbund hat's in den Zwanzigerjahren vermasselt. Die Idee war an sich gar nicht schlecht, wegen des strikten, saublöden Isolationismus der USA ist bloß nichts draus geworden. Außerdem hätte es in der Anfangszeit der Luftfahrt besser laufen sollen. Wenn sich die Freiheit über den Wolken eher durchgesetzt hätte… Eine Schande, daß Charles Lindbergh mit den Faschisten sympathisiert hat. Das war alles.«
    Joanne stand auf. »Neunzehnhundertfünfundvierzig.

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