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Schwere Wetter

Titel: Schwere Wetter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bruce Sterling
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pittoresk. Sie waren braun und ausgemergelt, sie zitterten und waren verzweifelt und unansehnlich, wie ausrangierte, schäbige Stofftiere, die man gewaltsam durch ein Astloch gedrückt hatte. Jane meinte sogar, die Eselhasen riechen zu können. Der heiße Geruch der Panik ging von ihnen aus, ein Gestank nach brennendem Dung.
    Der Wagen fuhr an den Straßenrand und hielt an.
    »Also, jetzt ist alles klar«, meinte Alex nachdenklich. »Selbst diese Viecher mit ihrem Hasenhirn haben mehr Verstand als wir. Wenn wir gescheit wären, würden wir auf der Stelle kehrtmachen und in die gleiche Richtung abhauen wie sie.«
    »Ach Gott, Alex. Die ziehen doch bloß woanders hin. Das ist wegen der Dürre. Die armen Viecher haben Hunger.«
    »Schon möglich, aber das ist nicht der Grund, warum sie weglaufen. Hast du in letzter Zeit hier irgendwelche Vögel gesehen? Rotschwänzige Falken? Truthahngeier? Scherenschwänze?«
    »Worauf willst du hinaus?«
    »Jane, jedes wildlebende Tier, das von hier weg kann, haut so schnell wie möglich ab. Kapiert? Das ist kein Zufall.« Er hustete leicht und räusperte sich. »Ich hab mich ein bißchen erkundigt«, sagte er. »In dieser Gegend gibt es einige Orte mit einer Menge Unterschlupf. Richtig gute, solide Sturmbunker. Zum Beispiel in Woodward. Dieser Ort wurde vor zehn Jahren von einem F-4 plattgemacht, daher haben sie sich ein paar Diamantbohrer besorgt und riesige unterirdische Schutzräume angelegt. Großstadtbunker, mit ganzen Malls und auch einer Menge Privatunterkünften. Bis dahin sind es nur zwanzig Minuten.«
    »Was du nicht sagst. Ist ja nett, daß du soviel Initiative zeigst.«
    »Ich möchte ein Abkommen mit dir treffen«, sagte er. »Wenn es hier wirklich losgeht, dann möchte ich, daß du in einem Bunker bist.«
    »Ich, Alex? Ich, nicht du?«
    »Genau. Dadurch vergibst du dir nichts. Ich kann dir soviel
    Daten beschaffen, wie du willst. Für dich würde ich den Kern von dem Ding anbohren, ich schwör's bei Gott. Das werd ich auch. Aber du mußt überleben, damit du hinterher alles zusammensetzen und auswerten kannst. Und auch, um es zu verkaufen. Hab ich recht? Wenn ich dabei draufgehe, ist das für niemanden ein großer Verlust. Aber, Janey, wenn du das nicht überlebst, dann war's das für deine Karriere.«
    »Alex, es ist meine Karriere.«
    »Wenn du nicht überlebst, hast du gar nichts. Das ist nur vernünftig, denk mal drüber nach.«
    »Sehe ich etwa so aus, als hätte ich Angst? Glaubst du, ich wollte weglaufen und mich verstecken? Glaubst du, deine blöden Ideen gefielen mir?«
    »Ich weiß, daß du richtig mutig bist, Janey. Das beeindruckt mich nicht. Ich habe auch keine Angst. Sehe ich etwa so aus, als hätte ich Angst?« Das tat er nicht. »Sehe ich vielleicht so aus, als war's mir nicht ernst?« Auch das war nicht der Fall. »Ich versuche bloß dir klarzumachen, daß es blödsinnig wäre, wenn wir beide umkämen. Beide Unger auf einmal? Was würde dann aus unserem Dad?«
    »Ja, was wohl?«
    »Na ja, mit unserem querido papa haben wir nicht gerade das große Los gezogen, aber er macht sich Sorgen! Ich meine, ein bißchen schon. Zumindest würde er seine Tochter nicht ins Verderben schicken, bloß um seine eigene Neugier zu befriedigen!« Alex redete immer schneller. »Ich glaube, Mulcahey macht sich schon was aus dir, wenn er dich bei seiner ganzen Mathematik überhaupt bemerkt, und eben deshalb hat Jerry uns zusammen eingeteilt, damit du's ein bißchen langsamer angehen läßt und keine Dummheiten machst. Stimmt's? Stimmt! Das sieht ihm ähnlich!«
    Jane sah ihn sprachlos an.
    »Dann macht sich Jerry also was aus dir, das gestehe ich ihm durchaus zu, aber er macht sich nicht genug aus dir! Es ist mir egal, womit er dich becirct und dazu gebracht hat, dieses Leben zu führen, aber wenn er dich so lieben würde, wie es sein sollte, dann hätte er dich nie im Leben hierhergeschickt! Das ist doch ein Selbstmordunternehmen! Du bist eine junge Frau, die eine Menge auf dem Kasten hat, und du solltest nicht als kaputte, zermatschte, blutige Puppe hier in dieser gottverfluchten Ödnis enden!« Er bekam einen Hustenanfall. »Sieh dir bloß mal diese Wolken an, Jane!« krächzte er. »So sollten Wolken einfach nicht aussehen! Wir werden hier draußen doch plattgewalzt, als wären wir auch bloß zwei von diesen Kaninchen.«
    »Nimm's leicht! Du verlierst die Nerven.«
    »Quatsch mir nicht die Ohren voll, guck lieber mal nach oben!«
    Jane tat unwillkürlich wie geheißen. Der

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